Wilhelm Reschl, Volker Lang und Manfred Schmid (v.li.) am Geburtshaus von Fritz Elsas. Foto: Iris Frey - Iris Frey

Über den Hitler-Widerständler Fritz Elsas wird derzeit ein Film hergestellt, porträtiert von Volker Lang und Wilhelm Reschl, untertützt von Manfred Schmid.

Bad CannstattIn diesen Tagen, an denen an die Befreiung von Auschwitz vor 75 Jahren gedacht wird und die Nazi-Greuel, gibt es auch hierzulande Menschen, die gegen das Vergessen arbeiten: Volker Lang, Wilhelm Reschl und Manfred Schmid. Sie beschäftigen sich seit vielen Jahren intensiv mit dem Mann, der zwar nicht in der ersten Reihe stand beim Widerstand und Attentat gegen Hitler, der aber wichtig war: Fritz Elsas. Sie arbeiten nun an einem Film-Projekt über den Widerständler zusammen.

Schmid, der langjährige ehemalige Leiter des Stadtmuseums in Bad Cannstatt, ist bereits Mitte der neunziger Jahre als Autor über Fritz Elsas an die Öffentlichkeit getreten. Er hatte damals mit Hans Enderle, einem Großneffe von Fritz Elsas, Kontakt aufgenommen. Dann kam Volker Lang dazu. Es entstand ein erstes Exposé in den Jahren 2000 bis 2002 für einen Film. Anlass war der Kontakt mit Enderle.

Schmid hat Elsas entdeckt, als er damals an der Universität Tübingen im Archiv arbeitete und ein Projekt über ehemalige Studenten betreute, die bekannt wurden. Als Schmid dann im Stadtarchiv Stuttgart arbeitete, hat er Kontakt zu Elsas Sohn Peter in Texas aufgenommen. Dieser kam über das Besuchsprogramm jüdischer Mitbürger nach Stuttgart. Und Schmid konnte 1990 das erste Buch herausbringen: „Auf dem Stuttgarter Rathaus“ und 1999 das Buch „Ein Demokrat im Widerstand“. Wilhelm Reschl ist Co-Autor und Co-Produzent in dem Elsas-Film-Projekt. Der ehemalige Leiter des Hauses des Dokumentarfilms hat Lang bei der Filmförderung kennengelernt. Mit zum Projekt-Team zählt noch Martin Thoma. Thoma ist der Regisseur des Films. Finanziert wird der Film über Crowdfounding. „Eine Finanzierungslücke gibt es noch“, sagt Reschl. Ein bedeutender Spender sei Ernst-Ludwig Heuss, der Enkel des Bundespräsidenten.

Drehorte für den Film waren Tübingen, Berlin und Bad Cannstatt: Das Geburtshaus in der König-Karl-Straße. Dort haben sich Reschl, Lang und Schmid getroffen, um über das Film-Projekt zu berichten. Das Elsas-Geburtshaus ist mit der historischen Tafel von Pro Alt-Cannstatt ausgezeichnet und befindet sich neben dem Platz der ehemaligen Synagoge. Auch die Wilhelmsbrücke war Drehort mit Blick auf die Buntweberei der Gebrüder Elsas in der Nähe des heutigen Parkhaus Mühlgrün. Vater Julius Elsas war an der Firma beteiligt. Auch am Kepler-Gymnasium wurde gedreht, wo Elsas zur Schule gegangen war. Schmid und Olaf Schulze, der Vorsitzende von Pro Alt-Cannstatt, haben die Filmemacher mit Originaldokumenten und Fotos aus Familienbesitz unterstützt. Zudem gibt es Bewegtbilder aus Bad Cannstatt aus der Königszeit, den Zwanziger-Jahren, zu sehen, erzählen die Macher.

Interviews bereichern den Film: Manfred Schmid wurde befragt, der Berliner Historiker Wolfgang Benz und Joachim Scholtyseck der Universität Bonn. Der Film wird die Person Fritz Elsas beleuchten, seine Stationen, seine Geschichte und sein Schicksal. Er war Protestant, ist als Jude zur evangelischen Kirche konvertiert und hat evangelisch geheiratet.

Doch was fasziniert die Filmemacher an Elsas? „Er stand zwar nicht in der ersten Reihe des 20. Juli, aber aus dem Umfeld von Carl Friedrich Goerdeler“, so Reschl. Lang sagt: „Wenn das Attentat geklappt hätte, wäre Elsas Leiter der Reichskanzlei geworden.“ Elsas hatte den Widerstandskämpfer Goerdeler (1884 bis 1945) zweimal beherbergt. Deshalb wurde er entdeckt und festgenommen, berichtet Schmid. Reschl hofft, dass der Film, wenn er fertig ist, im SWR ausgestrahlt wird. Der Film muss derzeit noch geschnitten und vertont werden. Schmid bewundert an Elsas den Menschen, seinen Charakter und dessen Standfestigkeit. Er sei politisch unangreifbar gewesen, ein Demokrat gleich nach dem ersten Weltkrieg. Er habe Haltung gezeigt. Und Lang ergänzt: „Elsas war ein unglaublich exzellenter Kommunalpolitiker.“

Dass gleich neben dem Geburtshaus von Elsas der Gedenkort in der König-Karl-Straße 45 an die Synagoge neu gestaltet und ansprechender werden soll, finden die drei gut. Bei der Gedenkveranstaltung an den Widerstand im vergangenen Jahr vor 75 Jahren, waren sie hier auch vor Ort, am 20. Juli 2019. Die drei hoffen, dass der Film bis zum Sommer fertig ist – ihre Arbeit gegen das Vergessen.

Wer sich für das Projekt und den Fritz-Elsas-Film interessiert, erhält Infos im Internet unter www.fritz-elsas.de.