Der Handel ist bereit für das Weihnachtsgeschäft. Foto: Alexander Müller

Der Handel steht trotz 3-G-Regelung parat für das Weihnachtsgeschäft. Die Hoffnung ist groß, aber noch mehr Einschränkungen würden die Kunden abschrecken, ist Josephine Buller, Geschäftsführer von Brigitte Bergelt Schmuck und Perlen in Untertürkheim überzeugt.

Untertürkheim - Mit dem 1. Advent am Sonntag beginnen für den Einzelhandel die wichtigen Wochen im Vorweihnachtsgeschäft. Die Erwartungen sind angesichts der Infektionszahlen nur verhalten optimistisch, wie Josephine Buller von Brigitte Bergelt Schmuck und Perlen erläutert.

Wie verlief die Corona-Pandemie, auch mit den Lockdown-Phasen, bislang aus Sicht des Einzelhandels?

Im Spätsommer und Herbst 2020 waren wirklich Schließungsgedanken da. Nur durch einen harten Sparkurs und die finanzielle Unterstützung des Staates war ein Überleben möglich. Hingegen war ich vom Sommer 2021 sehr positiv überrascht. Es schlagen zwei Herzen in meiner Brust: Als Privatperson kann ich die Angst nachvollziehen. Als Einzelhändlerin habe ich aber bereits wieder Sorgen. Wir stehen nun genau an dem Punkt, an den wir alle nicht mehr hinkommen wollten.

Haben Sie andere Wege – zum Beispiel den Online-Verkauf – eingeschlagen?

Nein, das ist logistisch und aus Versicherungsgründen nicht möglich. Bei einer Rücksendung wäre die Ware nicht mehr versichert. Außerdem zählt zum Einkauf – gerade bei Schmuck – auch das Erlebnis aus Anfassen und Anprobieren, mit der persönlichen Beratung.

Nun gilt die 3-G-Regel, noch ohne Zugangskontrolle. Wie verfahren Sie damit?

Seit knapp zwölf Jahren müssen bei mir alle Kunden klingeln, um ins Geschäft zu kommen. Das hat mir während der Corona-Phase geholfen. So kann ich auch den Impfnachweis prüfen. Einlasskontrollen sind personell für den Einzelhandel nicht zu stemmen. Da wälzt die Politik die Verantwortung ab.

Erwarten Sie Einbußen durch den Wegfall der nicht geimpften Kunden?

Das kann man nicht abschätzen. Generell kommen die Kunden in der Regel sehr offensiv auf mich zu und betonen, dass sie bereits geimpft sind. Aber bisher musste und durfte ich das nicht abfragen. Wie viele Kunden somit durchs Raster fallen, ist eine Überraschung.

Die Handelsverbände blicken zuversichtlich aufs Weihnachtsgeschäft. Wie schätzen Sie persönlich die Lage ein?

Diesen Hype kann ich nicht teilen. Natürlich hoffe ich auf ein gutes Weihnachtsgeschäft, aber wie vor Corona wird es bestimmt nicht. Zum einen haben viele Menschen aufgrund der Kurzarbeit weniger Geld zur Verfügung, zudem sind viele vorsichtig im Hinblick darauf, was noch alles kommen kann. Wir stehen aber auf jeden Fall parat.

Die Politik schließt aufgrund der rasant steigenden Infektionszahlen einen Lockdown nicht mehr aus. Was würde das für den Einzelhandel bedeuten?

Die Regeln, wie sie jetzt gelten, sind noch händelbar. Sollte diese aber noch einmal verschärft werden, käme dies sowieso einem Lockdown gleich. Denn zusätzlich zur Impfung noch einen PCR-Test vorweisen zu müssen, würde kein Kunde mitmachen. Dann wäre es besser, gleich alles zu schließen. Wohlwissend, dass es für manche Branchen wohl das Ende bedeuten könnte. Nur wer vorausgedacht hat, könnte überleben. Aber nicht wieder sechs Monate lang. Dann wäre wohl alles zerstört.