Franco Flemming, Björn Bode und Antonio Bräuning Soares (v.l.) montieren die Zylinderkopfhaube eines Mercedes-Motors ab. Quelle: Unbekannt

Gleich zwei Jubiläen feiert die Wilhelm-Maybach-Schule in diesem Jahr. Seit 100 Jahren gibt es in Bad Cannstatt eine Gewerbliche Berufs- und Fachschule, die seit dem Jahr 1969 Wilhelm-Maybach-Schule heißt.

Bad Cannstatt Gleich zwei Jubiläen feiert die Wilhelm-Maybach-Schule in diesem Jahr. Seit 100 Jahren gibt es in Bad Cannstatt eine Gewerbliche Berufs- und Fachschule, die seit dem Jahr 1969 Wilhelm-Maybach-Schule heißt. Der prominente Namensgeber wurde in Heilbronn geboren und lebte bis zu seinem Tod im Jahr 1929 in der Freiligrathstraße in Bad Cannstatt. Gemeinsam mit Gottlieb Daimler hat er nur wenige Meter von der Gnesener Straße entfernt in deren Werkstatt – einem Gartenhaus im Kurpark – getüftelt. Hier entwickelten Daimler und Maybach zum Beispiel den ersten schnelllaufenden Benzinmotor der Welt.

Geschraubt und getüftelt wird auch in den Werkstätten der Wilhelm-Maybach-Schule: Etwa 1750 Schülerinnen und Schüler lassen sich unter anderem zum Kfz-Mechatroniker, Gießereimechaniker, Industriemechaniker oder technischen Modellbauer ausbilden. „Damit ist die Einrichtung die größte Kfz-Schule im süddeutschen Raum“, sagt Bildungsbürgermeisterin Isabel Fezer bei der Jubiläumsfeier.

Namensänderung 1969

Begonnen hat die Geschichte der Schule im Jahr 1919 mit der Gründung der Gewerblichen Berufs- und Fachschule Bad Cannstatt in der Kanalstraße, der heutigen Überkinger Straße. Während des Zweiten Weltkriegs wurden die Schulgebäude zerstört. Unterrichtet wurde deshalb in der Nachkriegszeit an insgesamt neun Standorten in Fellbach und Bad Cannstatt. In den 1950er-Jahren wurde das Gebäude in der Gnesener Straße errichtet. Die Umbenennung in Wilhelm-Maybach-Schule erfolgte im Jahr 1969. Der Name musste jedoch zuerst mit den Nachfahren des Fahrzeugpioniers, die heute in den Vereinigten Staaten von Amerika leben, abgestimmt werden. „Das Gesuch wurde aber freudig unterstützt“, sagt Schulleiter Hans Prommersberger.

Seitdem hat sich in den Klassenzimmern und Werkstätten viel verändert: In den 1970er-Jahren waren Tageslichtprojektoren eine technische Errungenschaft, es folgten Kopiergeräte, später hielt die elektronische Datenverarbeitung im Schulbetrieb Einzug. Heute können die Schüler ihren Stundenplan als elektronisches Tagebuch in einer App auf ihrem Smartphone anschauen.

Technisch auf dem neuesten Stand sind auch die Werkstätten, in denen die Schülerinnen und Schüler direkt an den Fahrzeugen üben können: Fahrzeugachsen werden dreidimensional mithilfe von Computern vermessen, Roboter werden programmiert, um Automatisierungsprozesse zu ermöglichen.

An die Technik aus vergangenen Tagen erinnert während des Jubiläumsfests in der Aula das Modell eines Mercedes Simplex. Wilhelm Maybach hat den Rennwagen Anfang des 20. Jahrhunderts konstruiert. Auch für die Zukunft sieht Prommersberger die Schule gewappnet. „Wir wären nicht die Wilhelm-Maybach-Schule, wenn wir neue Herausforderungen nicht annehmen würden. Daher werden wir auch die nächsten 100 Jahre mit Mut, Optimismus und dem nötigen Quäntchen Glück bestreiten.“ Prommersberger geht davon aus, dass E-Mobilität nicht das Ende der technischen Entwicklung in der Automobilbranche sein werde und künftig auch andere Technologien wie etwa Brennstoffzellen oder Wasserstofftechnik eine immer größere Rolle spielen .