Künftig fährt die Schönbuchbahn auch abends und am Wochenende mindestens zweimal pro Stunde, wochentags sogar alle 15 Minuten. Foto: Eibner-Pressefoto/Drofitsch

Der öffentliche Personennahverkehr wird immer weiter ausgebaut. Von Dezember an fährt die Schönbuchbahn öfters. Geplant sind auch neue Expressbuslinien, die den Kreis Böblingen mit anderen Landkreisen verbinden.

Ohne Auto im Autobauerkreis Böblingen gut leben zu können – das ist das erklärte Ziel, das der Böblinger Landrat Roland Bernhard ausgegeben hat. Schritt für Schritt wird deshalb der öffentliche Nahverkehr im Landkreis ausgebaut. Über den aktuellen Stand und die weiteren Pläne berichteten der Landrat und Thomas Hachenberger, der Geschäftsführer des Verkehrs- und Tarifverbunds Stuttgart (VVS), in einer Pressekonferenz.

Schönbuchbahn

Von 11. Dezember an werden die Züge der Schönbuchbahn deutlich öfters fahren. Dann gibt es an den Wochenenden und abends auf der gesamten Strecke bis Dettenhausen einen durchgehenden 30-Minuten-Takt (derzeit unter tags oft nur alle 60 Minuten). An den Werktagen kann man dann von mittags bis 20 Uhr abends durchgehend alle 15 Minuten (bislang häufig nur alle 30 Minuten) zwischen Böblingen und Holzgerlingen in einen Zug steigen. Wann allerdings die neuen Elektrozüge des spanischen Herstellers CAF eintreffen, steht noch immer nicht fest. „Erst wenn wir diesen tollen Fahrplan mit den neuen Zügen fahren, sind wir vollkommen zufrieden“, sagte Bernhard. Das Problem: Die Züge brauchen Bremsen, deren Verzögerung auch für Geschwindigkeiten um die 100 Stundenkilometer taugt.

S-Bahn

Zum Fahrplanwechsel im Dezember wird es bei der S 6 nach Rutesheim einen Viertelstundentakt geben. Auch die Buszubringer werden angepasst. Von 12. September an fährt eine Express-S-Bahn-Linie von Weil der Stadt nach Zuffenhausen. Auch bei der S 1 von Böblingen nach Herrenberg werden noch bestehende Taktlücken geschlossen.

Buslinien

Seit Kurzem in Betrieb ist eine neue Buslinie zwischen Gärtringen und Aidlingen. So haben die Aidlinger Anschluss an die S 1 nach Herrenberg und Stuttgart. Eine neue Nachtbuslinie wird eingerichtet, die auch den Amazon-Standort Häslach anbindet. Von Januar 2024 an soll es neue Expresslinien zwischen Böblingen und Waldenbuch sowie Sindelfingen und Nürtingen geben. Im Schönbuch sollen die Takte der Busse verdichtet und weiter entfernt liegende Wohn- und Gewerbegebiete angebunden werden.

Stadtbahnlinie

Untersucht wird momentan die Möglichkeit einer Stadtbahnlinie von Stuttgart bis nach Böblingen und Sindelfingen. Prognostiziert werden auf dieser Strecke 11 700 Fahrgäste pro Tag. Für eine Stadtbahnanbindung Leonberg rechnet man mit 7800 Fahrgästen. Auch die direkte Stadtbahnanbindung nach Nagold soll überprüft werden.

Weitere Pläne

Besser angebunden werden sollen durch den ÖPNV auch die Städte im Kreis Böblingen mit denen im Kreis Calw.

Tarife und Tickets

Im nächsten März kommt das landesweite Jugendticket. Für 365 Euro können dann alle bis 21 Jahre sowie Auszubildende und Studenten bis 27 Jahre ein Jahr lang überall in Baden-Württemberg Bahnen und Busse nutzen. „Wir sind gerade an Überlegungen, auch ein adäquates Angebot für Erwachsene zu schaffen“, sagte der Landrat Bernhard. Ein weiteres neues Angebot ist das Zehner-Tages-Ticket. Für 39 Euro pro Tarifzone kann man damit an zehn frei wählbaren Tagen im Monat fahren. „Das nutzen vor allem Berufstätige, die viel im Homeoffice oder aber in Teilzeit arbeiten“, so Hachenberger. Sehr gut angenommen werden laut dem VVS die Stadttickets, mit denen man für drei Euro pro Tag im gesamten Stadtgebiet herumfahren kann. 41 000 Tickets verkauft der VVS pro Monat für den Stadtverkehr Böblingen/Sindelfingen, 2700 Stück in Herrenberg.

Fahrgastzahlen

Die Coronapandemie habe sich erheblich auf die Fahrgastzahlen in Bussen und Bahnen ausgewirkt, erklärte der VVS-Geschäftsführer. „Ohne die Rettungsschirme hätten wir das nicht geschafft.“ Noch immer läge die Zahl der Kunden unter denen des Jahres 2019, auch wenn das 9-Euro-Ticket in den vergangenen drei Monaten einen gewaltigen Schub bewirkt habe.

Dieselpreise

Unter den steigenden Dieselpreisen leiden vor allem die Busunternehmen, die durch Corona sowieso schon wirtschaftlich angeschlagen sind. Die Landkreise, die sich im VVS zusammengeschlossen haben, unterstützen die Busunternehmen deshalb mit Zuschüssen für den Treibstoff.

Personalprobleme

Die Busunternehmen leiden zudem unter einem großen Personalmangel. Verstärkt wurde dieser in den vergangenen Monaten durch eine hohe Zahl coronainfizierter Busfahrer, die ausfielen. „Uns blieb auf manchen Strecken nichts anderes übrig, als den Fahrplan einzuschränken“, so Hachenberger.