In der Pflege fehlt an vielen Stellen das Personal. Foto: dpa - dpa

Grünen-Bundestagsabgeordnete waren in Bad Cannstatt zu Besuch und haben sich über die Situation in der Pflege informiert. Sie fordern 50 000 neue Pflege-Jobs bundesweit.

Bad Cannstatt Nicht nur in der Bundespolitik wird über eine Verbesserung der Situation in der Pflege gesprochen. Auch in der Landeshauptstadt wird auf unterschiedlichen Ebenen darüber diskutiert. Die Grünen-Bundestagsabgeordneten Anna Christmann und Kordula Schulz-Asche haben sich vor kurzem in Bad Cannstatt mit Betroffenen ausgetauscht. Die Diakonie Württemberg hat jüngst sieben Thesen zur Pflege mit Zukunft vorgelegt.

„In der Pflege sind bundesweit 30 000 Stellen unbesetzt. Das hat eine Anfrage der Grünen-Bundestagsfraktion aufgezeigt“, wie Christmann erklärt. Die Fraktion habe darauf mit einer „Grünen Pflegewoche“ reagiert, mit der sie auf dramatische Bedingungen für Pflegekräfte und Altenpolitik hingewiesen hätten. In Stuttgart tauschten sie sich mit Betroffenen aus, auch in Bad Cannstatt. „Als Erste Hilfe fordern wir bundesweit 50 000 neue Pflege-Jobs. Mittel- bis langfristig ist unser Ziel, den Pflegeberuf wieder attraktiv zu machen“, so Schulz-Asche. Christmann, Sprecherin für bürgerschaftliches Engagement ihrer Fraktion, wies auf die Chance des Freiwilligendienstes als Einstieg in den Pflegeberuf hin. So sollen die Möglichkeiten für ein Freiwilliges Soziales Jahr und den Bundesfreiwilligendienst stärker beworben werden und zahlenmäßig ausgeweitet werden, fordert sie.

Schulz-Asche und Christmann besuchten das Klinikum in Bad Cannstatt. Das Klinikum steht vor der Herausforderung, so Christmann, den Pflegeberuf für junge Menschen attraktiv zu gestalten. Es werde durch vielfältige Ausbildungswege vom einjährigen Einstieg bis zum Bachelor versucht, sowohl Menschen mit Migrationshintergrund als auch Menschen im mittleren Alter, die in den Pflegeberuf einsteigen wollen, ein niedrigschwelliges Angebot zu machen. Ein guter Kompetenzmix sei entscheidend, so Christmann.

Auch das Parkheim Berg besuchten die Abgeordneten. Die älteste und größte Pflegeeinrichtung des Stuttgarter Eigenbetriebs Leben und Wohnen setze auf ein vielfältiges Betreuungsangebot für ihre Bewohner, so Christmann. Doch die Einrichtung habe mit einem immer größeren Abrechnungsapparat und der Versorgung durch Hausärzte zu kämpfen. Christmann sprach sich für grundlegende Verbesserungen bei den Bedingungen in der Pflege aus.

Die stellvertretende Geschäftsführerin und Heimleitung beim Evangelischen Verein in Bad Cannstatt, Claudia Degler, hat kürzlich bei der Vorstellung der Vorschläge der Diakonie zur Verbesserung der Pflege gesprochen: Sie berichtete von der Herausforderung im hektischen Alltag des Pflegeberufs, sich als Mitarbeiter noch als Mensch „und nicht als Roboter zu fühlen, der eine Arbeit abarbeitet“. Gerade im diakonischen Verständnis sei es wichtig, sich für die Patienten Zeit zu nehmen. Zwar könne sie sich noch nicht über Personalmangel beschweren, dennoch fordert sie einen verbesserten Personalschlüssel, damit Mitarbeiter mal einen Tag Urlaub nehmen können, ohne für krank gewordene Kollegen einspringen zu müssen.