Die Oben-ohne-Regel in den Göttinger Bädern hatte bundesweit für Schlagzeilen gesorgt. Nun endet die Testphase – und soll aufgrund des Erfolgs beibehalten werden.
Das Thema sorgte bundesweit für Schlagzeilen: In Göttingens städtischen Bädern wurde eine neue Badeordnung getestet, welche Frauen das Oben-ohne-Baden erlaubt. An diesem Mittwoch läuft die Testphase aus. Was bleibt? „Festzuhalten ist, dass die Regelung von allen Seiten gut angenommen wurde“, sagte der Geschäftsführer der Betreibergesellschaft, der Göttinger Sport und Freizeit GmbH (GoeSF), Andreas Gruber am Dienstag dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Gleichwohl seien die Reaktionen der Badegäste insgesamt „eher zurückhaltend“ gewesen. Die Regel werde zunächst fortgeführt. Über das weitere Vorgehen entscheidet nach Auskunft des Stadtrats am 15. September der Sportausschuss der Stadt.
Auf Beschluss des Rates dürfen Frauen seit dem 1. Mai am Wochenende ohne Brustbedeckung in den städtischen Schwimmbädern der niedersächsischen Universitätsstadt baden. In den drei betroffenen Freibädern sei die Option häufiger genutzt worden als im Hallenbad „Eiswiese“, erläuterte Gruber. Die Badmitarbeiter hätten „etwa vier bis fünf als Frauen gelesene Personen pro Bad und Tag“ gezählt.
Regel voller Erfolg
Eine positive Bilanz zogen auch die größten Ratsfraktionen von Grünen und SPD. „Die neue Regelung war ein voller Erfolg“, sagte Sportausschuss-Mitglied Onyeka Oshionwu (Grüne). „Aus Göttingen ist das Signal in die Welt gegangen, dass es kein Naturgesetz ist, dass Frauen und weiblich gelesenen Personen ihren Oberkörper zu bedecken haben.“ Da es um „das gleiche Recht für alle Menschen“ gehe, spräche sich die Grünen-Fraktion für eine Ausweitung der Oben-ohne-Regelung aus.
Der Fraktionsvorsitzende der SPD, Tom Wedrins, zeigte sich mit dem Ergebnis der Testphase ebenfalls zufrieden. Er rechne mit einer Fortführung des Probebetriebs. Die CDU-Fraktion hingegen wollte sich auf epd-Anfrage noch nicht positionieren. Die Fraktionsmitglieder wollten vor einer Stellungnahme den offiziellen GoeSF-Bericht in der Sportausschuss-Sitzung in zwei Wochen abwarten, sagte Geschäftsführer Björn Pohlmann.
Die Änderung der Badeordnung war auch das Ergebnis des politischen Drucks, den das Göttinger Bündnis „Gleiche Brust für alle“ aufgebaut hatte. Eine der Gründerinnen des Bündnisses hatte sich im August 2021 in der „Eiswiese“ geweigert, ihre Brust zu bedecken. Schwimmbad-Mitarbeiter riefen daraufhin die Polizei. Das Bad erteilte ihr später Hausverbot.