Pompea und Roberto Zollino müssen jeden Tag fürs Geschäft kämpfen. Ihr La Scala in der Innenstadt machen sie am Ruhetag extra für Valentinspaare auf. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Der Tag der Liebenden ist für Gastronomen seit jeher ein gutes Geschäft. Ob im Restaurant oder to go: Vielerorts ist die Nachfrage da. Allerdings hoffen die Wirte auf anhaltend bessere Zeiten und manche auf eine Lockerung wie für den Einzelhandel.

Stuttgart - Der Valentinstag zählt traditionell zu den umsatzstärksten Tagen für die Gastronomie, weil sich viele Paare an „ihrem“ Tag etwas ganz Besonderes gönnen wollen. Lag der 14. Februar 2021 mitten im Lockdown, so können die Wirte dieses Jahr wieder Gäste empfangen. Roberto Zollino macht an seinem Ruhetag extra auf und bietet für zehn Zweiertische ein Valentinsmenü an. Sein La Scala ist in der ersten Etage an der Friedrichstraße und ein klassischer kleiner Rückzugsort – auch für Geschäftsessen, die es aber seit Langem kaum noch gebe.

„Man muss jeden Tag kämpfen“, sagt Zollino, der an seinen regulären Betriebstagen sogar mittags aufmacht, damit vereinzelte Stammgäste nicht vor verschlossenen Türen stehen. Sein Team sei während der Pandemie von fünf auf zwei Mitarbeiter geschrumpft. Die staatlichen Hilfen hätten zwar die Fixkosten gedeckt, für den Lebensunterhalt allerdings habe er mit seiner Frau Pompea, die im La Scala in der Küche steht, inzwischen die Hälfte der Altersvorsorge abgeschmolzen.

Nicht alle Gäste sind am Valentinstag konsumfreudig

„Die Situation ist sehr zermürbend“, sagt Daniel Stübler, Geschäftsführer und Küchenchef von Meister Lampe in Weilimdorf. Die Angst vor einer Infektion sei noch weitverbreitet und die Nachfrage sehr zurückhaltend. Jüngst sei wieder eine Firmenfeier abgesagt worden, unter der Woche gebe es Tage, an denen nur ein, zwei Tische belegt seien. Die Wochenenden immerhin liefen besser, der Valentinstag aber ist für Stübler „kein Tag, um viel Geld zu verdienen“, da das Publikum in der Regel jünger und weniger konsumfreudig sei. Also sperrt er an seinem Ruhetag erst gar nicht auf, zumal seine Frau am 14. Februar Geburtstag hat. Aber er bietet Valentin-to-go-Boxen an. Das Vier-Gänge-Menü für zwei Personen kann noch bis zu diesem Freitag bestellt werden.

To-go-Boxen haben die Nachfrage gesteigert

Im Gourmetrestaurant 5 an der Bolzstraße waren die To-go-Boxen während des Lockdowns und auch am Valentinstag 2021 so beliebt, dass viele Gäste schon angefragt hätten, was dieses Jahr geboten ist. Also haben sich der Geschäftsführer Michael Zeyer und Küchenchef Alexander Dinter bereits zu Beginn des Jahres entschlossen, am Montagabend zu öffnen, obwohl derzeit erst ab mittwochs Betrieb ist. Der untere Bereich, der seit dem Sommer ebenfalls ein Restaurant ist, sei schon seit Wochen ausgebucht. Auch für das fünfgängige Valentinsmenü im Sternerestaurant oben gebe es keine Plätze mehr. „Wir sind mit einem guten Gefühl ins Jahr gestartet“, sagt Alexander Dinter. „Die Leute lechzen nach Normalität“, einerseits. Andererseits sei mittwochs und donnerstags unten kaum etwas los.

Frühstück gut, Mittagstisch aber noch nicht

Im Zauberlehrling im Bohnenviertel habe man sich sogar schon spontan entschlossen, einen Wochentag erst gar nicht aufzumachen, wenn bis zum Vortag keine Buchung eingegangen war. „Bis zum Dezember lief es sehr gut“, sagt der Küchenchef Fabian Heldmann. Die ersten Wochen des neuen Jahres aber seien „zäh gewesen“. Zum Valentinstag wenigstens sei das Sternerestaurant ausreserviert, und auch die zusätzlich angebotenen Gourmetboxen seien gefragt. In der zum Haus gehörenden Wunderkammer gegenüber kann man ebenfalls noch To-go-Boxen bestellen. Das Frühstück am Wochenende werde dort gut angenommen, der Mittagstisch aber sei sehr verhalten.

In Carls Brauhaus hofft man auf eine Lockerung wie im Einzelhandel

Auch Philipp di Mineo weiß von schwer kalkulierbaren Wochentagen zu berichten, kann aber dennoch nicht klagen. Seit 2016 ist er Küchenchef und seit Jahresbeginn auch geschäftsführender Gesellschafter des Restaurant-Bar-Betriebs Pier 51. Freitag- und samstagabends sei es voll, der Valentinstag auch ohne spezielles Menü schon fast ausgebucht. Und apropos Pärchen: So langsam häufen sich an der Degerlocher Adresse die Anfragen für Hochzeitsfeiern wieder.

Aufgrund seiner Größe würde man Carls Brauhaus am Schlossplatz nicht unbedingt als romantischen Rückzugsort vermuten. Und doch sagt der Geschäftsführer Osman Madan, dass am Valentinstag immer alle Plätze belegt gewesen seien. Heuer allerdings hielte sich die Nachfrage in Grenzen – wie generell an Wochentagen. Auf unter 50 Prozent schätzt Madan das Geschäft montags bis donnerstags. Wie alle hofft er darauf, dass die Inzidenzen bald wieder zurückgehen, ebenso aber, dass die Politik mit ihren Entscheidungen rechtzeitig darauf reagiert. Madan sagt: „Am liebsten wäre mir, wenn alle Gäste kommen könnten, ohne Beschränkung“ – also ähnlich wie im Einzelhandel. Diesbezüglich erwarte er auch mehr Unterstützung vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga).

Dieser äußert sich auf Anfrage zwar noch nicht konkret dazu, grundsätzlich aber appelliert der Landesvorsitzende Fritz Engelhardt an die Regierung: „Wenn sich abzeichnet, dass trotz hoher Inzidenzen keine Überlastung des Gesundheitssystems mehr droht, müssen Lockerungen kommen – alles andere wäre nicht verhältnismäßig.“