Kirsten Allgayer hält den Gottesdienst für sehr wichtig. Foto: privat/Ute Mueller

Ein Gottesdienst am Sonntag in Backnang für verstorbene Kinder will für Eltern ein Ort sein, an dem sie mit ihrer Trauer nicht alleine sind. Ein Gespräch mit Kirsten Allgayer, Leiterin des Kinderhospizdienstes Sternentraum.

Anlässlich des Worldwide Candle Lighting Day wird in Backnang an diesem Sonntag ein ökumenischer Gottesdienst gefeiert. Kirsten Allgayer, die Leiterin des Kinderhospizdienstes Sternentraum, erklärt, was es damit auf sich hat.

Frau Allgayer, worum geht es beim Worldwide Candle Lighting Day?

Der Worldwide Candle Lighting Day findet immer am zweiten Sonntag im Dezember statt. Er ist entstanden aus einer Initiative von verwaisten Eltern in den USA, die den Tag im Gedenken an ihre verstorbene Kinder ins Leben gerufen haben. Der Gedanke dahinter ist, dass jede Familie, die ein Kind verloren hat oder um eines mit trauert, um 19 Uhr eine Kerze an ein Fenster stellt, sodass sich durch die verschiedenen Zeitzonen ein Lichtband um die Erde zieht. Damit alle Eltern rechtzeitig wieder daheim sind, um eine Kerze aufzustellen, feiern wir den Gottesdienst immer schon um 16 Uhr.

Wie und seit wann feiern Sie diesen?

Vor 16 Jahren hat die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Backnang, kurz ACK, den ersten Gottesdienst im Gedenken an verstorbene Kinder unter Mitarbeit der Kinder- und Jugendhospizdienste Sternentraum und Pusteblume veranstaltet. Angeregt hat ihn eine Ehrenamtliche von uns, die damals ihre Gemeinde bei der ACK vertreten hat. Das hat klein angefangen mit um die 30 Kinder, denen in der Zionskirche gedacht wurde. Inzwischen sind es die Familien von rund 80 verstorbenen Kindern, die wir dazu einladen, und wir sind mit dem Gottesdienst in die größere Matthäuskirche umgezogen. Dieser ist öffentlich, sodass jeder, der möchte, dazu kommen kann. Ein wesentlicher und fester Bestandteil ist, dass die Namen der Kinder vorgelesen werden. Vor allem für Eltern, deren Kinder schon vor Längerem gestorben sind, ist das ganz bedeutsam, dass der Name ihres Kindes ausgesprochen wird. Sie sagen, dass sie den Namen sonst nicht mehr hören, er nicht mehr verwendet wird. Ein älteres Ehepaar, beide über 80 Jahre, deren Sohn kurz nach der Geburt gestorben ist, ist beispielsweise extra deswegen viele Jahre lang in den Gottesdienst gekommen.

Welche Rückmeldungen erhalten Sie sonst noch von Eltern?

Sie sagen, dass der Gottesdienst nach Jahren oft der einzige Ort ist, wo ihre Trauer Platz hat, weil das Verständnis ansonsten vom Umfeld her zurückgeht. Denn von außen betrachtet ist der Todesfall oft schon lange her, für die Eltern fühlt sich das aber nicht so an. Zudem sagen viele, dass der Advent und die Weihnachtszeit besonders schwierige Zeiten sind mit ihrer glitzernden Fröhlichkeit, und der Verlust da besonders deutlich wird. Sie finden es gut, dass in unserem Gottesdienst nicht nur alles Friede, Freude, Eierkuchen ist, sondern auch Trauer und Schmerz benannt werden. Und ihnen ist wichtig, dass die Geschwister mit dabei sein können, da sie schließlich auch betroffen sind. Im Anschluss nützen viele noch die Gelegenheit, sich bei Kaffee, Punsch, Tee und Gebäck auszutauschen.

Gottesdienst Der ökumenische Gottesdienst zum Gedenken an verstorbene Kinder findet am Sonntag, 10. Dezember, von 16 Uhr an in der evangelischen Matthäuskirche, Häfnersweg 82 in Backnang statt.

Der Kinder- und Jugendhospizdienst Sternentraum

Leitung
 Kirsten Allgayer leitet den 2006 gegründeten Kinder- und Jugendhospizdienst Sternentraum seit 16 Jahren. Unterstützt wird die studierte Sozialpädagogin, die zudem Systemische Familientherapeutin, Trauerbegleiterin für Kinder und Jugendliche sowie Traumapädagogin ist, im Koordinationsteam der von einer Stiftung getragenen Organisation von zwei weiteren hauptberuflichen Kräften sowie fast 50 ehrenamtlichen Helfern.

Begleitung
 Die Hauptaufgabe der Ehrenamtlichen ist es, Familien mit todkranken Kindern oder schwer erkrankten Elternteilen zu begleiten. Dabei schauen sie individuell, wo die Familien Unterstützung brauchen und wie sie diese entlasten können.