Auch ohne eigene Spielstätte aktiv: der Musiker Frithjof Gänger Foto: Simon Granville

Dem Jazzclub Leonberg wurde im vergangenen Jahr die Nutzung der Räumlichkeiten im Leo 2000 gerichtlich untersagt. Ein neues Domizil wurde bisher nicht gefunden. Es gibt ein Vorbild aus der Nachbarschaft.

Der Jazzmusiker Frithjof Gänger hatte eine Vision, die keine bleiben sollte: Der Saxofonspieler, der in der Jazzszene bestens vernetzt ist, wollte die Musikszene in Leonberg mit Jazzmusik bereichern. Sein besonderes Anliegen: „Ich möchte jungen Musikern eine Bühne geben.“ Vor diesem Hintergrund gründete Gänger mit Gleichgesinnten im Jahr 2017 den Jazzclub Leonberg.

Von vornherein taten sich allerdings Schwierigkeiten mit einer Spielstätte auf. Das passende Domizil schien schließlich mit den Kellerräumen im Leo 2000, in denen eine Tanzschule war, gefunden. Es gab eine Bühne, eine Theke, Sitzecken und Platz für gut 100 Gäste. Der Keller wurde erworben. Doch ein Ehepaar der Eigentümergemeinschaft des Hauses ging den Rechtsweg unter Berufung auf eine 45 Jahre alte Teilungserklärung, eine Art Zweckbestimmung für das Grundbuchamt, in welcher die Räumlichkeiten als „Laden“ und „Lager“ bezeichnet werden – nicht als Veranstaltungsraum. Vorbei ist es nun mit den Konzerten im Leo 2000. Seither ist der Jazzclub Leonberg heimatlos.

„Wir sind immer noch auf der Suche nach einer Spielstätte“, sagt Frithjof Gänger. Der Jazzclub hat sich dennoch inzwischen bei verschiedenen Gelegenheiten präsentiert, so kürzlich beim Strohländle oder beim Jazzgarten in der Leonberger Altstadt. Bei solchen Veranstaltungen zeigt sich, dass die Jazzmusik viele begeistert, es gibt ein Publikum für diese Musik – konkrete Angebote für eine neue Location gibt es nicht.

Der Jazzclub hat sich beim Strohländle präsentiert

„Der Leonberger Jazzclub prägt vor allem die lokale, aber auch regionale Jazzszene. Deshalb unterstützt das Amt für Kultur und Sport den Club bereits seit seiner Gründung im Jahr 2017 im Rahmen der Vereinsförderung“, so die Pressestelle der Stadt Leonberg auf Anfrage. Und die Stadt half in der Vergangenheit dabei, Interimslösungen zu finden. Räume in der Sportgaststätte des ehemaligen TSV Eltingen, die Steinturnhalle und auch das Rathausfoyer wurden dem Jazzclub Leonberg für Konzerte zur Verfügung gestellt. Die Stadt unterstütze den Verein auch weiterhin – soweit eben möglich, ist von der Pressestelle der Stadt zu erfahren.

Im vergangenen Jahr fand sich nach dem Konzert im Rathausfoyer zudem ein spontaner Unterstützerkreis zusammen, dem unter anderem die ehemalige Erste Bürgermeisterin Inge Horn, der evangelische Pfarrer und Jazzmusiker Dennis Müller sowie die Stadträte Harald Hackert und Georg Pfeiffer angehören. Diese Runde, die durch den ehemaligen städtischen Kulturamtsleiter Jonas Pirzer und einige Profimusiker aus der regionalen Jazzszene ergänzt wurde, setzte sich auch zum Ziel, eine neue Bleibe zu suchen.

Ein spontaner Unterstützerkreis hat sich gebildet

Zu einem Jazzclub gehören jedoch eine angenehme Atmosphäre und ein entsprechendes Klangerlebnis, nicht jede Location eignet sich. Wie es funktionieren kann, zeigt sich am Beispiel der Jazzkultur Korntal-Münchingen. Der Verein, den das jazzbegeisterte Ehepaar Peter und Sabine Keller und leitende Mitglieder der High’n’Mighty Big Band im Jahr 2003 in Korntal gründeten, hatte das Ziel, regelmäßig Konzerte in Korntal in einer passenden Spielstätte zu bieten. Schon früher hatten Jazz-Matineen im Landschloss in Korntal stattgefunden. Aber noch nicht im Keller. Dann hatte der Verein die Idee, seine Veranstaltungen in den Weinkeller des Landschlosses zu verlegen, wo sie jetzt immer wieder stattfinden. Die Pächter stellen die Räume der Jazzkultur kostenfrei zur Verfügung. „Dort haben wir unsere Heimat gefunden“, sagt der Musiker und Vorsitzende der Jazzkultur Veit Hübner.

Wie der Jazzclub Leonberg ist auch die Jazzkultur Mitglied im Jazzverband, was Gagen garantiert. „Es gibt wahnsinnig viele tolle Musiker, die an vielen Hochschulen ausgebildet werden. Man muss ihnen eine Stätte bieten, wo sie Musik machen können“, betont Hübner. Aber auch die die etablierten Musiker dürften nicht vergessen werden.