Die Leonberger Immobilienmesse in der Stadthalle: Rundgang mit Oberbürgermeister Martin Georg Cohn (Zweiter von rechts) und Uwe Reichert, Leiter regionale Koordination der Zeitungsgruppe Stuttgart (ganz rechts) Foto: /imon Granville

Wohnraum ist Mangelware und zugleich haben Bauherren wie Käufer mit hohen Preisen und Zinsen zu kämpfen. Wie lässt sich dieses Dilemma auflösen? Bei der Immobilienmesse in Leonberg hat es Antworten gegeben.

Das Interesse an Wohnimmobilien ist ungebrochen, gerade in Zeiten hoher Mieten und fehlendem Wohnraum. Über das Angebot im Großraum Leonberg informierte an diesem Wochenende die von unserer Zeitung ins Leben gerufene Immobilien-Messe in der Leonberger Stadthalle, kurz LIMMO genannt. Bauträger, Makler, Projektentwickler, Banken und Handwerker stellten ihr Angebot vor und informierten in Vorträgen über die aktuelle Marktlage.

Für den Leiter regionale Koordination der Zeitungsgruppe Stuttgart, Uwe Reichert, ist die LIMMO eine Herzensangelegenheit. Er hatte die Idee für die Messe erstmals 2019 umgesetzt. Bei damals noch sehr günstigen Zinsen war es eine gute Zeit für Bauherren, die eigenen vier Wände zu planen. Doch dann kam Corona, die Messe wurde ausgesetzt, im vergangenen Jahr aber wieder durchgeführt – da allerdings schon in für die Branche nicht mehr so einfachen Zeiten. Durch den Ukraine-Krieg kam es zu internationalen Lieferengpässen und in der Folge zu steigenden Baupreisen. Zudem sorgten stark gestiegene Zinsen für hohe Unsicherheiten bei Bauherren und Käufern. Und diese schwierige Marktlage hält aktuell an.

Stadt Leonberg weist neue Baugebiete aus

Dabei gibt es einen enormen Bedarf an Wohnraum und auch weiterhin eine Nachfrage nach Immobilien. Die Stadt Leonberg reagiert darauf mit der Ausweisung neuer Wohngebiete wie zum Beispiel in der Berliner Straße in Leonberg oder in Warmbronn, wie Oberbürgermeister Martin Georg Cohn betonte. „Wir wollen als Schirmherr der Messe Flagge zeigen und aufzeigen, was die Stadt Leonberg zu bieten hat“. Neubauprojekte gibt es derzeit in Leonberg und dem Umland einige. Die Firma Wurtz plant beispielsweise Wohnungen in den Projekten in der Ostertagstraße, der Oberen Burghalde oder „Zwischen Glems und Stadtpark“ in der Alten Ramtelstraße. Hier konnte dank guter Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung sogar eine Gewerbeeinheit in eine Wohneinheit umgewidmet werden, sodass jetzt ein 12-Familienhaus entstehen wird.

Allerdings stellt sich im Moment für viele Kaufinteressenten die Frage der Finanzierung angesichts hoher Zinsen und hoher Baupreise. „Zahlten Käufer für ein 400 000-Euro-Darlehen vor rund anderthalb Jahren bei einem Zins von um die ein Prozent rund 900 Euro im Monat, sind es bei aktuellen Zinsen von rund 4,5 Prozent bis zu 2000 Euro“, rechnete der Immobilienfachmann Bernd Bannasch in seinem Vortrag zur aktuellen Marktlage vor. In früheren Zeiten gab es zwar auch schon noch höhere Zinsen, allerdings waren damals die Baupreise und damit auch die Kaufpreise deutlich niedriger. Bei den Neubaupreisen ist im Moment immerhin eine Seitwärtsbewegung zu beobachten, hieß es auf der Messe, ein Sinken ist vor dem Hintergrund der aktuellen Weltlage jedoch nicht absehbar.

Die Preise für Gebraucht-Immobilien sind in den vergangenen eineinhalb Jahren zwar um bis zu 20 Prozent gesunken, allerdings sind hier bei älteren Häusern und Wohnungen hohe Kosten für die energetische Ertüchtigung absehbar. „Aktuell ist der Verkauf eine Herausforderung“, sagt Sven Koltz von Poll Immobilien, ein Spezialist für Bestandswohnungen.

Weniger Vorschriften könnten Markt beleben

Eine kurzfristige Lösung für die diversen Marktproblematiken kann auch Immobilienmakler Bernd Bannasch nicht aufzeigen, er mahnt bei den politischen Entscheidern aber dringend die De-Regulierung der Bauvorgaben an und moniert die viel zu langen Baugenehmigungsverfahren. Auch die Forderung nach Abschreibungsmöglichkeiten nicht nur für Kapitalanleger, sondern auch für Eigenheimkäufer stehen auf seinem Wunschzettel – eine Forderung auch seiner Kollegen. Philipp Wurtz, der Geschäftsführer des gleichnamigen Wohnungsbauunternehmens, wirbt zudem für eine Senkung der Grunderwerbssteuer, um den Wohnungskauf zu erleichtern.

Stephan Schwarz von iep Wohnen zeigt einen weiteren Ansatz auf, damit man sich in der aktuellen Lage Wohnraum leisten kann. Zum einen sollten Käufer mit Finanzierungsproblemen Abstriche bei der Wohnfläche erwägen oder bei einer Doppelhaushälfte vielleicht den Dachboden erst zu einem späteren Zeitpunkt ausbauen, wenn die Zinslandschaft wieder günstiger ist.