Hintern in der Hose – oder einfach nur hinterletzt dreist? Foto: Eibner/Horn

Wie ein kurzfristiger Spritpreissturz das Schlechte in uns hervorbringt. Ein Beitrag aus den „Bonbons“, der wöchentlichen Humorkolumne dieser Zeitung.

Im Folgenden geht es um eine unschöne Szene, deren Zeuge wir zuletzt an einer Tankstelle am westlichen Rand unseres Landkreises wurden. Die Akteure dieses eher unwürdigen Osterschauspiels sind ein geschätzt 40 Jahre alter Autofahrer mit Calwer Nummernschild – nennen wir ihn mal Atze – und zwei ältere Eheleute, die vielleicht Opa Heini und Oma Trude heißen könnten.

In den Nebenrollen tritt noch ein Dutzend weiterer Tankstellenkunden auf, die sich an diesem kalten Märzabend allesamt wie die Fliegen um einen dampfenden Kuhfladen an den Zapfsäulen drängen. Der Grund: Der vor den Osterferien mal wieder aus völlig unerfindlichen Gründen in himmlische Höhen geschnellte Spritpreis ist kurzfristig in Richtung Normalmaß gesunken.

Preissturz an der Zapfsäule birgt offenbar Konfliktpotenzial

Offenbar birgt so ein plötzlicher Preissturz an der Tanke jede Menge Potenzial für Gezanke. Unser lieber Atze findet jedenfalls, dass die Situation sich bestens dafür eignet, seinen Mitmenschen gehörig auf den Spritstandzeiger zu gehen. In aller Herrgottsruhe macht er sich daran, sein Auto vollzutanken, quatscht nebenher noch gemütlich mit ein paar umstehenden Leutchen und fischt schließlich noch den Gummiwischer aus dem Eimer, um endlich mal wieder gründlich sämtliche Autofensterscheiben zu putzen.

In der Zwischenzeit warten Opa Heini und Opa Trude mit wachsender Ungeduld darauf, endlich selbst an die Zapfsäule vorfahren zu dürfen. Bevor Atze womöglich noch mit einer Schaumwäsche anfängt, steigt Heini aus und bittet ihn, jetzt doch endlich mal sein Auto wegzufahren. „Immer diese Rentner“, ätz Atze daraufhin, „nie haben sie Zeit.“ Anstatt es bei dieser Bemerkung zu belassen, taucht er den Wischer erneut in den Eimer und verkündet, sich jetzt „extra viel Zeit“ lassen zu wollen.

Im Verkaufsraum bricht ein Wortgefecht aus

Der mittlerweile zornesrot angelaufene Opa Heini kehrt still in sich hineinschimpfend wieder ans Lenkrad zurück. Daraufhin stürmt Oma Trude die Kassenbude und beschwert sich bei der Tankstellenmitarbeiterin. Jetzt bricht im Verkaufsraum ein heftiges Wortgefecht aus. Ein Kunde stellt sich auf Atzes Seite und schimpft über „diese lächerlichen alten Spießer“, ein anderer fordert ihn dagegen auf, jetzt verdammt noch mal sein Sch***auto wegzufahren und endlich mit dem Zwergenaufstand aufzuhören. Das wirkt offenbar: Atze macht sich vom Platze.

Und die Moral von der Geschichte? Wer arschig mit älteren Menschen umgeht, beweist nicht, dass er einen „Arsch in der Hose“ hat, sondern nur, dass er selbst einer ist.