Hubert Aiwanger (li.) und Markus Söder führen mit ihrem Bündnis in den Umfragen klar. Foto: /IMAGO/Frank Hoermann

Gegen das Bündnis von Söders CSU und Aiwangers Freien Wählern scheinen andere Kräfte chancenlos. Im aufgeheizten Wahlkampf müssen sich vor allem die Grünen gegen Anfeindungen wehren.

Von ökologisch-links bis zur äußersten Rechten reicht das Spektrum der bayerischen Oppositionsparteien. Vier sind im Landtag vertreten: Grüne, AfD, SPD und FDP. Dass sie nach der Landtagswahl am 8. Oktober in die Regierung kommen, ist unwahrscheinlich. Denn der CSU-Ministerpräsident Markus Söder hat sich auf ein erneutes Bündnis mit den Freien Wählern von Hubert Aiwanger festgelegt. Als machtlos sieht sich die Opposition aber nicht an.

Am Vormittag trifft Katharina Schulze auf dem Wochenmarkt in Sauerlach ein, die Gemeinde liegt rund 20 Kilometer südlich von München. Die Mitglieder des Ortsverbands klatschen, doch zuerst geht die 38-jährige Grünen-Spitzenkandidatin zu dem Polizisten, der mit seinem Auto im Hintergrund steht. Sie begrüßt ihn und sagt: „Es tut gut zu wissen, dass sie da sind.“

Die Polizei schützt die Grünen

Im aufgeheizten Wahlkampf schützt die Polizei die Grünen – nicht unbegründet. Im oberbayerischen Chieming war eine Bierzelt-Kundgebung mit Bundesagrarminister Cem Özdemir von Protestierenden fast gesprengt worden, Steine wurden zum Verkauf angeboten, die Polizei holte Verstärkung. In Neu-Ulm warf dann ein Mann einen Stein auf die Bühne, auf der Schulze und der Co-Spitzenkandidat Ludwig Hartmann standen.

„Ich habe Angst vor einem Rechtsruck“, sagt Schulze. Beim Besuch des Sauerlacher Wochenmarkts erhält sie auch Unterstützung. „Es ist richtig, was du hier tust“, sagt eine Frau. Ein Mann hingegen diskutiert gegen E-Autos. Eine Frau fragt: „Muss im Altbau die Ölheizung raus?“ Schulze erwidert: „Fünf weitere Jahre Stillstand kann sich dieses schöne Bayern nicht mehr leisten.“ 17,6 Prozent bei der Wahl 2018 war bisher das beste Grünen-Ergebnis im Freistaat. In aktuellen Umfragen liegt sie um die 15 Prozent.

Die AfD ist bei ihrer Listenaufstellung deutlich ins völkische Lager des Thüringer Rechtsextremisten Björn Höcke gerückt. Das Spitzenteam aus Katrin Ebner-Steiner sowie Martin Böhm werden dem offiziell aufgelösten „Flügel“ zugerechnet. Moderatere Bewerber stehen auf aussichtslosen Listenplätzen. Auf ihren Plakaten werben die Rechten mit Slogans wie „Islamfreie Schulen“, „Deutsch statt Gendern“ oder „Diplomaten statt Granaten“. Wie im Bundestrend steigen die Umfragewerte: 10,2 Prozent hatte die AfD 2018 erhalten, jetzige Prognosen sehen sie bei 14 Prozent.

Die Bayern-SPD geht – mal wieder – mit einem neuen Spitzenkandidaten an den Start: Florian von Brunn. Der 54-jährige Landesvorsitzende, gelernter IT-Berater, ist aber ziemlich unbekannt. Von Brunn setzt sich für Ökologie ein, „faire Löhne“, „bezahlbares Wohnen“ und immer wieder Menschenrechte. Im Landtag gibt er sich als Fraktionschef angriffslustig gegenüber der Staatsregierung. Kein anderer Oppositionspolitiker dürfte wegen vermeintlicher oder tatsächlicher Skandale den Rücktritt verschiedenster Regierungsmitglieder gefordert haben.

Die SPD ist seit langem im Niedergang

Seit langem ist die Bayern-SPD eine Partei im Niedergang. 2013 erreichte Christian Ude, Münchner Ex-Oberbürgermeister, als Spitzenkandidat mit 20,6 Prozent noch einen Achtungserfolg. 2018 landete die Partei dann bei 9,7 Prozent. Gegenwärtig steht die SPD laut Umfragen bei 9 Prozent.

Martin Hagen, 42-jähriger Spitzenmann der FDP, präsentiert sich nachdenklich-zurückhaltend. Er präsentiert die Partei als optimistisch-fortschrittliche Kraft. Die Slogans lauten „Servus Zukunft“, „radikal vernünftig“ oder „Wirtschaft anheizen. Nicht die Gemüter.“ In Bayern ist die FDP eine On-Off-Partei, mal schafft sie es in den Landtag, dann scheitert sie an der Fünf-Prozent-Hürde. 2018 gelang der Wiedereinzug mit 5,1 Prozent. Laut Umfragen sieht es jetzt mit 4 Prozent schlecht aus. Vielleicht können Prominente noch was drehen: Helmut Markwort, ehemaliger Focus-Herausgeber, tritt für die Liberalen an. Er ist 86 Jahre alt. Und Susanne Seehofer, Tochter des Ex-CSU-Ministerpräsidenten Horst Seehofer, versucht im Stimmkreis München ihr Glück.