Helmut Bucek mit dem Holunder, der einst ein Kirschbaum war Foto: Gottfried Stoppel

Helmut Bucek erzählt, wie sehr der alte, mächtige Kirschbaum in seinem Garten in Fellbach früher Nachbarskinder angezogen hat – und wie der Baum schließlich zum Holunder geworden ist.

Um den Holunder ranken sich viele Mythen und Sagen. Feen und Waldgeister sollen in dem Strauch wohnen, der auch ein Liebling der germanischen Göttin Holda gewesen sein soll. Und die Blüten des Holunders werden im Märchen der Gebrüder Grimm der Frau Holle zu Schnee, welcher auf die Erde fällt.

Doch so märchenhaft ging es bei der Verwandlung des Kirschbaums im Garten von Helmut Bucek nicht zu. Auch wenn sich der Schmidener über das Ergebnis sehr wunderte. „Aus meinem Kirschbaum ist ein Holunderbaum geworden“, erzählt er. Ein Nachbar habe ihn aufgefordert, sich doch mit der besonderen Wandlung seines Baums im Garten an die Zeitung zu wenden. Wer einen ersten Blick auf den Baum im Garten in der Charlottenstraße wirft, sieht dort einen prächtigen Holunderbusch stehen. Die Phase der Hitze und Trockenheit in den vergangenen Wochen hat er bestens weggesteckt und zeigt viele angesetzte Früchte.

Doch bei genauerem Hinschauen sieht man, dass der Stamm des Holunders ummantelt ist – von der knorrigen Rinde des ehemaligen Kirschbaums. Der Holunder wächst im Schutz des alten Baumes in die Höhe.

Helmut Bucek zeigt ein Bild, das auf seinem Krug prangt. Seine Enkeltochter hält er auf dem Foto auf dem Arm, im Nacken von Helmut Bucek hängen prächtige Kirschen, während er von einem Zweig die knallroten Früchte pflückt. „Da war meine Enkeltochter etwa zwei Jahre alt, inzwischen ist sie acht“, sagt er. Das Bild ist auch eine Erinnerung daran, welche Rolle der stattliche Baum gespielt hat. Kinder seien über Zaun und Hecke geklettert, um von den Süßkirschen zu naschen, erzählt Helmut Bucek. Das sei in Ordnung gewesen. „Wir hätten die riesige Ernte nie selber essen oder verarbeiten können“, so der Schmidener. Von oben bis unten habe der Baum mit Früchten vollgehangen.

Der Sturm in Fellbach hat den Kirschbaum beschädigt

Doch dann kam der Sturm. Vor vier Jahren etwa hatte ein schweres Unwetter in Schmiden seine Spuren hinterlassen. Dabei habe der Kirschbaum gelitten, ein riesiger Ast des Kirschbaums sei abgebrochen. Danach habe er die Bäume im Garten auf ihre Standsicherheit von einer Fachfirma untersuchen lassen. Zu groß sei die Sorge gewesen, dass sie bei einem weiteren Unwetter aufs Haus fallen und Schäden anrichten. Der Experte habe geraten, den alten Kirschbaum zu stutzen. „Irgendwann sind dann mitten im Kirschbaum ein paar Zweige erschienen“, erinnert sich der Hobbygärtner, „ich habe gleich gewusst, dass das Holunder ist.“ Bucek geht davon aus, dass es Vögel waren, die die Holundersamen verbreiteten und den Baum dadurch wachsen ließen.

Helmut Buceks Eltern haben Landwirtschaft betrieben

Den Bezug zur Natur hat er in seiner Kindheit entwickelt. „Meine Eltern hatten damals eine Landwirtschaft“, erzählt er. In der Nähe von Cham hätten sie einen kleinen Betrieb mit Milchwirtschaft und Getreideanbau geführt. Eigentlich hätte Bucek gerne die Landwirtschaft fortgeführt. Doch damals habe noch der Vater entschieden, welche Berufe für den Nachwuchs infrage kommen. So sei er Koch und sein Bruder Metzger geworden. 1969 hatte sein Vater den landwirtschaftlichen Betrieb aufgegeben. Seit mehr als 40 Jahren wohnt Helmut Bucek mit seiner Familie in Fellbach-Schmiden. Das Interesse an Natur und Landwirtschaft hat er mit in die neue Heimat genommen.

Der Klimawandel und seine Folgen sind auch für Helmut Bucek in seinem kleinen Grün ums Haus spürbar. Die zwei 300-Liter-Tonnen, mit denen er das Regenwasser sammelt, seien in der vergangenen langen Trockenphase schnell leer gewesen. „Im nächsten Jahr lasse ich die Wiese höher wachsen“, sagt er, „dann trocknet sie vielleicht nicht mehr so schnell aus.“ Und an dem vitalen Holunder freut er sich, dem der Platz im Garten offensichtlich gefällt.