Maria Grazia Sacchelli vor ihren Objekten. Foto: Iris Frey - Iris Frey

Im Atelier Wilhelmstraße 16 e.V. gab es zwei spannende Ausstellungen mit Naturobjekten und zum Sancutarium.

Bad CannstattIst das echt oder falsch? Das durften sich die Besucher der Ausstellung Naturabilia mit Werken von Maria Grazia Sachhelli fragen. Sie hat nämlich in ihren Werken nach der Natur und der Schönheit gefragt und künstliche Blumen mit echten kombiniert sowie Pflanzen mit Metallobjekten. Es geht ihr um die Widersprüche in der Wahrnehmung der Natur, der Künstlichkeit und der optischen Täuschung. Diese hat sie in einer Fotoserie dargestellt, bei der sie die Emulsionsschicht vom Papier getrennt hat, die Papiere auf die Wand geklebt. In den Installationen hat sie künstliche Pflanzen mit Metallresten kombiniert und Schrott zusammengefügt. Mal sind es Orchideenblüten, die blühen, dann Grünpflanzen aus Plastik. Angelehnt an die traditionelle Malerei des 19. Jahrhundert hat sie Blumen und Schmetterlinge auf die Metallobjekte gemalt und geritzt. An anderer Stelle hat sie Blütenpflanzen in feiner Zeichnung nachempfunden und mit Falt-Bastel-Papier kombiniert. Zudem ist ein auffaltbares Buch entstanden in kleiner Edition. Die Künstlerin, die an der Kunstakademie Stuttgart von 1985 bis 1991 studiert hat und ursprünglich aus Italien stammt, hat zu der Ausstellung auch eine Edition herausgebracht. Naturabilia ist der Titel. „Es ist ein erfundener Name“, sagt sie. Dabei ist der Hinweis auf die Natur deutlich. Infos zu der Edition gibt es unter www.maria-grazia-sacchitelli.de. Eine weitere Ausstellung gab es im Atelier Wilhelmstraße 16 mit Werken von Jochen Wagner. Auch er hat an der Kunstakademie Stuttgart studiert, bei Reto Boller. Seit 2017 ist er mit dem Studium fertig und ist im Kunstraum 24 am Marienplatz aktiv. Er zeigte nicht nur Videoinstallationen, auch Bilder verschiedener Techniken. Sein Motto hat er einem Zitat entlehnt: „So wie ihr in glaubt“, einem Luther-Zitat, auf das er über den Philosophen und Professor der Kunstakademie Felix Ensslin gekommen ist. Wagner will zeigen, dass es immer zwei Blickwinkel gibt, zwei Seiten einer Medaille. Sein größtes Werk ist das „Heiligtum“. Es besteht aus 200 Scans, Bildern des Sanctuariums von Hermann de Vries, welches er 2015 geschaffen hat, noch bevor das Kunstwerk mit seinem Naturbewuchs von der Stadt aus durch Radikalschnitt zerstört wurde. Pflanzen und Kunst, die durch Zäune wachsen, haben Wagner interessiert und so kam er dazu, das Sanctuarium zu fotografieren. Als es zerstört wurde, war er fast sprachlos. „Wie kommt man auf die Idee, da Kahlschlag zu machen?“, sagte er. Es sei eine großartige Arbeit. Sein erstes Pflanzen-Thema-Bild hieß „Du musst noch warten.“ In seinem Heiligtum sind auch die Trauerflorbänder zu sehen, die andere Künstler an das Sanctuarium nach der Zerstörung gebunden hatten. Oft sind es kaum bemerkbare, manchmal aber auch einschneidende Ereignisse in Alltagssituationen, die als Auslöser seiner vielschichtigen Gestaltungsprozesse dienen, wie Marion Jäger feststellt.