Die Ludwigsburger Schlossfestspiele gehen am Samstag mit dem Monrepos Open Air samt großem Feuerwerk zu Ende. 6200 Tickets sind verkauft – es gibt aber noch welche.
Die Wetterprognosen sind formidabel: nicht zu heiß, nicht nass. Knapp 4000 Quadratmeter Bühnenboden sind verlegt. Jetzt ist der Bühnenaufbau dran. Und Dirigent Ryan McAdams reist an und arbeitet mit dem Festspielorchester aufs große Finale hin. Jochen Sandig kommt auf einem als rollendes Werbebanner daherkommenden Schlossfestspiele-Drahtesel angeradelt, wirft einen Blick auf das im Sonnenlicht liegende Gelände des Seeschlosses Monrepos – dort werkelt ein Trupp Arbeiter – , und ist erfüllt. „Unser Team freut sich auf einen vielfältigen, schönen, krönenden Abschluss, der die Lebensfreude feiert“, sagt der Festival-Chef.
Das Monrepos Open Air mit seinem zur Live-Musik gezündeten fast halbstündigen Feuerwerk beschließt am Samstag, 22. Juli, eine Saison, die manche Erwartung übertraf. Es sei zwar zu früh, Bilanz zu ziehen, sagt Sandig, doch man könne sagen: Das Publikum sei zurück und hungrig auf Kultur. „Und nach zwei Dritteln der Saison hatten sich unsere Einnahmeprognosen schon erfüllt“, freut sich Pressesprecherin Christine Diller. Die Zusammensetzung der Besucher hat sich aber etwas verändert seit der Pandemie. „Früher gab es das treue zuverlässige Publikum, das fünf, zehn, sogar bis 20 Veranstaltungen besucht hat“, so Sandig. Es komme immer noch, aber weniger oft. Dafür seien neue Besucher dazugestoßen, sehr viele aus Stuttgart und dem Großraum. „Ich habe große Zuversicht, dass sich dieser Trend fortsetzt“, sagt der Festspiel-Chef. „Wir brauchen diese Neuen.“ Um noch mehr über ihr Publikum zu erfahren, haben die Festspiele mit der Hochschule Heilbronn eine Besucherumfrage gemacht.
Dem Monrepos Open Air sind jedenfalls viele treu geblieben: 6200 Tickets sind für Samstag verkauft, 1500 noch zu haben, „die 7000er-Marke knacken wir bestimmt“, glaubt Sandig. Ob leger mit Kind und Kegel auf der Picknickdecke, ob mit Klapptischen und -stühlen und Schampus aus der Kühltasche oder in den bestuhlten Reihen direkt vor dem Orchester: Das Open Air ist seit einem Vierteljahrhundert eine feste Größe.
Echtes Feuerwerk statt eine Lasershow
„Ich finde es schön, dass es ein echtes Feuerwerk ist und keine Lasershow“, sagt Sandig, zudem nehme das Bezug auf Ludwigsburgs höfische Feste anno dazumal. Und da der CO2-Ausstoß nur demjenigen einer Autotank-Ladung entsprechen, sei das auch bei Klimaschutzzielen vertretbar, findet er, „denn wenn wir anfangen, uns auch noch die letzte Freude zu rauben, ist niemandem geholfen.“ Die Pyrotechniker seien, wie das Orchester mit seinen hohen Ansprüchen, ihrerseits wahre Künstler: „Sie lesen fürs Feuerwerk sogar die Partitur mit, um jeden Effekt genau auf die Musik abzustimmen.“
Wie der junge Dirigent Ryan McAdams, der in England lebt, aber aus den USA stammt, kommt auch die Musik aus Amerika: Zu hören gibt’s am Samstag unter anderem „Symphonic Dances“ aus der „West Side Story“ und weitere Werke von Leonard Bernstein, außerdem Musik von Gershwin oder Piazzolla. Viel Tänzerisches, Beschwingtes also, unter anderem, passend zum Feuerwerk, Manuel da Fallas „Danza ritual del fuego“. Einlass ist ab 18 Uhr, das Konzert beginnt um 21 Uhr, das Orchester des Goethe-Gymnasiums legt aber schon um 20 Uhr los.
Dass es das Open Air auch kommendes Jahr gibt, davon ist Jochen Sandig überzeugt. Es müsse aber auf finanziell stabilere Beine gestellt, eventuell mit Partnern auf zwei Tage verlängert werden. Denn wegen Inflation und explodierter Kosten sind die Zeiten, in denen das Open Air mehr einspielte als kostete, selbst bei gutem Besuch vorbei.