Lehrer mit befristeten Verträgen schauen in den Sommerferien in die Röhre. Foto: dpa/Marijan Murat

An Stuttgarter Schulen sind zuletzt 482 befristet angestellte Lehrkräfte ohne Bezahlung in die Sommerferien geschickt worden. Trotz Lehrermangels. Laut der SPD-Landtagsabgeordneten Steinhülb-Joos ein Armutszeugnis der Landesregierung.

Von Jahr zu Jahr wird es schwieriger, Lehrer zu finden – das gilt besonders für Stuttgart, wo schon zu Schuljahresbeginn improvisiert werden muss, weil viele Stellen nicht besetzt werden können. Deshalb kritisiert SPD-Landtagsabgeordnete Katrin Steinhülb-Joos die Praxis der Landesregierung, Pädagogen ohne abgeschlossene Lehramtsausbildung mit befristeten Verträgen abzuspeisen und sie ohne Bezahlung in die Sommerferien zu schicken. Allein in Stuttgart betraf das zuletzt 482 Personen. Und fast die Hälfte von ihnen habe zuvor zwei bis acht befristete Verträge erhalten. Dies geht aus einer Antwort auf eine Anfrage der Abgeordneten hervor.

Darin kündigt Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) an, für diesen Personenkreis erstmals im kommenden Herbst Fortbildungen für eine Übernahme in den unbefristeten Schuldienst auszuschreiben. Dabei geht es um Lehrkräfte, die in Grund-, Real-, Werkreal-, Gemeinschafts und Sonderschulen eingesetzt werden. Dass diese Fortbildungen erst im Herbst starten, kritisiert Steinhülb-Joos in einer Pressemitteilung mit Blick auf den Lehrkraftmangel als Armutszeugnis: „Hier hätte die Landesregierung schon viel früher tätig werden müssen.“

Bleiben die von Schulen erstellten Statistiken ohne Nutzen?

Die Abgeordnete moniert zudem, dass das Ministerium keine Auskunft darüber geben könne, wie viele der in Stuttgart eingesetzten Referendare nach Abschluss ihrer Ausbildung im kommenden Schuljahr eine Stelle in Stuttgart antreten oder wie viele in andere Regionen oder Bundesländer abwandern. Und dies vor dem Hintergrund, dass die Schulen diese Daten mit hohem bürokratischem Aufwand erstellen müssten. Nutze man diese Daten nicht, sei das für die Schulen ein fatales Signal, und es offenbare zudem die Ahnungslosigkeit des Ministeriums über die Situation an den Schulen.