In Kehl wird es auch Wettbewerbe für die beteiligten Feuerwehren geben. Foto: Landesfeuerwehrverband Baden-Württemberg

Alle fünf Jahre stellen die Feuerwehren in Baden-Württemberg ein landesweites Treffen auf die Beine. Am nächsten Wochenende steht Kehl ganz im Zeichen der Brandbekämpfer. Ein Feuerwehrfest der etwas größeren Art.

Die Kapelle spielt, die Bierbänke stehen, man hockt gemütlich zusammen und isst eine Bratwurst vom Grill. Vielleicht gibt’s noch eine Vorführung der Jugendabteilung. Feuerwehrfest eben, so, wie man das vielerorts in Baden-Württemberg kennt. Mit dieser Vorstellung hat das, was die Besucher am Wochenende in Kehl im Ortenaukreis erwartet, nicht viel zu tun. Der Landesfeuerwehrtag ist zwar auch ein Feuerwehrfest, aber eines im XXL-Format.

Genau genommen sind es inzwischen zehn Tage, in denen sich die Einsatzkräfte aus ganz Baden-Württemberg mit ihrer vollen Bandbreite der Öffentlichkeit präsentieren. Alle fünf Jahre in einer anderen Stadt, diesmal in Kehl. Das Programm läuft bereits, doch den Höhepunkt bildet das Wochenende vom 21. bis 23. Juli. Dann verwandelt sich die ganze Stadt in eine Festzone. Rund 100 000 Besucher werden erwartet. „An diesen Haupttagen wird die Luft brennen“, sagt Michael Wegel, Vorsitzender des Feuerwehrverbandes Ortenaukreis. Der organisiert die Großveranstaltung gemeinsam mit dem Landesfeuerwehrverband und den Kollegen in Kehl. Mit allem, was dazu gehört.

Das ist ein bisschen mehr wie bei einem gewöhnlichen Feuerwehrfest. „Die Vorbereitungen laufen seit drei Jahren“, weiß Viktor Liehr, Kommandant der Feuerwehr Kehl. „Als wir uns beworben haben, war allen Beteiligten klar, dass da eine Menge Arbeit auf uns zukommt“, erzählt er. Nicht nur bei der Organisation, sondern auch beim Fest selbst. Allein am Hauptwochenende werden zwischen 500 und 600 Helferinnen und Helfer im Einsatz sein – für die Verpflegung der Gäste, Vorführungen, Abwicklung.

Die Stadt am Rhein will dabei etwas Besonderes bieten, auch dank ihrer Lage. „Wir haben schon einige Landesfeuerwehrtage gesehen. Wir haben aber das Ziel, etwas eigenes zu machen“, sagt Liehr. Man befinde sich in einer Region mit Grenznähe. „Das wollen wir in den Vordergrund stellen“, so der Kommandant. Ein Teil der Veranstaltungsflächen befindet sich am Rheinufer, Frankreich im Blick. Kollegen aus dem Nachbarland sind mit dabei.

Qualifikation für die Deutsche Meisterschaft

„Ich persönlich freue mich auf alles, was kommt. Es ist für jeden etwas dabei. Wir werden die ganze Bandbreite der Feuerwehren aus dem Land erleben“, sagt Liehr trotz aller Arbeit. Dabei erfüllt das Fest gleich zwei Zwecke. „Zum einen ist es die große Plattform für die 183 000 Feuerwehrfrauen und -männer in Baden-Württemberg“, sagt Gerd Zimmermann, der Geschäftsführer des Landesfeuerwehrverbandes. Dazu gehört etwa eine große Messe mit 120 Ausstellern, auf der die neusten Entwicklungen in der Feuerwehrtechnik zu sehen sind. Auf Fachsymposien und in Workshops tauscht man sich aus.

Nicht zu vergessen die zahlreichen Wettbewerbe, denen sich die Beteiligten stellen. Auch auf durchaus überraschende Art, etwa dem Wertungsspielen der Feuerwehrmusik. Im Rheinstadion versprechen die Veranstalter „Feuerwehrsport auf Weltklasseniveau“. Die Mannschaften messen sich im möglichst schnelle Aufbauen eines Löschangriffs oder absolvieren Hindernis-Staffelläufe. Für die Teams aus Baden-Württemberg geht es dabei auch um die Landesmeisterschaft und die Qualifikation für die Deutschen Feuerwehrmeisterschaften.

Werbung in eigener Sache

Das ist aber nur der eine Zweck der Veranstaltung. Zum anderen will man sich auch im großen Rahmen der Öffentlichkeit präsentieren. Anders als manche andere Organisation leiden die Feuerwehren im Land meist nicht unter Nachwuchsproblemen – und das soll auch so bleiben. „Wir haben den Luxus, dass wir seit vielen Jahren etwa gleich bleibende Zahlen aufweisen“, sagt Zimmermann. Dafür ist besonders der steigende Frauenanteil verantwortlich, vor allem in den Nachwuchsabteilungen.

Dem Publikum soll dementsprechend Appetit gemacht werden auf ein Engagement – aber auch auf das Thema Brandbekämpfung im Allgemeinen. „Wir legen zudem Wert auf Themen, die aktuell wichtig für die Bürger sind, etwa der Hochwasserschutz“, sagt Viktor Liehr. Man wolle nicht nur fürs Ehrenamt werben, sondern auch den Gedanken des Brandschutzes wieder populärer machen, betont auch Zimmermann: „Die Notwendigkeit einer Wiederbelebung der Selbsthilfefähigkeit in der Bevölkerung hat sich nicht zuletzt auch sehr deutlich in den vergangenen Jahren gezeigt. Wir wollen den Landesfeuerwehrtag nutzen, um auch hier Impulse zu geben.“ Zudem gibt es einen Feuerwehr-Erlebnispark, viele Stände, Bühnen und Mitmach-Aktionen speziell für Kinder. Taucher, Höhenretter und Boote sind im Einsatz zu sehen.

Oldtimer-Rundfahrt mit besonderen Fahrzeugen

Ein besonderer Höhepunkt ist bereits jetzt auf der Straße unterwegs – und zwar an wechselnden Stationen. Die Oldtimer-Rundfahrt „Nostalgie in Rot“ tourt schon durch die gesamte Ortenau und macht dann am Wochenende Station in Kehl. „Wir haben zwölf Vorkriegsfahrzeuge aus den Jahren 1923 bis 38 dabei“, erzählt Organisator Harald Pflüger. Darunter finden sich ein Oldtimer aus Sydney und ein Rolls-Royce aus der Schweiz. „Die Mannschaft trägt die passenden historischen Uniformen dazu“, weiß der Fachgebietsleiter für Brandschutzgeschichte beim Landesverband.

Den Höhepunkt findet der historische Teil ebenfalls am nächsten Wochenende. Dann steuert nicht nur die Rundfahrt Kehl an, sondern es werden auch etwa 60 weitere Fahrzeuge zum Oldtimer-Treffen erwartet. „Wir bieten viel fürs Auge“, freut sich Pflüger. Und das über die ganze Stadt verteilt.

Bis dahin wartet noch sehr viel Arbeit auf die zahlreichen Helfer. „Der Spaß überwiegt, aber wenn’s dann auf die entscheidende Phase zugeht, wird die Luft langsam dünner und der Ton rauer“, sagt Michael Wegel und lacht. Es werde nun Zeit, dass das nächste Wochenende kommt. Er ist sich sicher, dass die Retter auch diesen Großeinsatz gut meistern werden – mit der ihnen eigenen Kameradschaft: „Wir halten zusammen und kriegen das alles gut gestemmt.“ Auch wenn dieses Feuerwehrfest ein bisschen größer ist als die, die man sonst so kennt.