Die Baller League will vor allem eine junge Zielgruppe im Internet ansprechen. Sie verspricht „ehrlichen Fußball“, ohne viel Schnickschnack.
König Fußball regiert die Welt. Volle Stadien, steigende Umsätze, große Beliebtheit. Vor allem die Männer-Bundesliga ist eine Erfolgsgeschichte. Doch der Schein trügt, vor allem jüngere Menschen interessieren sich immer weniger für den Sport. Eine Studie bescheinigte schon vor Jahren, dass die „Post-Millenials“ (Jahrgänge nach 1999) immer weniger mit den 22 Mannen, die einem Ball hinterherjagen, anfangen können.
Auch die Einschaltquoten im TV suggerieren das. Insbesondere jüngere Zuschauergruppen schalten nicht mehr ein, um sich ein 90-minütiges Spiel in voller Länge anzuschauen.
Warum ist das so?
Zum einen hat sich das Nutzungsverhalten geändert. Im Netz sind schnelle „Happen“ gefragt. Auch andere Sportarten wie die amerikanische Profi-Football-Liga (NFL) macht der Bundesliga Konkurrenz. Ein weiterer Faktor dürfte sein, dass die Bundesliga seit Jahren nicht mehr im Free-TV läuft. Im Netz, auf Youtube, sind erste Highlights erst ab Montag (0 Uhr) zu sehen, ohne dass man dafür zahlen muss. Und im Zweifel zockt die Jugend lieber selbst – oder schaut anderen beim Zocken zu.
Das Phänomen macht sich eine weitere, neue Liga zunutze, die sich bewusst an ein junges, Streaming-affines Publikum richtet: die Baller League. Was hat es mit der Liga auf sich? Wer hat sie gegründet? Und wie unterscheidet sich von der Bundesliga?
Wer hat die Baller League gegründet? Und was verspricht die Liga?
Die Baller League ist eine Kleinspielfeld-Liga, gespielt wird in der Halle auf einem 50x29 Meter großen Feld mit Bande. Gegründet haben sie die Fußball-Profis Mats Hummels und Lukas Podolski. Die beiden (ehemaligen) Nationalspieler fungieren als „Präsidenten“, Podolski auch als Teammanager. Dahinter fungieren Felix Starck und Thomas de Buhr als CEOs, Daniel Donaldson, der zuvor für die Deutsche Fußball-Liga (DFL) gearbeitet hatte, ist für die Vermarktung verantwortlich.
Die Liga will sich anlehnen, an einen gepflegten Kick auf dem Bolzplatz – das Geschehen auf dem Feld soll „unvorhersehbarer, echter und technischer Fußball“, lautet das Versprechen. „Ohne Politik. Ohne Taktik.“ Und vor allem: kostenlos für die Fans.
Wer tritt in der Baller League an?
Die Liga besteht aus zwölf Teams, die jeweils von zwei mehr oder weniger bekannten „Promi-Managern“ angeführt werden. Darunter sind beispielsweise die Fußballerinnen Alisha Lehmann (West Ham) und Jule Brand (VfL Wolfsburg), Kevin-Prince Boateng.
Aber auch die Streamer Gamer Brother, Trymax, und, MonatanaBlack und Knossi, die im Netz teils ein Millionenpublikum erreichen, der Rapper Kontra K sowie Comedian und Autor Felix Lobrecht, sowie andere „Creator“ mit einer hohen Followerzahl, die für Reichweite sorgen sollen, sind dabei. Unter anderem sind weitere bekannte Gesichter wie Stefan Effenberg und Kevin Großkreutz an den ersten beiden Spieltagen aufgeschlagen.
Neun Spieler pro Team wurden bei einem sogenannten „Draft“ – ähnlich dem in den nordamerikanischen Profiligen – gewählt. Die Amateure und Halbprofis konnten sich vorher bewerben, insgesamt taten das mehr als 16.000 Spieler. Darunter finden sich auch einige bekanntere Namen aus dem Fußball-Zirkus. Beispielsweise Moritz Leitner (ehemalis VfB Stuttgart und Borussia Dortmund), Marcel Heller (Darmstadt 98) oder Richard „Richy“ Sukuta-Pasu (Kaiserslautern) sowie einige Drittligaspieler.
Ein Jedermann-Kick sind die Spiele also nicht, der sportliche Wert ist – im Vergleich zu einer Profiliga – aber überschaubar. Zumal die Teams teils nicht einmal regelmäßig gemeinsam trainieren. Eine weitere Besonderheit der Liga: Pro Spieltag können die Teams zwei sogenannte Wild-Card-Spieler in die Mannschaft holen. Jedes Team besteht somit aus elf Spielern.
Nach welchen Regeln wird in der Baller League gespielt?
Die Partien finden immer montags statt. Gespielt wird Sechs gegen Sechs, eine Partie dauert zwei Mal 15 Minuten. Insgesamt sind elf Spieltage bis Anfang April angesetzt, sodass jeder gegen jeden antritt. Aam 6. April findet ein „Final-Four“ mit den besten vier Teams statt.
Und was ist dann das Besondere an der Liga?
Um die Spiele einem jungen Publikum schmackhaft zu machen, gehören Elemente dazu, die an ein Videospiel erinnern – die sogenannten „Gamechanger“ beziehungsweise „Galaxy Minutes“. Diese gelten jeweils für die letzten drei Minuten einer Halbzeit. Die Regeländerungen werden mit einem virtuellen Glücksrad bestimmt:
Gamechanger (gelten für die finalen drei Minuten der ersten Halbzeit):
- „One Touch“: Der Ball darf in der gegnerischen Hälfte nur noch einmal pro Spieler berührt werden
- „3Play“: Die Zahl der Feldspieler halbiert sich
- „Volley“: Tore zählen nur noch, wenn der Ball nach einem Volley-Schuss ins Tor geht
Galaxy Minutes (gelten für die finalen drei Minuten der zweiten Halbzeit):
- „1:1“: Es steht nur noch ein Spieler pro Team auf dem Feld; es wird also Eins-gegen-Eins gespielt
- „Shot Clock“: Ähnlich wie beim Basketball muss innerhalb einer bestimmten Zeit ein Torschuss erfolgen
- „Fast Forward“: Wird der Ball über die Mittellinie gespielt, darf das angreifende Team nicht mehr zurück in die eigene Hälfte
Wo wird die Baller League übertragen?
Die Partien werden allesamt auf Twitch, wo viele Manager auch ihre eigenen Kanäle bespielen, übertragen. Auf der Online-Plattform erreichten die ersten beiden Spieltag jeweils weit über eine Million Zuschauer. Die Übertragung ist kostenlos. Das gilt auch für die Plattform Joyn, die ebenfalls überträgt.
Außerdem ist das jeweilige „Topspiel“ jedes Spieltags auch im Free-TV auf dem Spartensender ProSieben Maxx zu sehen.
Hier geht es zum Twitch-Kanal der Baller League.
Wer finanziert die Baller League?
Die vier Gründer haben in die eigene Liga investiert, nach Informationen des Kicker gehört auch Krombacher-Chef Bernhard Schadeberg zu den Gesellschaftern. Die Liga finanziert sich ansonsten aus Sponsoring.
An der Vermarktung sind auch die Sport-Spezialisten von Sportfive, die auch in der Bundesliga tätig sind. Sie haben unter anderem das Netzwerk Xing als größten Sponsoren gewonnen. Außerdem sind als „Partner“ Vodafone, Samsung, Nivea und die Techniker Krankenkasse gelistet.