Bärbel Erb (links) Ilse Knauer vom Vorstand und Helmut Seher engagieren sich für den Fellbacher Ortsverein der Naturfreunde Foto: Stoppel

Die Fellbacher Naturfreunde haben ein vielseitiges Jubiläumsprogramm geschnürt. Auftakt ist mit einer Matinee am 28. Januar. Der Verein hat sich schon früh für Nachhaltigkeit und Völkerverständigung stark gemacht – Themen, die längst neue Aktualität gewonnen haben.

Wer bei Vollmond mitten durch den Wald geht, der nimmt den nächtlichen Wald und seine Bewohner auf eine neue Art wahr. Durch das diffuse Licht eröffnen sich neue Sinneserfahrungen, Geräusche werden anders und intensiver als am Tag wahrgenommen, kurzum es kann ein unvergessliches Erlebnis sein, bei Vollmond auf Tour zu gehen.

Zu solch einem besonderen Erlebnis laden die Naturfreunde am Samstag, 24. Februar, ein – inklusive interessanten Geschichten zum Mond, serviert werden außerdem Vollmondglühwein und Mondkekse.

Über das ganze Jubiläumsjahr gibt es Veranstaltungen für alle Generationen

Es ist eine der Veranstaltungen, mit der die Naturfreunde Fellbach ihr 100-Jahr-Jubiläum feiern. Ein rund zehnköpfiges Team hat ein geballtes Programm über das ganze Jubiläumsjahr verteilt geschnürt. Die einzelnen Angebote machen mit ihrer großen Bandbreite auch ein Stück weit deutlich, wofür die Naturfreunde stehen. Die Naturfreunde Deutschlands bezeichnen sich selbst als ein „sozialökologisch und gesellschaftspolitisch aktiver Verband für Umweltschutz, sanften Tourismus, Sport und Kultur.“ Gegründet wurde der Verband 1895 in Österreich, sein Anliegen war, Arbeitern unter anderem Freude an der Natur und ein Gefühl von Zusammengehörigkeit zu geben. Dieser Gedanke hatte auch in Fellbach Wurzeln geschlagen, im März 1924 war die Fellbacher Ortsgruppe gegründet worden.

Vom veganen Kochkurs über eine Wildkräuterwanderung, einer Veranstaltung die auch der Frage nachgeht, ob der Fellbacher Stadtwald für den Klimawandel gerüstet ist bis zur „Politik im Grünen“ und einem großen Naturfreundefest mit Shuttle zur neuen Kelter reicht die Palette des Programms zum hundertjährigen Bestehen. Großer Auftakt ist eine Jubiläums-Matinee am Sonntag, 28. Januar, bei der auch ein Rückblick auf die Geschichte geworfen wird.

Mit einem Wasserwägele wurde das Nass per Leiterwagen und Milchkanne geholt

Und diese war wechselvoll: Während des Regimes der Nationalsozialisten waren die Naturfreunde wie viele andere Vereine und Organisationen der Arbeiterbewegung verboten worden. Schon ein Jahr nach Ende des Zeiten Weltkriegs setzte sich die Ortsgruppe dafür ein, dass der Verein neu zugelassen wurde. Der Vereinsvorstand bemühte sich um die Überlassung des ehemaligen Hitler-Jugendheims. Über die Jahre wurde das Gebäude durch die Fellbacher Ortsgruppe und befreundete Naturfreunde renoviert, ausgebaut und vergrößert. In der Chronik sind Bilder von den „Wasserholern“ um 1948 zu sehen. Denn bereits 1946 gab es dort die erste Kinderstadtranderholung – seinerzeit noch organisiert von der Naturfreunde-Ortsgruppe selbst. Mit einigen logistischen Herausforderungen. So gab es 1946 noch keine Wasserleitung zum Naturfreundehaus. Dafür kam das Wasserwägele zum Einsatz. Mit einem Leiterwagen, bestückt mit zwei großen Milchkannen, wurde das Nass von der Quelle beim Wasserreservoir zum Haus transportiert. Ab 1947 wurde die Stadtranderholung von der Arbeiterwohlfahrt Fellbach durchgeführt. Auch Bilder von der Einweihung des Naturfreundehauses 1946 sind dokumentiert sowie die zahlreichen Veränderungen des Gebäudes am Kappelberg mit seiner herrlichen Sicht ins Remstal.

„Das Naturfreundehaus ist die Basis für unseren Verein“, sagt Helmut Seher. In ihrem Domizil finden Vereinsabende, Treffen und Veranstaltungen statt. Ehrenamtliche Hausdienste sorgen an den Wochenenden für das Wohl der Gäste. Für Übernachtungsgäste stehen außerdem insgesamt 25 Betten in sechs Zimmern bereit. Aber die Naturfreunde mache natürlich noch viel mehr aus als die Bewirtung und das Management des Naturfreundehauses auf dem Kappelberg, macht Helmut Seher, langjähriges Mitglied des Vereins deutlich. Auch Bärbel Erb und Ilse Knauer vom Vorstand unterstreichen, dass es zum Selbstverständnis der Naturfreunde gehöre, sich für Nachhaltigkeit, ein soziales und menschliches Miteinander und Völkerverständigung einzusetzen. Dazu gehören auch sportliche und kulturelle Aktivitäten.

Beispielsweise waren bei der Menschenkette Stuttgart-Ulm 1983 gegen atomare Aufrüstung Mitglieder der Naturfreunde vor Ort. Bereits 1993 beteiligten sich mehrere Mitglieder an einer Lichterkette gegen Ausländerfeindlichkeit, wie in der Vereinschronik zu lesen ist. Die Anliegen der Naturfreunde gewinnen immer wieder neue und brennende Aktualität. Das geballte Jubiläums-Programm macht aber auch deutlich, wie lebendig die Fellbacher Ortsgruppe ist. So bewirtschaften Ehrenamtliche über das ganze Jahr das Naturfreundehaus auf dem Kappelberg. Viele Naturfreundehäuser sind inzwischen verpachtet, da die Vereine diese nicht mehr stemmen können. Doch natürlich erhoffen sich die Programmmacher auch, neue und auch jüngere Mitglieder ansprechen zu können.

Mitglieder haben sich 1993 an einer Aktion gegen Ausländerfeindlichkeit beteiligt

„Die Naturfreunde freuen sich über jeden Gast und jeden, der sich einbringen möchte“, sagt das engagierte Trio.