Quelle: Unbekannt

2016 schied Thomas Weber aus dem Daimler-Vorstand aus. Von Ruhestand fehlt jede Spur. Er ist als profilierter Experte für die Mobilität der Zukunft gefragt. Gartenarbeit, Radtouren und Oldtimer dienen ihm als Ausgleich.

Uhlbach Ein Arbeitsleben lang hat sich Thomas Weber mit der Produktion und Entwicklung von Fahrzeugen und die letzten dreizehn Jahre in der Daimler AG als Forschungsvorstand mit der Mobilität der Zukunft befasst. Vor drei Jahren schied der damals 62-Jährige auf eigenen Wunsch aus dem Daimler-Vorstand aus. Von Ruhestand kann jedoch keine Rede sein. Als einer der profiliertesten Kenner für Mobilitätsfragen der Zukunft ist der Uhlbacher in vielen Gremien gefragt – als ehrenamtlicher, einflussreicher Experte. Jahrelang war Weber beispielsweise Mitglied der Nationalen Plattform Elektromobilität, einem Gremium hochkarätiger Experten aus Wissenschaft und Wirtschaft, das Bundeskanzlerin Angela Merkel ins Leben gerufen hatte. Mit dem Fortschrittsbericht zur E-Mobilität beendete das Gremium Ende 2018 seine Tätigkeit fürs Bundeskabinett. Doch wichtige Zukunftsfragen bleiben: Wie sieht die künftige, nachhaltige Mobilität aus? Wie gehen wir mit endlichen Energiereserven um? Welche Chancen liegen in dieser Transformation für den Standort Deutschland?

An diesen Themenstellungen arbeitet auch die Deutsche Akademie der Technikwissenschaften, kurz acatech. Folgerichtig lud sie Weber ein, sich aktiv einzubringen. „Es ist eine gemeinwohlorientierte, unabhängige Akademie, die Wissenschaftler und Wirtschaftsvertreter im Sinne eines Zwei-Säulen-Modells miteinander vereint“, so Weber. Es ist dieser interdisziplinäre Gedanke, der ihn überzeugte. In seiner Jugend wurde sein Forschergeist geweckt. Wieso sollte er sich mit 65 Jahren nicht mehr für die Herausforderungen der Zukunft interessieren?

Im Dialog mit der Jugend

„Autonomes Fahren, Sharing-Modelle, E-Mobilität, Recycling von Batterien, Ausbau des Nahverkehrs, menschengerechte Stadt. Wir stehen an einer spannenden Phase der Mobilitäts- und Energiewende“, sagt Weber. Seine Augen funkeln. Auf seinem Smartphone ruft er Grafiken ab, die seine Aussagen untermalen. Keine Frage, er will seine Erfahrung einbringen, mitgestalten, etwas zurückgeben. Der Uhlbacher wurde zum ehrenamtlichen acatech-Vizepräsident bestimmt, zuständig für alle Fragen der Mobilität der Zukunft.

Mehrmals im Monat reist er nach Berlin. ,,Wir beraten Politik und Gesellschaft in technikwissenschaftlichen und technologiepolitischen Zukunftsfragen.“ Im Herbst werden acatech-Forscher der Bundeskanzlerin einen Bericht zur Mobilität der Zukunft übergeben, der in den Aktionsplan der Bundesregierung mündet.

Seine acatech-Tätigkeit ist nicht die einzige Möglichkeit, mit der er indirekt Einfluss auf die Weichenstellungen für die Zukunft nimmt. Auch im von Ministerpräsident Winfried Kretschmann gegründeten Nachhaltigkeitsbeirat des Landes ist er ein wichtiges Mitglied. In Gesprächen mit seinen Kindern, Enkeln und vor allem mit den Studierenden, die er als Honorarprofessor an der Stuttgarter Uni lehrt, spürt er: „Die Jugend interessiert sich für Zukunftsfragen und speziell für die Nachhaltigkeit. Es ist gut, dass dieses Bewusstsein geweckt wird.“ Dabei ist ihm wichtig, dass Technologie und Ökologie sich nicht ausschließen und Innovationen der Schlüssel zum Fortschritt sind.

Beim Bau seines Hauses in Uhlbach hat er dies bereits vor Jahren bewiesen: Solarthermie und Fotovoltaik auf dem Dach, Holzpelletheizung, optimale Dämmung. Das Gebäude ist weitgehend autark. Innovative Technologien wie Smarthome minimieren den Energieverbrauch. Weber speist Strom ins öffentliche Netz ein.

Ganz bewusst wohnt Weber in Uhlbach. Hier sind seine Wurzeln. Er genießt es, bei Dorffesten im Kreis der Freunde zu sitzen. Bei Geburtstagsfesten – Weber ist intensiver und stolzer Opa – bildet das Haus den Mittelpunkt der gesamten Familie. Der Visionär benötigt diese Bodenhaftung. „Als Jugendlicher habe ich meinem Großvater in den Weinbergen helfen müssen, heute bereitet es mir Freude, selbst Obst und Gemüse anzubauen.“ Natürlich mäht ein autonom fahrender Rasenmäh-Roboter das Gras in Webers Garten. Bei den Rebstöcken und auch den Streuobstbäumen legt der einstige Forschungsvorstand selbst Hand an. Er gießt Blumen und erntet mit den Enkeln Tomaten. „Es ist toll zu beobachten, wie die Kinder die Früchte aus dem Garten schätzen und den Unterschied zu den gekauften Tomaten schmecken“, sagt der stolze Gartenbesitzer.

Radmarathon und Rebschnitt

Als weiteren Stressausgleich steigt der einstige Spitzenruderer regelmäßig aufs Rennrad. Von Uhlbach geht’s dann schnell ins Remstal oder Richtung Schwäbische Alb. Dort hat er am heißesten Tag dieses Sommers auch beim „Alb-Extrem“-Marathon in Ottenbach teilgenommen: 200 Kilometer und 3600 Höhenmeter Auf und Ab entlang des Albtraufs, und wenn es etwas weniger anstrengend sein soll, hat der Oldtimerfan und einstige Chef der Formel-Eins-Fahrer mit dem Stern noch andere Fahrzeuge in der Garage stehen: Einen 280er-Mercedes-SE aus dem Jahr 1970 beispielsweise. Daneben ein Foto, das ihm sein Entwicklungsteam zum Abschied geschenkt haben. Es zeigt ein innovatives Daimler-Fahrzeug der Zukunft, den vollelektrischen EQC, der in diesen Tagen in Serie geht: Visionäres neben Altbewährtem – der Elektroanschluss für Webers E-Smart und künftige Fahrzeuge steht für die Technologie der Zukunft.