Oberbürgermeister Peter Boch beim jährlichen Gedenken der Stadt Pforzheim (Archivbild aus dem Jahr 2020) Foto: SDMG/SDMG / Gress

Bei einem britischen Luftangriff am 23. Februar 1945 starben rund 18 000 Menschen in Pforzheim. Heute wird an den Tag zurückgedacht – und auf die Weltpolitik geschaut.

Pforzheim - Anlässlich des Gedenkens an das Bombardement von Pforzheim im Zweiten Weltkrieg hat Oberbürgermeister Peter Boch (CDU) auf die Weltpolitik geschaut. „Wir blicken auf eine Welt voller Unfrieden und Unmenschlichkeit. Überall sehen wir Konflikte und Kriege, Millionen von Menschen auf der Flucht“, sagte er am Mittwoch.

Donezk sei knapp 2000 Kilometer Luftlinie entfernt. „Voller Sorge blicken wir dieser Tage dorthin, nicht wissend, ob ein sogenannter Präsident Putin hier einen Krieg beginnen wird, dessen Auswirkungen nicht nur für die Ukraine fatal wären.“ Boch hinterfragte, ob die Welt „die grausame Lektion des 23. Februar“ wirklich gelernt habe.

Bei einem britischen Luftangriff am 23. Februar 1945 starben rund 18 000 Menschen in Pforzheim. Die Flieger warfen 1575 Tonnen Bomben ab. In nur 22 Minuten wurden rund zwei Drittel des Stadtgebiets zerstört.

„Ein Pforzheim ohne Freiheit“

Boch betonte, dass in der Stadt auch vor dem Angriff bei Weitem nicht alles gut gewesen sei. Die Nationalsozialisten und ihre Ideologie hätten vor der Stadt keinen Halt gemacht. Jüdische Bürgerinnen und Bürger wurden entrechtet, enteignet, vertrieben, deportiert und ermordet. Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter wurden ausgebeutet. Menschen mit Behinderung, politisch Andersdenkende, Homosexuelle, als asozial bezeichnete Menschen wurden verfolgt, inhaftiert, ermordet.

„All dies geschah mit Duldung, mit Unterstützung, mit Beteiligung auch von Pforzheimerinnen und Pforzheimern“, sagte Boch. „Es war ein Pforzheim ohne Freiheit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit und ein Pforzheim ohne Frieden, schon lange vor dem 23. Februar 1945.“