Nur wenn der Bund die Regionalisierungsmittel aufstockt, ist mehr Schienenverkehr möglich. Trotz neuer ICE-Strecke nach Ulm wird es weiterhin Fernverkehr im Filstal geben.
Die im Koalitionsvertrag der Landesregierung vorgesehene Verdichtung der Takte im öffentlichen Nahverkehr auf 30 Minuten landesweit und 15 Minuten in Ballungsräumen ist ohne deutliche Erhöhung der Regionalisierungsmittel durch den Bund nicht machbar. Darauf hat Gerd Hickmann, Abteilungsleiter im Verkehrsministerium des Landes, am Montag bei einer Veranstaltung zur Inbetriebnahme der ICE-Neubaustrecke Wendlingen–Ulm hingewiesen.
Fahrgastzahlen sollen stark wachsen
Die dichteren Takte seien „nicht finanziert“, so Hickmann. Zu Verdichtungsräumen zähle er auch den Landkreis Göppingen mit dem dicht besiedelten Filstal. Bund, Bahn und Land haben jeweils erklärt, die Fahrgastzahlen bis 2030 auch aus Klimaschutzgründen verdoppeln zu wollen. Dazu braucht es mehr Züge, teils neue Strecken und dichtere Takte. Aktuell ringen der Bund und die Länder um die Finanzierung eines Nachfolgemodells für das 9-Euro-Ticket. Mit einem Einsatz von drei Milliarden Euro jährlich (der Bund hat 1,5 angeboten) wäre laut dem Geschäftsführer des Verkehrsverbunds Stuttgart, Horst Stammler, ein Ticket zwischen 49 und 59 Euro möglich.
Weiter Fernverkehr im Filstal
Auf der neuen ICE-Strecke nach Ulm sollen vom 11. Dezember an ICE und IC sowie ab Wendlingen Nahverkehrszüge fahren. Weil die Züge die neue Strecke nur über eine eingleisige Verbindung vom Bestandsnetz aus erreichen können, werden bis zur Inbetriebnahme von Stuttgart 21 Ende 2025 auch weiterhin Fernverkehrslinien über die Filstalroute nach Ulm fahren. Für Güterzüge ist die neue Strecke wegen ihrer Steigung auf eine Anhängelast von 1600 Tonen begrenzt. Es gebe bisher keine Anmeldung für Güterverkehr, so Rüdiger Weiß von der DB Netz AG. Da die alte Strecke aber entlastet werde, entstehe hier mehr Kapazität.
Zwei Loks pro Nahverkehrszug
Die Nahverkehrszüge zwischen Wendlingen und Ulm werden laut Dietmar Maier von der Nahverkehrsgesellschaft BW mit zwei Loks bespannt. Sie erreiche damit 200 Kilometer pro Stunde. „Wir sind damit der aktuell schnellste Nahverkehr in Deutschland“, so Maier. Der Reisezeitgewinn zwischen Stuttgart und Ulm ist mit dem Nahverkehr wegen des Umstiegs in Wendlingen mit vier bis sieben Minuten gering, im Fernverkehr beträgt er 14 (ICE) bis 20 (IC) Minuten, bis München lassen sich diese Fahrzeitgewinne allerdings nicht komplett halten. Mit den neuen Fahrplan wird es eine neue Spätverbindung nach Ulm (0.48 Uhr ab Stuttgart) geben. Am neuen Halt in Merklingen sollen Züge aus beiden Richtungen nahezu gleichzeitig ankommen, was für den Busanschluss aus dem Umland wichtig ist.