Die Brennnessel ist die Heilpflanze des Jahres 2022. Sie schmeckt auch gut: Junge Brennnessel-Triebe sind zum Zubereiten ideal, wenn sie etwa zehn Zentimeter hoch sind. Foto: dpa/Mascha Brichta

Von wegen Unkraut! Die Brennnessel tut Menschen gut und soll Hühner mehr Eier legen lassen.

Die ganz Mutigen werfen sich beim Waldbaden in Brennnesseln hinein und erleben wegen des Brennens auf der Haut ihren Körper neu. Die Brennhaare auf den Blättern sind ein Schutz gegen Fressfeinde, sie sondern Brennflüssigkeit ab und brennen schon bei minimalem Kontakt auf der Haut. Wer aber (wie wohl die allermeisten) nicht gern Schmerzen spürt, setzt sich eher ungern in die Nesseln. Und für viele andere Menschen ist die Brennnessel, sowieso vor allem eines: ein Ärgernis im eigenen Garten.

Die Heilpflanze mit bis zu 1,50 Metern Wuchshöhe ist vor allem als Wild- oder Unkraut bekannt. Das hängt damit zusammen, dass sich viele Arten nicht nur in der Natur, sondern auch auf Kulturflächen stark verbreiten und dort das Wachstum anderer Pflanzen beeinträchtigen können.

Gut für Tees und Knödel

Gleichwohl ist die Pflanze vom Verein NHV Theophrastus zur Heilpflanze des Jahres 2022 gekürt worden. Denn sie kann sowohl Menschen als auch Tieren nutzen. Für verschiedene Insektenarten gehören Brennnesseln zur Nahrungsquelle. Einige Schmetterlingsarten legen ihre Eier bis in den Spätsommer hinein an der Blattunterseite der Pflanzen ab.

Teetrinker, Suppen- und Salatfreunde sowie Fans Südtiroler Küche (Brennnessel-Knödel!) schätzen die Pflanze ebenso. Junge Brennnesseltriebe sind zum Zubereiten ideal, wenn sie etwa zehn Zentimeter hoch sind. Dann enthalten die Stängel noch keine harten Fasern. Die Brennnessel ist ein heimisches Superfood. Die Inhaltsstoffe der Brennnessel sind im Kraut, den Wurzeln und auch in den Früchten vor allem der weiblichen Pflanzen enthalten.

Viele wertvolle Inhaltsstoffe

Brennnesselkraut enthält zum Beispiel schwerpunktmäßig ungesättigte Fettsäuren, Flavonoide, Kalium, Kalzium, Magnesium, Eisen, Kieselsäure und Chlorophylle. Wegen des Eiweiß- und Eisengehalts empfiehlt sich die Brennnessel gerade auch für den Speiseplan jener Menschen, die weniger Fleisch konsumieren wollen.

Extrakte aus dem Brennnesselkraut zeigen eine entzündungshemmende, immunmodulierende Wirkung, der hohe Gehalt an Mineralstoffen hat eine wassertreibende Wirkung und ermöglicht damit eine erhöhte Harnsäureausscheidung. Auch die Inhaltsstoffe der Wurzeln können die Harnausscheidung beschleunigen und zu häufiges Wasserlassen reduzieren. Auch Gelenkentzündungen, Rückenschmerzen, Hautausschläge, Harnwegsinfekte, Erschöpfungszustände und Co sollen sich etwa mit der Brennnessel behandeln lassen.

Mehr Milch durch Brennnesselkraut

Heilkräuter-Bücher und eine Broschüre des NHV Theophrastus informieren über die Herstellung von Tees, Tinkturen und zahlreichen anderen Möglichkeiten des Einsatzes von Brennnesselprodukten. Interessant auch für Leute in der Stadt und auf dem Land, die sich Hühner – oder größere Nutztiere – halten: Angetrocknetes Brennnesselkraut ist auch für Tiere vitalisierend. So soll sich zum Beispiel bei Hühnern die Legeleistung und das Eigelb der Eier steigern sowie bei Kühen die Milchbildung anregen.

Info

Brennnessel-Geschichte
Die Brennnessel, die den botanischen Namen Urtica trägt, gehört zur eigenen Familie der Urticaceae und enthält über 80 verschiedene Arten. Die hierzulande wichtigste Art ist U. dioica, die im Wildwuchs auch auf Kulturflächen eine besondere Rolle spielt. Diese Pflanze trägt den volkstümlichen Namen Große Brennnessel und war schon vor Christi Geburt bekannt. Sie ist in ihrer Entwicklung zweihäusig, es gibt nur rein männliche und rein weibliche Pflanzen, die alle im Durchschnitt eine Wuchshöhe von 1,50 Meter erreichen können.

Broschüre
Wissenswertes über die Heilpflanze des Jahres 2022 ist in einer kostenfreien 16-seitigen Broschüre „Brennnessel“ des Vereins NHV Theophrastus zu erfahren: NHV Theophrastus - Organisationsbüro -, Reichenhainerstr. 175, 09125 Chemnitz. Telefon: 0371 66658-12, Mail: orgbuero@nhv-theophrastus.de