Nach sieben Jahren und sechs Staffeln geht das Windsor-Epos „The Crown“ zu Ende. Peter Morgans Netflix-Serie ist wahnsinnig erfolgreich – und wahnsinnig umstritten.
Diana im Badeanzug auf dem Sprungbrett einer Luxusjacht. In Splitterschutzweste und mit Visier mitten in einem Minenfeld in Angola. Auf der Flucht vor einer Fotografenmeute – getarnt mit Basecap und XXL-Sweatshirt. Der Trailer zur sechsten und letzten Staffel von „The Crown“ startet mit Szenen, die vielen bekannt vorkommen dürften. Es sind die Bilder, die wir bis heute vor Augen haben, wenn wir an die letzten Jahre im Leben der Prinzessin von Wales denken. „Die Presse hängt uns permanent an den Fersen“, hört man aus dem Off Elizabeth Debicki sagen, die wie schon in Staffel fünf Lady Di verkörpert.
Am Donnerstag veröffentlicht Netflix die ersten vier Folgen der letzten Staffel des preisgekrönten Windsor-Epos. Dieser Teil handelt in erster Linie von Prinzessin Di – und ihrem Unfalltod im Jahr 1997. Der zweite Schwung an Folgen folgt dann am 14. Dezember und wird wieder mehr Queen Elizabeth II. in den Fokus nehmen. Vorab dürfen Journalistinnen und Journalisten die sechste Staffel nicht sehen. Zu groß ist bei dem Streamingdienst die Sorge, dass etwas durchsickern könnte.
Erste Staffel erschien 2016
Seit 2016 erzählt „The Crown“-Macher Peter Morgan einem Millionenpublikum vom Leben von Queen Elizabeth II. – angefangen von der jungen, unerfahrenen Elizabeth (dargestellt von Claire Foy), die sich nach dem frühen Tod ihres Vaters mit nur 25 Jahren auf dem Thron wiederfindet. Über die Monarchin in mittleren Jahren (Olivia Colman) bis zur reifen Queen, die in der neuesten Staffel wie schon in Teil fünf von Imelda Staunton verkörpert wird. Wahre Begebenheiten werden verknüpft mit fiktiven Dialogen und dem, was sich nach Morgans Vorstellungen hinter den Palastmauern abspielen könnte. Dafür gewinnt er immer wieder namhafte Regisseure – Christian Schwochow zum Beispiel, ein Absolvent der Filmakademie in Ludwigsburg. In der sechsten „The Crown“-Staffel zeichnet er für gleich drei Folgen verantwortlich.
Beim Zuschauen ist es manchmal tatsächlich nicht leicht, im Kopf zu behalten, dass es sich bei „The Crown“ um Fiktion und keine Dokumentation handelt. Für viele basiert das Bild, das sie von der Queen, Prinz Philip oder dem heutigen König Charles III. haben, zu großen Teilen auf den Charakteren, die sie in „The Crown“ sehen.
„The Crown“ geht mit Charles nicht zimperlich um
War die Serie für den 2021 verstorbenen Prinz Philip ein echter Imagebooster (Matt Smith spielte den jungen Herzog von Edinburgh als coolen Hipster-Prinzen), geht „The Crown“ mit seinem Sohn nicht eben zimperlich um. Dominic West interpretiert Charles als ehrgeizigen Kronprinzen, der selbst vor Intrigen gegen seine eigene Mutter nicht zurückschreckt und sich in einem erbitterten Ehekrieg mit seiner Frau Diana verbissen hat. Von der Affäre mit seiner Jugendliebe Camilla Parker Bowles (Olivia Williams) ganz zu schweigen.
Oh Diana! In Staffel sechs wird ihr dramatischer Unfalltod in Paris im Jahr 1997 zum Thema werden – ein britisches Trauma, das bei vielen, die die „Königin der Herzen“ liebten und bewunderten, immer noch wie eine offene Wunde klafft. „Dianas Tod war die verstörendste Zeit unseres jungen Lebens“, schrieb die Kommentatorin Angela Mollard jetzt in der „Daily Mail“. „Ich kann es nicht aushalten, von ‚The Crown’ dorthin zurückgebeamt zu werden.“ In einem Interview mit dem Branchenblatt „Variety“ gab Peter Morgan selbst zu, dass er sich vor diesem Teil seines Serienfinales gefürchtet habe. Er habe sogar ernsthaft erwogen, Diana auszusparen. „Oh Gott, wir wären niemals auf die Idee gekommen, den Unfall zu zeigen“, sagte der 60-jährige Brite in dem Gespräch. „Niemals!“
Dass prominente Britinnen und Briten wie Dame Judi Dench oder John Major „The Crown“ als sensationslüstern und „grausam ungerecht“ kritisieren; dass Netflix der Serie schließlich einen Disclaimer voranstellte, um zu betonen, dass es sich um Fiktion handelt – damit hat Morgan gelernt zu leben. „Ich glaube nicht, dass es im Vereinigten Königreich möglich ist, eine vernünftige Diskussion über ‚The Crown’ zu führen.“
„The Crown“ wird nicht bis ganz zum Ende des langen Lebens der 2022 verstorbenen Queen gehen. Das Jahr 2005 sei für ihn ein guter Moment gewesen aufzuhören, sagte Morgan „Variety“. „Wir wollten es historisch halten, nicht journalistisch.“ Nach dem Tod der Monarchin im September vergangenen Jahres habe er dennoch das Drehbuch noch einmal umgeschrieben. „Wir haben alle ihre Beerdigung erlebt. Ich musste also versuchen, einen Weg zu finden, wie die letzte Folge mit dem Tod der Figur umgehen konnte, obwohl sie noch nicht gestorben war.“ Elizabeth II. wird also auch in der „The Crown“-Version nicht ewig leben. Unsterblich bleibt sie so oder so.
Abschied vom Queen-Epos
Erfolgsserie
Seit 2016 erzählt Peter Morgan in „The Crown“ aus dem Leben von Queen Elizabeth II. Die Serie ist eine Erfolgsgeschichte für den Streamingdienst Netflix und wurde mehrfach ausgezeichnet – unter anderem mit zwei Golden Globes und einem Emmy.
Letzte Staffel
Die sechste und letzte Staffel veröffentlicht Netflix in zwei Tranchen: Die ersten vier Folgen am 16. November, den zweiten Teil am 14. Dezember. Imelda Staunton spielt erneut Elizabeth II., ihr Ehemann Prinz Philip wird von Jonathan Pryce dargestellt. Teil eins des Staffelfinales fokussiert sich auf Prinzessin Diana (Elizabeth Debicki), Teil zwei auf die Queen, Prinz Charles (Dominic West) und Herzogin Camilla (Olivia Williams). Und auch Prinz William (Rufus Kampa und später Ed McVey) und Prinz Harry (Fflyn Edwards und Luther Ford) spart Morgan nicht komplett aus.