Beim Großangriff der islamistischen Hamas auf Israel und den darauffolgenden militärischen Gegenangriffen des Staates sterben tausende Menschen – viele von ihnen sind Palästinenser. Aber wo leben Menschen dieser Bevölkerungsgruppe?
Nach dem Großangriff der islamistischen Hamas gegen Israel mit hunderten Toten und Verletzten drohen Deutschland und die EU drohen damit, Hilfsprojekte zugunsten der Palästinenser zu überprüfen und Zahlungen auszusetzen. Die EU-Kommission kündigte am Montag an, ihre Programme für die palästinensische Bevölkerung und die Autonomiebehörde zu überprüfen. Das deutsche Entwicklungsministerium setzte Finanzhilfen vorübergehend aus.
„Wir wollen das mit Israel besprechen, wie unsere Entwicklungsprojekte dem Frieden in der Region und der Sicherheit Israels am besten dienen können“, sagt SPD-Politikerin und Entwicklungsministerin Svenja Schulze dazu. Dies sei „ein Ausdruck unserer unverbrüchlichen Solidarität mit Israel“. Aber, wer sind die Menschen, die ein Zahlungsstopp betreffen würde? Und: wo leben diese?
Wer Palästinenser sind
Palästinenser sind ursprünglich alle Bewohner sowie deren Nachfahren, die im ehemaligen britischen Mandatsgebiet Palästina lebten. Heute werden vor allem die Arabisch sprechenden Bewohner in den palästinensischen Autonomiegebieten – also im Gazastreifen und dem Westjordanland mit Ost-Jerusalem – sowie Angehörige, die in anderen Staaten als Flüchtlinge leben, als Palästinenser bezeichnet.
Palästina ist der ursprüngliche Name für ein Gebiet an der südöstlichen Mittelmeerküste, das das heutige Israel sowie Teile des heutigen Jordaniens, den Gazastreifen und das Westjordanland umfasste.
Heute beanspruchen die Palästinenser den Gazastreifen und das Westjordanland als Staat Palästina. Bei den Vereinten Nationen besitzt er Beobachterstatus und wird von vielen Staaten der Welt anerkannt, allerdings nicht von allen. Deutschland etwa hat Palästina nicht offiziell anerkannt. Israel ebenfalls nicht. Sie kontrollieren de facto das Westjordanland, die Fatah ist eine Operettenregierung. Den Gazastreifen hat Israel geräumt. Hier regiert die Hamas allein.
Der Streit um das ursprüngliche Gebiet Palästinas zwischen Juden und Palästinensern ist der Kern des Nahostkonflikts, allerdings gibt es darüber hinaus noch weitere Konfliktdimensionen.
Wo Palästinenser leben
In den Palästinensischen Gebieten – sprich dem von Israel besetzen Westjordanland mit Ost-Jerusalem und dem Gazastreifen – leben laut Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung insgesamt 5,2 Millionen Menschen mit palästinensischer Abstammung.
Diese verteilen sich auf den Gazastreifen (2,1 Millionen) sowie auf das Westjordanland und Ost-Jerusalem (3,1 Millionen). Allerdings lebt eine große Zahl von Palästinensern als Flüchtlinge in den Nachbarländern Israels. Ein Teil der Palästinenser ist zudem nach der Staatsgründung Isra els 1948 auf dessen Territorium dort geblieben.
Damals erklärten Jordanien, Ägypten, Libanon, der Irak und Syrien den Israelis den Krieg, wenige Stunden nachdem Israels erster Ministerpräsident David Ben Gurion am 14. Mai 1948 die Unabhängigkeitserklärung verlesen hatte. Die Nachbarstaaten sowie die muslimische Bevölkerung lehnten nämlich den 1947 getroffenen Beschluss der UN ab, das Gebiet zu teilen und einen Staat für Juden und Palästinenser zu errichten. Israel siegte, eroberte den Westteil Jerusalems und rund 700 000 Palästinenser flohen.
Viele Palästinenser leben als Flüchtlinge
Zum 01. Januar 2022 gab es laut Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA) insgesamt 5,9 Millionen Palästinenser, die als Flüchtlinge registriert wurden. Davon leben rund 2,4 Millionen in Jordanien, 1,6 Millionen im Gazastreifen, 901 000 im Westjordanland, 580 000 in Syrien sowie 487 000 im Libanon.
Als Palästina-Flüchtling zählt laut UNRWA eine Person, die ihren Wohnsitz und ihre Lebensgrundlage durch den Krieg von 1948 verloren hat. Zudem können sich auch deren Nachkommen registrieren lassen.