Die geplanten Bauvorhaben am Standort des Krankenhauses Bad Cannstatt. Foto: Manfred Storck (z) - Manfred Storck (z)

Die Weiterentwicklung am Krankenhaus Bad Cannstatt stößt auf Interesse. Der Infoabend zu den Neubauvorhaben und der Verkehrsentwicklung war gut besucht. Anwohner befürchten Mehrverkehr

Bad CannstattDer Informationsabend zur Weiterentwicklung und Baumaßnahmen am Krankenhaus Bad Cannstatt (KBC) stieß auf großes Interesse. Das Casino des KBC war rappelvoll, nach der Vorstellung der einzelnen Vorhaben und Auswirkungen auf den Verkehr gab es einen regen Austausch, wobei alle Fragen der Anwohner beantwortet und Anregungen aufgenommen wurden. Ein Verdienst von Ute Kinn, die den Abend moderierte, immer wieder nachhakte, zusammenfasste und auch dafür sorgte, dass die Emotionen nicht zu hoch kochten.

Denn die einzelnen Baumaßnahmen stoßen nicht bedingungslos auf Begeisterung. Bedenken zum Thema Frischluft, und vor allem zum Verkehr und Mehrbelastung wurden geäußert. „Wir werden hier vor vollendete Tatsachen gestellt“, kritisierte Anwohner Rolf Herzog. „Das ist das falsche Prozedere.“ Denn bis auf den Neubau der Sportklinik sind alle Vorhaben in trockenen Tüchern. Das Deutsche Rote Kreuz hat die Baugenehmigung für seinen eingeschossigen Flachbau auf 835 Quadratmetern Fläche an der Martha-Schmidmann-Straße erhalten, in dem ganzjährig ein Rettungswagen und optional ein Notarztfahrzeug sowie die Lehrrettungswache zur Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter untergebracht ist. „Die Schallschutzuntersuchung hat ergeben, dass für die Nachbarn keine Beeinträchtigungen entstehen“, führte Ralph Schuster, Leiter des DRK-Rettungsdienstes, aus. Bauzeit für die Stellplätze beträgt zwei Monate. Im März startet der Bau der Rettungswache, die Ende des Jahres fertig sein soll.

Baubeginn Betriebskita ab Juni

Das KBC plant den Neubau einer Kinder- und Jugendpsychiatrie, die bisher auf zwei Standorte in Stuttgart verteilt ist. „Eine solche Verteilung ist nicht günstig für die Prozesse, Patienten und Beschäftigten“, begründete Alexander Hewer, kaufmännischer Vorstand im Klinikum Stuttgart. In dem Bereich bestehe hoher Bedarf und herrsche Unterversorgung. Der Neubau soll Abhilfe schaffen. Die Betriebskindertagesstätte am Baumannweg soll ab Juni auf den Weg gebracht werden und zwei Jahre später fertig sein. Sie bietet dann 60 Plätze, aufgeteilt in zwei Gruppen. Betreut werden die Kinder zwischen 0 und 6 Jahren von 6 bis 17 Uhr, alle 14 Tage auch samstags und sonntags von 6.30 bis 14 Uhr. Die Kita werde in den Hang gebaut, was die klimatologische Situation gegenüber dem derzeitigen Zustand verbessere.

Noch keinen Beschluss gebe es für den Neubau der Sportklinik, für den der KBC-Verwaltungsbau weichen muss. Vor 2028 tue sich da nichts, so Hewer. Die Sportklinik soll ihre Eigenständigkeit behalten, aber die Infrastruktur des KBC nutzen können. Gretel Quiring von der Initiative Frischluft für Bad Cannstatt erinnerte daran, dass der Espan ein klimatologisch wichtiges Gebiet sei. „Es sollte daher keinen Klinikneubau geben. Wir benötigen eine ungehinderte Frischluftzufuhr im Espan.“ Die Initiative beruft sich auf ein Gutachten von Seitz Ökoplana aus dem Jahre 1982. Hewer versuchte zu beruhigen: Der Neubau wird nicht höher als der Bestand. Daher gibt es keine Beeinträchtigung.“ Und durch die neuen Personalwohnungen (siehe Text unten) werde die Situation sogar besser. SWSG-Geschäftsführer Samir Sidgi: „Der Luftaustausch wird verbessert. Die neuen Wohnungen haben daher positiven Einfluss.“ Die SWSG beruft sich auf ein im Zuge der Bebauung erstelltes Gutachten. Beide Gutachten sollen jetzt zugänglich werden.

Christiana Wüsteney-Arbabi vom Amt für Stadtplanung und -erneuerung, stellte die Verkehrsprognosen vor. Die Zählungen an vier Knotenpunkten hatte ein unabhängiges Büro durchgeführt. Die für den Prießnitzweg prognostizierten PKW würden weit unter den als verträglich geltenden Richtlinien liegen. „Der Park-Such-Verkehr wird wohl weniger.“ Die Bauvorhaben seien daher laut Verkehrsgutachten unbedenklich. Derzeit sei kein Parkraum-Management für das Gebiet möglich. „Es ist zu wenig Verkehr.“ Was nicht heißen soll, dass es unmöglich ist. „Die Auslastung muss über 100 Prozent sein, sonst ist die Umsetzung anfechtbar ist“, verwies Bezirksvorsteher Bernd-Marcel Löffler auf die benötigte Rechtssicherheit, ist aber überzeugt, dass die Auslastung bald erreicht ist. „Sie liegt derzeit bei 96 Prozent.“ Derzeit wird eine Vorlage über das weitere Parkraum-Management vorbereitet. Darin sei, so Wüsteney-Arbabi, das Gebiet in einem zweiten Schritt nach der Winterhalde und der Schmidener Vorstadt vorgesehen.

Die Anwohner waren skeptisch, konnten den Zahlen keinen Glauben schenken. Im Prießnitzweg gebe es täglich Stau bis zum Baumannweg oder sogar zur Oberen Waiblinger Straße. Die Schranke zum Parkplatz sei häufig defekt, was für Rückstau sorge, der Glas- und Kleidercontainer stehe ungünstig und sorge für Behinderungen. „Die Parkplatzsituation ist katastrophal.“ Problem sei der Park-Such-Verkehr, der schon um 5 Uhr beginne. Die neue Tiefgarage mit 189 Plätzen generiere noch mehr Verkehr. „Seit 20 Jahren wird darüber diskutiert“, monierte Anwohner Volker Kraft, „aber passiert ist nichts.“ Die S-Bahnhaltestellen seien ein Trauerspiel, ein Aufzug dringend nötig. „Jetzt sind die Fakten geschaffen. Für uns ist das eine große Enttäuschung.“ Die Situation des öffentlichen Personen-Nahverkehrs sei unbefriedigend, waren sich alle einig. „Aufzüge am S-Bahnhalt sind technisch nicht möglich“, sagte Wüsteney-Arbabi. Man habe dies mehrefach geprüft. Bezirksvorsteher Löffler brachte den SSB-Flexbus ins Spiel. „Der ist eine Möglichkeit.“