In der goldenen Staatskutsche fuhren König Charles III. und Königin Camilla zurück in den Buckingham Palace. Foto: AFP/ODD ANDERSEN

In der Westminster Abbey bekommt König Charles III. die St. Edward’s-Krone aufs Haupt gesetzt. Für viele Britinnen und Briten, die erste Krönung, die sie miterlebten – viele waren begeistert, andere demonstrierten.

„God Save the King“: In einer prunkvollen, jahrhundertealten Traditionen folgenden Zeremonie ist der britische König Charles III. am Samstag in London gekrönt worden. Der Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, setzte dem Monarchen in der Westminster Abbey die kiloschwere St. Edward’s-Krone auf das Haupt, während „God Save the King“-Rufe und Trompetenfanfaren erklangen. Im ganzen Vereinigten Königreich wurden Kanonen abgefeuert und läuteten Kirchenglocken, um die erste Krönung im Land seit 70 Jahren anzuzeigen. 

Zuvor hatte der König Zepter und Reichsapfel als Zeichen seiner geistlichen und weltlichen Macht entgegengenommen. Gesalbt wurde der 74 Jahre alte Monarch vor den Blicken der Öffentlichkeit geschützt hinter stoffbespannten Stellwänden. 

Auch seine Frau Königin Camilla wurde gekrönt. Die 75-Jährige trug ein weißes Kleid des Designers Bruce Oldfield, das Silbern und Gold bestickt war.

An der etwa zweistündigen Krönungszeremonie nahmen etwa 2300 Gäste teil, darunter Mitglieder anderer Königshäuser sowie Staats- und Regierungschefs wie Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.

Tausende Royalfans trotzen dem Regen

Charles III. und Königin Camilla waren in einer goldverzierten Kutsche vom Buckingham-Palast zur Kirche gefahren. Tausende Royal-Fans säumten bei regnerischem und trübem Wetter den Prachtboulevard The Mall, um einen Blick auf die prunkvolle Karosse zu erhaschen. Hartgesottene Royals-Fans hatten zuvor entlang der Strecke campiert, um sich gute Plätze zu sichern.

Am Rande der Prozession nahm die Polizei dutzende Demonstranten fest, darunter Anti-Monarchisten und Klimaaktivisten. Dennoch gelang es der Anti-Monarchie-Gruppe Republic, entlang der Prozessionsstrecke Plakate mit dem Slogan „Not My King“ hochzuhalten. Menschenrechtsgruppen zeigten sich besorgt über die Festnahmen. 

Die Polizei ist am Krönungstag mit rund 11.500 Beamtinnen und Beamten im Einsatz. Es ist nicht nur die erste Krönung in Großbritannien seit 70 Jahren, sondern auch die erste, die in Farbe im Fernsehen und online übertragen wurde.

Uraltes Zeremoniell behutsam modernisiert

Vieles an der Krönungszeremonie folgte seit Jahrhunderten überlieferten Traditionen, doch Charles III. bemühte sich gleichzeitig, das Zeremoniell behutsam zu modernisieren. So nahmen erstmals auch weibliche Bischöfinnen und Vertreter nicht-christlicher Glaubensrichtungen teil, ein Gospelchor und ein griechischer Chor traten auf. Im Publikum saßen neben gekrönten Häuptern und Staatsgästen auch zahlreiche einfache Bürger, die für ihre Verdienste um die Gemeinschaft ausgezeichnet wurden.

Auf den vorderen Reihen der Kirchenbänke nahmen Mitglieder der britischen Königsfamilie und Vertreter anderer Königsfamilien Platz, darunter etwa der niederländische König Willem-Alexander, Spaniens König Felipe VI. und Carl XVI. Gustaf von Schweden. 

Prinz Harry in Reihe drei

Charles’ jüngerer Sohn Prinz Harry saß ebenso wie der wegen Missbrauchsvorwürfen in Ungnade gefallene Prinz Andrew, Bruder des Königs, in der dritten Reihe. Harry war nach seiner Heirat mit der US-Schauspielerin Meghan Markle auf Distanz zum Königshaus gegangen und in die USA gezogen und hatte seither immer wieder heftige Kritik an seiner Familie geübt.

Nach der Krönungsfeier fuhren König Charles III. und Königin Camilla in einer goldenen Kutsche zum Buckingham Palace zurück. Am Nachmittag will sich die königliche Familie auf dem Balkon des Buckingham-Palasts zeigen und einen Überflug der Royal Air Force verfolgen – ohne Harry und Andrew. Am Sonntag sind im ganzen Land Nachbarschaftsfeste zu Ehren des Königs und ein Popkonzert auf dem Gelände von Schloss Windsor geplant. Der Montag wurde ebenfalls zum Feiertag erklärt.