Stuttgart (lsw) - Als „maßlos“ hat der Intendant des SWR, Peter Boudgoust, die Debatte um die Abschaffung der öffentlich-rechtlichen Sender kritisiert.

Bei einer Sitzung des Landesrundfunkrates wandte er sich gestern unter anderem gegen „Druck“ aus der Zeitungsverlegerbranche. Wenn dort etwa von „Zwangsgebühren“ oder einem „Staatsrundfunk“ gesprochen werde, sei das eine maßlose Verrohung der Sprache. „Das ist meine Sorge“, sagte Boudgoust in Stuttgart.

In einer Rede vor dem Gremium kritisierte der SWR-Intendant, dass inzwischen eine „Parallelwelt“ entstanden sei, die sogar die „Tagesschau“ für überflüssig halte. „Dabei schießen gerade die verbal gegeneinander, die zusammenhalten sollten: Journalisten gegen Journalisten“, sagte er. Der Intendant appellierte an die Rundfunkräte, in der Gesellschaft deutlich zu machen, was die öffentlich-rechtlichen Sender leisten. Sie seien „politisch und wirtschaftlich unabhängig“ und als Kulturgut Teil der Demokratie. Geld sei damit zwar nicht zu verdienen. Aber nur ein Gebührenfinanziertes Programm könne etwas für jeden bieten. „Nur wir bieten ein Gegengewicht“, sagte Boudgoust mit Blick auf die mit Werbeerlösen finanzierten Sender. Er betonte, dass es auch Zuschauer gebe, die mit „Nackt-Kuppelei, Castingshows und amerikanischen Serien“ im Privatfernsehen nichts anfangen könnten. Boudgoust warnte davor, dass ohne öffentlich-rechtliches Angebot die Preise für zahlungspflichtige Medienangebote in die Höhe schnellen könnten.

Als Vorsitzender des Landesrundfunkrats machte Volker Stich deutlich, dass sich auch die Rundfunkräte in der Gesellschaft wegen des Systems des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zunehmend rechtfertigen müssten. Das sei ein grundsätzlicher Prozess, sagte er.

Der SWR stelle sich den Herausforderungen und setze seinen Einsparungskurs fort, sagte Boudgoust bei einer Haushaltsdebatte. Als Beispiel nannte er die Berichterstattung über die Fußball-WM in Russland 2018, die erstmals zentral von Baden-Baden aus produziert werde - für die ARD und das ZDF. „Wir ziehen nicht mehr mit großem Besteck, Personal und Equipment nach Russland.“

Noch nie hätten ARD und ZDF so eng zusammengearbeitet. „Nur kleine Teams werden vor Ort sein - wir sparen so Transport-, Miet- und Reisekosten“, sagte Boudgoust. Der Sender hat demnach große Glasfaserpakete gebucht, um die Fifa-Signale aus Russland zu übertragen. Trotzdem solle es eigene Kamerateams an Ort und Stelle geben.

Der Landesrundfunkrat, ein Gremium aus 63 Mitgliedern, wählte Stich erneut für zwei weitere Jahre zum Vorsitzenden. Der 67-Jährige ist Vorsitzender des Beamtenbundes im Land und führt den Rundfunkrat seit 2008.