Auf dem Markt gibt es immer wieder Neues zu entdecken. Foto: Gottfried Stoppel

Wer besucht den Töpfermarkt in Urbach und wer deckt sich dort mit den selbst gemachten Unikaten ein? Wir haben uns umgehört, schließlich zieht die Veranstaltung jährlich Tausende Gäste an.

Wie kann es sein, dass ein Töpfermarkt jedes Jahr immer wieder Tausende Besucher anzieht? Wenn es im Ortszentrum wuselt, dann ist Urbacher Töpfermarkt: Schon am späten Samstagvormittag ist einiges los: Viele strömen in die Ortsmitte, kleine Staus gibt es für manche Autofahrer bei der Parkplatzsuche. Andere marschieren zu Fuß in Richtung Urbacher Schloss, und manche Radlergruppe mit Kind und Kegel hat den Markt als Ziel auserkoren.

Die rote Mohnblume aus Keramik bekommt Gesellschaft auf dem Balkon

Für Manuela Moess war klar, dass sie wieder beim Urbacher Töpfermarkt vorbeischauen möchte. „Ich bin ganz gezielt hierhergekommen“, sagt die Frau aus Murrhardt. Sie hat in Papier gepackte Keramikkunst in der Hand. „Es ist eine dieser schönen blauen Mohnblumen“, sagt sie mit einem Strahlen und zeigt auf eine große Vase, in der die Blumen aus Keramik leuchten. Vergangenes Jahr habe sie eine rote Mohnblume erstanden, die seitdem ihren Balkon schmücke. Sie sei das zweite Mal hier zu Besuch. „Ich habe die Plakate gesehen und bin darauf aufmerksam geworden.“ Sie schätze die Unikate, die hier geboten werden. „Ich habe kein Service, sondern liebe das Individuelle“, sagt die Murrhardterin. In ihrer Heimatstadt gebe es auch einen Kunsthandwerkermarkt, den Januariusmarkt, den sie gerne besuche.

Auch aus fünf europäischen Nachbarstaaten sind Aussteller da

90 Töpfereien, Künstler und Kunsthandwerker aus acht Bundesländern und fünf europäischen Nachbarstaaten – aus Frankreich, Lettland, Polen, Tschechien und Ungarn – gastierten am Wochenende in Urbach und präsentierten, was in ihren Ateliers und Werkstätten entsteht.

Die leuchtenden Keramikblumen und viel Kunstvolles mehr hatte Ingrid Wagner ausgestellt. „Ich entwerfe und stelle alles selbst her“, sagt die Frau aus Ingolstadt, die die Kunstakademie in München absolviert hat. Seit vielen Jahren biete sie ihre Objekte, die in ihrer Werkstatt zu Hause entstehen, auf verschiedenen Märkten an, unter anderem auch beim Süddeutschen Töpfermarkt in Landsberg am Lech oder am Töpfermarkt am Schloss Schleißheim bei München.

Manche Besucher kommen jedes Jahr nach Urbach zum Töpfermarkt

„Ich bin absoluter Fan vom Urbacher Töpfermarkt“, sagt Gabi Plassmann. „Ich komme jedes Jahr her und genieße auch das schöne Ambiente“, sagt die Schorndorferin. Sie hat „Lydia“ in der Hand – einen Vogel aus Ton. Kreiert hat diesen Alexandra Engelfried. Die promovierte Kunsthistorikerin hat die Keramikkunst zu ihrem Hauptberuf gemacht und entwirft in ihrer Werkstatt in ihrem Haus in Schorndorf individuelle Stücke „mit Gefühl und Charakter“, wie sie sagt. Das „One-Woman-Unternehmen“ nennt sie „Alexitäten“ – Witz, Kreativität und Herzblut seien die Zutaten, die bei ihrem Schaffen einfließen. So haben die kleinen Vögel aus Ton auch Namen. „Lydia“ hat mich sofort angesprochen“, sagt Gabi Plassmann. „Die Töpfer und Künstler lassen sich immer was Neues einfallen“, sagt sie. Dieses Mal suche sie außerdem gezielt nach einer Ikebana-Schale, aber auch Taufgeschenke, einen Brottopf und manches mehr habe sie hier erstanden. „Ich bin meist am Samstagvormittag auf dem Markt, da ist es noch nicht so voll“, berichtet Gabi Plassmann.

Ein Aussteller aus Riga ist dabei und erklärt die spezielle Technik seiner Objekte

„Es ist ein guter Markt, viele Aussteller kommen auch von weit her, dann muss es sich schon lohnen“, sagt Johannes Gutsche. Der ausgebildete Töpfer, der die Keramikschule in Landshut absolviert hat, besucht verschiedene Märkte, einen Laden betreibt er nicht. Seine Objekte entstehen in seiner Werkstatt in Ludwigsburg. In Urbach ist er schon einige Jahre präsent. Die längste Anreise hat Nauris Laivacums, der mit Kollegen ein „Art-Haus“ in der lettischen Hauptstadt Riga betreibt. Er verbinde sein Gastspiel in Urbach mit anderen Märkten in Deutschland. Die Körper der Objekte seien aus Ton, die Farben aus geschmolzenem Glas und die Außenhüllen mit Ostseesand versiegelt, erklärt er. Auch aus Ungarn sind Aussteller da, sie haben unter anderem Vogelfiguren in knalligen Farbtönen am Stand aufgebaut.

Viele Stammkunden kommen kurz nach der Öffnung am Samstag vorbei

Lena Hohenstein hat sich vor rund zwei Jahren mit ihrer Keramikmanufaktur in Murrhardt-Siebenknie selbstständig gemacht. Ihre Werkstatt hat sie in ihrem Haus untergebracht, sie freut sich, dass bereits einige Stammkunden am Vormittag vorbeigekommen sind, um bei ihr einzukaufen. „Da gibt es noch die größte Auswahl, manche der treuen Kunden stehen schon kurz nach der Eröffnung am Stand“, sagt sie. Die 27-Jährige ist nicht nur beim Remstäler Töpfermarkt in Urbach präsent, sondern stellt auch in Murrhardt aus beim Januariusmarkt. Der findet am Wochenende, 8. und 9. Juni, statt. Was man beim Rundgang immer wieder hört: Einen Laden zu betreiben, das sei für viele Töpfer und Kunsthandwerker eher schwierig, da dann noch Mietkosten zu stemmen seien. Da produzierten viele lieber in einer Werkstatt und verkauften auf Märkten. Manche verweisen auch auf ihren Onlineshop.

Übrigens hatte es rechtzeitig geklappt, dass die Umleitung im Ortskern wegen einer Brandruine in der Haubersbronner Straße aufgehoben werden konnte. An dem gesicherten Gebäude konnte der Verkehr vorbeifließen, was eine Erleichterung für die vielen Besucher bedeutete. „Dank des großen Engagements des Urbacher Ordnungsamts“, sagte Organisator Hans Winkler. „Alles passte perfekt.“ Seiner ersten Schätzung nach liegt die Besucherzahl diesmal wieder zwischen 16 000 und 17 000 Besucher. Winkler kennt die Branche seit Jahren und hat selbst früher eine Töpferwerkstatt betrieben. Der Markt hat eine Magnetwirkung, und das Wetter hat auch mitgespielt. Da kam das selbst gemachte Eis, regional vom Hegnauhof, auch gut an. „Am meisten war Spaghetti-Eis angesagt“, sagte Gina Fritz.