Der Bezirksbeirat Bad Cannstatt stimmte mehrheitlich dem Antrag der CDU zu, den schlecht ausgelasteteten Expressbus so schnell wie möglich einzustellen.
Bad CannstattEigentlich sollten am Mittwoch zwei Vertreter der Stuttgarter Straßenbahnen AG über den Schnellbus dem Bezirksbeirat Bad Cannstatt Rede und Antwort stehen. Daraus wurde nichts. „Ein anderer, wichtiger Termin ist kurzfristig dazwischen gekommen“, erklärte Bezirksvorsteher Bernd-Marcel Löffler einem ziemlich verärgerten Bürgergremium. Vor allem die CDU nahm kein Blatt vor den Mund. „OB Fritz Kuhn möchte offenbar vor den Wahlen, keine negativen Schlagzeilen über die Schnellbuslinie lesen“, sagte ihr Fraktionssprecher Roland Schmid und erinnerte daran, dass die CDU vor einigen Wochen darauf verzichtet hatte, über ihren Antrag abstimmen zu lassen. Man wollte damals der SSB noch die Chance geben, ihre Argumente für den Verbleib der X-1-Linie vorzutragen.
Und die wird seit ihrer Einführung im Oktober 2018 in Stuttgarts größtem Stadtbezirk rauf und runter diskutiert. Kritiker zählen die spärlich besetzten, teilweise leeren Busse, die alle fünf Minuten am Verkehrsknoten losfahren. Befürworter sehen in ihm eine umweltfreundliche und notwendige Maßnahme, die täglich mehr Zuspruch erhält.
Ende März hatte die Cannstatter CDU genug von den Debatten und forderte einen Stopp der X-1-Linie zum schnellstmöglichen Zeitpunkt. Für die Christdemokraten war das Projekt gescheitert. „In der Summe zeigt das vergangene halbe Jahr, dass der X 1 in der bisherigen Form keine Zukunft haben kann – egal ob im 5- oder 10-Minuten-Takt“, hieß es in ihrem Antrag. Allerdings ist für die Antragssteller das Thema nicht gestorben, im Gegenteil, der Bus habe sich auf dem City-Ring bewährt und soll deshalb zu einer Ringbuslinie im Innenstadtgebiet „umgewandelt“ werden.
Sechs Wochen später hat sich am Meinungsbild der CDU nichts geändert. Laut Roland Schmid habe auch nicht die Tatsache, dass die SSB kleinere Busse einsetzt und einen zweiten Halt am Wilhelmsplatz eingerichtet hat, für eine bessere Auslastung gesorgt. „Umbau und Betrieb wirken sich negativ auf den Wilhelmsplatz aus“, so der CDU-Mann, der sich nach wie vor die Frage stellt: Wer soll am Wilhelmsplatz den X1 eigentlich benützen? Es sei Zeit, die Reißleine zu ziehen und das Projekt der „Lufttransportgesellschaft“ SSB zu stoppen. Unterstützt wurde die CDU von den Freien Wählern. Ihr Sprecher Gerhard Veyhl ging mit den SSB-Verantwortlichen hart ins Gericht. „Die Zahlen sprechen für sich“, so Veyhl. Unternehmerisch müsste solch ein Projekt angesichts der hohen Betriebskosten und schlechten Auslastung sofort beendet werden.
Auch die SPD zeigte sich in der Summe enttäuscht von den SSB-Verantwortlichen. Immerhin hatten die Cannstatter Sozialdemokraten schon Ende 2018 Zahlen und Fakten von dem Verkehrsbetrieb gefordert. „Jetzt haben wir Mai“, so Marcel Schlatterer. Doch offenbar ist auch bei der SPD – zumindest in Bad Cannstatt – der Geduldsfaden gerissen: „Man muss auch den Mut haben, etwas einzustellen, wenn es einfach nicht funktioniert“, so der SPD-Sprecher.
Dass Peter Mielert, Bezirksbeiratssprecher der Grünen, in diesem Zusammenhang nochmals an den Mobilitätspakt erinnerte, führte zu keinem Meinungsumschwung. Immerhin habe der Gemeinderat 2017 – auch mit den Stimmen der heutigen Kritiker – beschlossen, im Zuge des Luftreinhalteplans eine Expressbuslinie einzuführen. „Es läuft allerdings noch nicht zufriedenstellen“, gab Mielert zu. Doch immerhin habe die SSB reagiert und setze jetzt kleinere Busse ein. „Zudem ist das von den Kritikern prognostizierte Chaos durch die zweite Haltstelle ausgeblieben“, so der Grünen-Sprecher. Auch die Fraktionsgemeinschaft SÖS/Linke/PluS brach eine Lanze für den Expressbus und forderte erneut eine eigene Spur auf der gesamten Linie, um so einen reibungslosen Betrieb zu garantieren.
Auch ohne den Vortrag der SSB-Verantwortlichen beschloss der Bezirksbeirat (Grünen stimmte dagegen, SÖS/Linke/PluS enthielten sich), über den CDU-Antrag abzustimmen. Und der wurde mit zwölf Ja- bei sieben Gegenstimmen und einer Enthaltung befürwortet.