Durch das sternenförmige Gitter in der Mitte der Kapelle dringen die Gesänge und Fürbitten in den Gottesdiensten. . . Foto: SSG/Günther Bayerl (z)

Am 1. November läutet das Team der Grabkapelle das Saisonende ein, das Monument ist nur noch bis 30. November an den Wochenenden geöffnet. Ein Besuch lohnt sich: Das Mausoleum weist viele architektonische Besonderheiten auf.

Rotenberg - Die Grabkapelle auf dem Württemberg wurde von König Wilhelm I. als Ort der Trauer für seine 1819 verstorbene Frau Katharina errichtet. Zugleich setzte er mit moderner Architektur ein Zeichen – außen und innen.

Der König entschied sich für den klassizistischen Entwurf von Hofbaumeister Giovanni Salucci. Für den Bau der Grabkapelle in den Jahren 1820 bis 1824 ließ er die Reste der Stammburg der Familie auf dem Württemberg abtragen und das Gelände neu anlegen. Weil die Königin aus dem russischen Zarenhaus ihren Glauben auch in Württemberg behielt, wurde ihr Mausoleum nach den Regeln der russisch-orthodoxen Kirche errichtet. Kapelle und Gruft sind räumlich zusammengefasst und über ein kunstvolles Gitter in der Mitte des Raumes miteinander verbunden. Die kreisrunde Öffnung am Boden, das sogenannte Opaion hat eine wichtige Funktion: Nicht nur Licht und Luft drang durch die Öffnung in die Gruft, sondern auch die Gesänge und Gebete vom Kapellenraum – so konnte die Verstorbene in die Liturgie einbezogen werden. Besonders an der Ausstattung der Grabkapelle ist, dass Türen, Fenster und das sternförmige Bodengitter nicht aus Holz hergestellt wurden, sondern aus Wasseralfinger Gusseisen – ein bis dahin in Württemberg unbekanntes Verfahren. Salucci kommt daher das Verdienst zu, im Königreich die Verwendung von Eisen in der Architektur eingeführt zu haben.

Gusseisen war ein neuartiges Verfahren

Die zu Beginn des 17. Jahrhunderts von Ellwanger Fürstpröpsten gekauften Hüttenwerke in Ober- und Unterkochen sowie der 1611 in Betrieb genommene Hochofen bei Abtsgmünd bildeten die Vorläufer des späteren Fürstpröpstlich-Ellwangischen Hüttenwerks in Wasseralfingen. Die Inbetriebnahme des Eisenwerkes wird in das Jahr 1671 datiert. Die gute Qualität des Eisens wurde gerühmt und das Werk exportierte seine Erzeugnisse in sämtliche Nachbarorte und katholischen Gebiete bis nach Hohenlohe und Franken. Die fürstpröpstliche Hütte stellte Gusswaren wie Öfen, Bodenplatten für Holzbrücken, Tabakpfeifen und Kanonenkugeln her, vertrieb aber auch Roheisen und Munitionsguss. Nach der Säkularisation 1802/03 fiel das Werk Wasseralfingen den „Königlich württembergischen Hüttenwerken“ zu. 1921 wurde es verstaatlicht und zum Kernstück der heute noch bestehenden Werkgruppe „Schwäbische Hüttenwerke“ (SHW).

Zeichen der Liebe und Repräsentation

Die Grabkapelle zeugt von der ganz persönlichen Trauer des Königs. Obwohl er später erneut heiratete, ordnete er an, dass er selbst in Katharina zu bestatten sei. Ursprünglich sollte in der Gruft je ein Sarkophag für Königin und König sowie für ihre beiden Töchter stehen. Doch dann entschied sich Wilhelm für einen Doppelsarg mit seiner Frau. Es ist daher kein Wunder, dass die Grabkapelle volkstümlich als das „Monument der ewigen Liebe“ gilt. Allerdings treffen sich hier persönliche Trauer und königliche, ja staatliche Repräsentation: Die Grabkapelle mit ihrer mächtigen Kuppel und den großen Säulen an den vier gleichen Fassaden war auch auf Fernwirkung angelegt: Sie steht weithin sichtbar auf dem isolierten Württemberg über dem Neckartal. In ihrer Sichtachse wurde vier Jahre später das Schloss Rosenstein erbaut.

Am 1. November läutet das Team der Grabkapelle das Saisonende ein: An Allerheiligen und an allen Wochenenden bis zum 30. November ist das Monument von 11 bis 16 Uhr geöffnet. Der Kapellenraum und die Gruft können immer freitags bis sonntags bei einem freien Rundgang besichtigt werden. Vom 1. Dezember bis 31. März 2022 ist das Mausoleum dann geschlossen.