Das angeklagte Duo hatte ein befreundetes Paar in Renningen massiv bedroht und beraubt. Foto: dpa/Karl-Josef Hildenbrand

Landgericht Stuttgart verurteilt einen 36-Jährigen wegen schweren Raubes und gefährlicher Körperverletzung zu sechs Jahren Haft.

Am Ende der Urteilsbegründung bedankte sich der Angeklagte bei allen Prozessbeteiligten für den fairen Prozess. „Das war das letzte Mal, dass ich mit dem Gesetz in Konflikt geraten bin“, versprach er nach einem Vorfall, für den er nunmehr von der 5. Großen Strafkammer des Landgerichts Stuttgart wegen schweren Raubes und gefährlicher Körperverletzung zu einer sechsjährigen Haftstrafe verurteilt wurde. Seine Komplizin, eine 36-jährige Frau, wurde wegen Beihilfe zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr und fünf Monaten verurteilt. Sie muss zudem eine Geldbuße von 3000 Euro an „Ärzte ohne Grenzen“ bezahlen.

Der 36-Jährige wurde im Januar vergangenen Jahres von der Polizei gesucht, da es gegen ihn einen Haftbefehl gab. Da er nach Ansicht des Gerichts den Eindruck hatte, dass die Polizei immer öfter in seiner Nähe auftauchte und nur ein sehr enger Freundeskreis wusste, wo er sich aufhielt, drängte sich ihm der Verdacht auf, dass ihn jemand verpfiffen habe. Er nahm daher Kontakt zu einer 36-jährigen Bekannten auf, der er in mehreren Chats Nachrichten schrieb wie „Ich finde es raus mit meiner Machete“ und „Meine Machete wird sprechen“.

Am 12. Januar vergangenen Jahres tauchten beide in der Wohnung eines befreundeten Paares in Renningen auf und stellten diese zur Rede. Während einer mehrstündigen Bedrohungslage schlug der 36-Jährige unter anderem mit der Machete auf den Tisch und hielt diese über die Hände des Pärchens, die diese zuvor ineinander gefaltet auf den Tisch legen mussten. Dann nahm der Angeklagte ein Smartphone, den Schlüsselbund mit dem Hausschlüssel und zwei Fahrzeugschlüssel für einen Audi und einen Pritschenwagen an sich.

Befreundetes Paar zur Rede gestellt

Am Abend fuhren alle vier schließlich an einen Waldrand in Malmsheim. Dort ließ der 36-Jährige die 19-jährige Freundin aussteigen, nahm ihren Kopf in den Schwitzkasten unter seinen Arm und schlug ihr mehrfach darauf. Dann legte er sie auf den Boden, würgte sie mehrfach, sodass ihr kurzzeitig die Luft wegblieb und sie Todesangst erlitt. Danach brachten die beiden Angeklagten ihre Opfer wieder in die Wohnung zurück, machten ihnen aber klar, dass sie über den Vorfall mit niemandem reden dürften.

Fahrt auf ein Feld bei Simmozheim

Als der 36-Jährige knapp zwei Wochen später erfuhr, dass beide die Geschichte einem Bekannten erzählt hatten, entschloss er sich zu einer Bestrafungsaktion. Zusammen mit seiner Komplizin fuhr er erneut zur Wohnung nach Renningen, öffnete mit dem Hausschlüssel die Wohnung und holte die beiden überaus erschrockenen Opfer aus ihren Betten. Zu viert ging es diesmal auf ein Feld bei Simmozheim, wo der Angeklagte diesmal den Mann und die Frau aussteigen ließ und den Mann dann vor den Augen der Frau mit der flachen Seite der Machete schlug. Dieser erlitt ein Hämatom und Schmerzen. Erst fünf Tage später trauten sich die beiden Opfer, den Vorfall bei der Polizei anzuzeigen, weitere zwei Wochen später wurde der 36-Jährige festgenommen.

Mehrfach vorbestraft

Beide Angeklagte hatten Geständnisse abgelegt, nachdem sich Gericht, Staatsanwaltschaft und Verteidigung auf eine Prozessverständigung geeinigt hatten. Danach wurde dem Mann ein Strafrahmen zwischen fünfeinhalb und sechseinhalb Jahren in Aussicht gestellt, der Frau eine Bewährungsstrafe zwischen einem Jahr und vier Monaten und zwei Jahren. Zugunsten des Angeklagten bewertete das Gericht neben dem Geständnis, dass die Taten fast zwei Jahre zurücklagen und „menschlich nachvollziehbar“ seien. Für die Angeklagte habe gesprochen, dass diese nur eine untergeordnete Rolle gespielt habe. Zulasten des 36-Jährigen führte das Gericht an, dass dieser acht Vorstrafen aufweise und die beiden Opfer von der Tat nachhaltig psychisch beeindruckt gewesen seien.