Power-Duo: Sängerin La Nefera und Sousaphonspieler Victor Hege. Foto: Florian Nielsen

In der Schweiz macht La Nefera schon lange von sich reden. Jetzt will die Band um Latin-Rapperin Jennifer Perez auch „Dütschland“ erobern – angefangen mit Sindelfingen.

Eine Band aus der Schweiz macht spanischen Rap mit lateinamerikanischem Rhythmen – das ist La Nefera. Hinter dem Namen verbirgt sich eine Musikformation, die sich in ihrer alpenländischen Heimat einige Bekanntheit erarbeitet hat. Am Samstag gibt es die Chance, den pumpenden Latin-Partysound auch in Sindelfingen zu erleben. Die IG Kultur holt die Band am Samstag um 20 Uhr in den Pavillon.

„Mir sin racht experimentell, find ich“, beschreibt La Nefera den Musikstil ihrer Band in einem Interview mit dem Schweizer Fernsehen. Auf Schwyzerdütsch plaudert die als Jennifer Perez in der Dominikanischen Republik geborene Sängerin hier darüber, wie jeder seine Einflüsse, Skills und Inspirationen hereinbringe und „dos gibt dann gonz a racht spezielle Farb’“, findet sie.

„Die Performance ist einfach der Hammer.“

Bei der IG Kultur sieht man das offenbar genauso, weswegen der Sindelfinger Kulturverein die Band nun schon zum zweiten Mal innerhalb von zwei Jahren nach „Dütschland“ einlädt. „Die Performance ist einfach der Hammer“, sagt Hilmar Kallweit, der Kassenwart und vormalige stellvertretende Vorsitzende der IG Kultur. „Das ist tolle rhythmische Musik, die Latin und Rap miteinander verschmilzt. Das schreit danach, dass man dazu tanzt“, findet er. Neben der starken Bühnenpräsenz von Rapperin La Nefera beeindrucke ihn vor allem die Energie von Victor Hege. „Der hüpft da mit seiner Allmachtstuba auf der Bühne rum wie ein Irrer“, amüsiert sich Kallweit über den gebürtigen Französen, der mit seinem 13 Kilo schweren Sousaphon ein wuchtig-dröhnendes Gegenstück zu La Neferas maschinengewehrschnellen Sprechgesang bildet.

Die Voraussetzungen für eine ausgelassene Latin- und Hip-Hop-Party im Pavillon scheinen bestens. Ein kleines Problem treibt die Veranstalter allerdings um: Der Vorverkauf läuft laut Hilmar Kallweit sehr schleppend. Dabei will die IG Kultur mit solchen Formaten gerade ein jüngeres Publikum ansprechen. Bis jetzt hakt es da aber noch am Interesse der Zielgruppe. Zuletzt seien auch bei einem Rap-Konzert mit regionalen Künstlern „nicht so furchtbar viele Leute dagewesen“, sagt Kallweit. Aber dafür habe man eine „saugute Stimmung“ gehabt.

Deshalb sei man bei der IG Kultur motiviert, diesen Weg weiterzugehen. Personell zeigt sich dies auch an Thilo Münz. Der neue zweite Vorsitzende ist mit seinen 25 Jahren das jüngste Mitglied des Programmteams. Er holt unter anderem neue Comedy-Formate wie die Stand-up-Show LOL oder das Ensemble Luksan Wunder nach Sindelfingen.

Die Öffnung in Richtung neuer Zielgruppen birgt aus Hilmar Kallweits Sicht aber auch ein Risiko. Wenn man sich so breit aufstelle, wie die IG Kultur das im Moment mache – mit Musik von A-Cappella-Gesang bis Heavy Metal und von Jazz bis Hip-Hop – dann sei es eben schwierig, sich ein Stammpublikum heranzubilden.

Jugendlicher Zielgruppe fehlt oft die Finanzkraft für Konzerte

Im Kulturnetzwerk Blaues Haus in Böblingen, mit dem die IG Kultur partnerschaftlich verbunden ist, klappe das besser, meint Kallweit. Vereinschefin Gabriele Branz mache dort „so ein Mittelding“, weil sie einerseits immer wieder neue Formate anbiete, gleichzeitig aber für das Blaue Haus eine gewisse Bekanntheit als Location für Funk- und Soulmusik erlangt habe.

„Ich denke manchmal schon, dass solche Perlen wie jetzt La Nefera von uns nicht gut genug promotet werden“, sieht Kallweit auch ein Defizit in der Öffentlichkeitsarbeit. Allerdings sei es einfach schwer, ein jüngeres Publikum über die klassischen Kanäle zu erreichen. Eine Chane könnte sich aus der Kooperation mit dem Sindelfinger Jugendhaus „Süd“ ergeben. Seit die IG Kultur zuletzt das jährliche Doppelkonzert der AC/DC-Coverband Big Balls vom Pavillon in das „Süd“ verlegt hat, bestehe hier eine enge Verbindung. „Allerdings ist die Zielgruppe dort so jung, dass sie wiederum kein Geld für den Eintritt bei uns haben“, sieht Kallweit den Knackpunkt bei der Finanzkraft der Jugendlichen.

Die IG Kultur wird sich also weiterhin anstrengen müssen, wenn sie mit ihrer neuen Programmausrichtung auch tatsächlich die gewünschte Zielgruppe erreichen will. Aufgeben komme jedenfalls nicht in die Tüte, macht Hilmar Kallweit deutlich – und hofft, dass sich vielleicht schon mit dem Konzert von La Nefera herumspricht, was so alles im Pavillon für junge Leute geboten ist.

Konzert La Nefera & Band - Lateinamerikanische Klänge und Hip-Hop, Samstag, 20 Uhr, Pavillon, Tickets ab 18,00 Euro