Der Chor aus den Anfangsjahren. Foto: Ortsarchiv Obertürkheim (z) - Ortsarchiv Obertürkheim (z)

In einer Festschrift beleuchtet der Verein seine Geschichte, die zeigt, dass die Andreaskantorei längst zur Institution geworden ist.

ObertürkheimFreude bei der Andreaskantorei Obertürkheim: Sie wird in diesem Jahr 100 Jahre alt. In einer Festschrift beleuchtet der Verein seine Geschichte, die zeigt, dass die Andreaskantorei längst zur Institution geworden ist. Mehr als 40 Jahre lang prägte Ruth Kurz als Chorleiterin die Kantorei. Dann folgte Mirjam Scheider und aktuell ist Lukas Nagel der Chorleiter von rund 50 aktiven Sängerinnen und Sängern.

Als Gertrud Schmidt am 21. April 1919 im Alter von 23 Jahren verstarb und sich eine Trauerschar auf dem Friedhof der Petruskirche versammelte, sangen nach der Grabrede Freunde und Kollegen der Verstorbenen einige Lieder. Dies war laut Festschrift der Ausgangspunkt für die Andreaskantorei. Die Gründungsversammlung fand am 8. September 1919 statt. Erster Vorstand war Karl Lutscher. Zuerst nannten sich die Sänger „Verein zur Pflege des gemischten Kirchengesangs“. Im Jahr 1972 wurde dann der Name „Andreaskantorei“ daraus. Von 1919 bis 1923 stand der Chor unter der Regie von Hauptlehrer Jakob Müller-Bader.

Prüfung auf „Singfähigkeit“

Anfangs war es ein kirchennaher, gemischter Chor. Laut Satzung mussten die Sänger mindestens 14 Jahre alt sein. Auch gab es eine Prüfung auf „Singfähigkeit“ von Seiten des Chorleiters. 17 Männer und 46 Frauen schafften damals diese Prüfung. Proberaum war die Obertürkheimer Schule und das „Vereinshaus“ in der Augsburger Straße. Mitgliedsbeiträge in Höhe von 50 Pfennig wurden berappt, um den Stromverbrauch und die Abnutzungskosten für das empfindliche Harmonium zu decken. Ohne Geld geht es auch heute nicht: Seit vielen Jahren gibt es einen Freundeskreis Andreaskantorei. Die Mitglieder spenden einmal im Jahr in beliebiger Höhe. Die Gelder werden ausschließlich für Konzerte verwendet.

Der Chor erfreute sich im Lauf der Jahre steigender Mitgliederzahlen: 1925 wurden 79 Aktive gezählt, 1932 waren es bereits 91. 1927 wurde das Gemeindehaus eingeweiht, welches 1951 in Andreaskirche umbenannt wurde. Der Gemeindesaal im Untergeschoss bot Raum zum Proben. Während der NS-Zeit schrumpften die Mitgliederzahlen bis 1940 auf 33. Im Krieg wurde 1944 das Gemeindehaus in der Heidelbeerstraße bombardiert, 1950 konnte es wieder eingeweiht werden.

Die Andreaskantorei weist ein umfangreiches und vielseitiges Repertoire auf. Sie ist nicht nur zu kirchlichen Festen aktiv, sondern auch bei Jubiläen und thematischen Konzerten. Ruth Kurz hat, wie sie in der Festschrift sagt, einfach das ausgesucht, was ihr gefiel. „Was schön und interessant war, spannend für den Chor, der gefordert war, aber nicht überfordert.“ Die Kantorei probt dienstagabends um 20 Uhr im Luther-Saal der Andreaskirche – Nachwuchs ist dazu willkommen.

Ort für die Spazierwegkonzerte

Die Kirche ist auch Ort für die Spazierwegkonzerte. Sechs Mal im Jahr finden sie statt und werden von Marie-Louise Günther engagiert und erfolgreich organisiert. Auch hier wächst die Zahl der Stammgäste. Die Spazierwegkonzerte bieten epochenübergreifende Kammermusik und experimentelle Klänge. Geselligkeit, Reisen und Ausflüge zählen zur Vereinsaktivität der Andreaskantorei dazu.

Der Vorstand der Andreaskantorei, Christian Schäfer, stellt fest, dass sich der Chor in den letzten 50 Jahren enorm weiterentwickelt und ein hohes Niveau erreicht hat. Bezirksvorsteher Peter Beier betont in der Festschrift, dass die Andreaskantorei auch „für 100 Jahre großartige Konzerte – vielseitig, anspruchsvoll und von höchster Qualität“ stehen. Ohne die überregional beachtete Reihe der Spazierwegkonzerte wäre das kulturelle Leben vor Ort um einiges ärmer., meint er. Pfarrerin Friederike Weltzien freut sich besonders an den gemeinsam gestalteten Gottesdiensten: „Wenn es gelingt, dass Wort und Klang zusammenfließen zu einem Gesamtkunstwerk.“

Beim Jubiläumskonzert am Sonntag, 19. Mai, um 19 Uhr, in der Andreaskirche Obertürkheim, Heidelbeerstraße 5, wird „Die Schöpfung“ von Joseph Haydn aufgeführt. Es singen Johanna Pommranz (Sopran), Marcus Elsäßer (Tenor), Florian Schmitt-Bohn (Bass) und die Andreaskantorei. Es musizieren Studierende der Musikhochschule Stuttgart unter Leitung von Lukas Nagel. Karten gibt es im Vorverkauf bei der Volksbank Obertürkheim, an der Abendkasse oder online über info@andreaskantorei-obertuerkheim.de.