Gartenarbeit ist nicht nur gut für den eigenen Fitnesszustand, sie macht auch glücklicher. Foto: dpa

Ein Garten macht Arbeit und viel Freude. Zudem kann man ihn aber auch als großes Fitnessstudio an der frischen Luft betrachten. Eine Fitnessexpertin erklärt, warum das so ist.

Esslingen - Die Gartensaison rückt unaufhaltsam näher. Schon bald stehen wieder Aufgaben wie Umgraben, Pflanzen, Schneiden und Jäten auf dem Programm. Doch was macht Gartenarbeit mit unserem Körper? Beate Grigoleit, Personaltrainerin und Ernährungsberaterin, ist überzeugt: Wer regelmäßig gärtnert bleibt fit – sowohl körperlich als auch geistig: „In meinen Augen ist Gartenarbeit ein ganzheitliches Programm für den Körper.“

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Seit den späten 1990er-Jahren gibt es in Großbritannien einen Fitnesstrend, der sich „Green Gym“ nennt und Gartenarbeit mit Training kombiniert. Menschen treffen sich unter Anleitung geschulter Trainer zur gemeinsamen Pflege von öffentlichen Parks. Wie klingt diese Kombination für Sie?

Das klingt für mich sehr gut! Schließlich ist es immer schön, sich in der Natur zu bewegen. Und wenn man das Training dann auch noch mit Gartenarbeit verbinden kann, ist es umso besser.

Macht Arbeit im Garten wirklich fit?

Ich würde auf jeden Fall sagen, dass Gartenarbeit sehr anstrengend sein kann. Man muss sich ja nur mal ältere Menschen anschauen, die ihr Leben lang im Garten gearbeitet haben, die sind meistens noch recht fit. Ich würde daher schon sagen, dass sich Umgraben, Pflanzen, Schneiden und Jäten positiv auf die Fitness auswirken können – vorausgesetzt man macht es regelmäßig. Grundsätzlich sollte das Motto lauten: „Runter vom Sofa.“

Würden Sie also behaupten, wer häufig im Garten aktiv ist, kann sich zumindest im Sommer das Fitnessstudio sparen?

Ich bin der Meinung, als Durchschnittsbürger kann man sich das Fitnessstudio generell sparen. Schließlich gibt es unzählige Möglichkeiten, sich anderweitig fit zu halten. Aber viele gehen dort ja hin, weil sie sich etwas Gutes tun möchten oder Spaß daran haben – jedenfalls ist das im Idealfall so. Und wenn man es aus dieser Perspektive sieht, kann die Gartenarbeit ja eine tolle Alternative sein. Man betätigt sich ganz ungezwungen in der Natur und profitiert trotzdem davon. Bei Leistungssportlern sieht die Situation natürlich anders aus. Da reicht es nicht, für ein paar Minuten die Rosen zu schneiden.

Worauf gilt es hinsichtlich der Körperhaltung sowie dem Schleppen schwerer Gegenstände zu achten?

Grundsätzlich halte ich es für sehr wichtig, dass man sich nicht überschätzt. Schwere Gegenstände sollte man – wenn möglich – nicht alleine tragen. Und wenn, dann nur, indem man davor in die Knie geht, den Rücken einigermaßen gerade hält und die Bauchmuskulatur anspannt. Zudem kann es hilfreich sein, den Gegenstand vorher zu sich heranzuziehen. Beim

Umgraben und Jäten, was ja beides Arbeiten sind, bei denen man sich nach vorne beugt, halte ich Ausgleichsbewegungen für sinnvoll. Außerdem ist es wichtig, die Rückenmuskulatur zu stärken.

Welche Fitnessübungen lassen sich denn gut in die Gartenroutine integrieren?

Was ich immer ganz schön finde, ist der Sack mit Blumenerde – der eignet sich sehr gut für eine schöne Übung. Man legt den Sack hierfür vor sich ab, geht dann in die Knie und hebt ihn mit beiden Händen an. Anschließend zieht man ihn zur Brust und drückt ihn dann über den Kopf. Von dort geht es über die Brust wieder nach unten. Auf diese Art werden sämtliche Muskelgruppen beansprucht. Darüber hinaus kann jedes Unkrautjäten eine Rumpfbeuge sein, jedes Apfelpflücken eine Dehnübung und jedes Rasenmähen ein Krafttraining für Schultern, Arme sowie Bauch.

Kann man also sagen, dass Gärtnern in Richtung Ganzkörpertraining geht?

Ja, würde ich schon sagen! Schließlich werden idealerweise alle Muskelgruppen dabei beansprucht.

Wissenschaftler haben herausgefunden, dass Gartenarbeit nicht nur die Muskulatur stärkt, sondern auch Körper und Seele guttut und glücklicher macht. Was genau passiert beim Gärtnern in unserem Körper?

Wenn der Mensch mit seinen Händen etwas Schönes erschafft, fühlt er sich gut. Es werden Glückshormone ausgeschüttet, man kommt auf positive Gedanken. Und all das wirkt sich dann eben auch auf die körpereigenen Stoffwechselvorgänge aus. Wenn ich mich irgendwo wohl fühle, wenn ich glücklich bin, positive Gedanken habe, dann bewirkt das ja schon sehr viel in mir und hält mich gesund. Zudem profitiert der Körper in der Natur vom Sauerstoff und dem vielen Licht.

Neben den klassischen Arbeiten in einem Garten lassen sich auch Obst und Gemüse anbauen. Profitiert man also gleich doppelt – körperlich und kulinarisch?

Eigentlich sogar dreifach. In meinen Augen ist Gartenarbeit ein ganzheitliches Programm für den Körper. Wir haben den physischen Aspekt, weil wir uns körperlich betätigen. Dann profitieren wir seelisch und geistig, weil wir uns im Garten wohlfühlen. Und zu guter Letzt noch kulinarisch indem wir selbst Obst und Gemüse anbauen. Vor allem Letzteres ist besonders schön, weil es frischer als aus dem eigenen Garten nicht geht. Da sind die meisten Vitamine drin. Zudem können wir selbst bestimmen, wann wir ernten, damit die Früchte wirklich reif sind und die besten Inhaltsstoffe in sich tragen.

Ist selbst angebautes Obst und Gemüse also am besten für unseren Körper?

Ja, auf jeden Fall. Da hat unser Körper sehr viel davon, weshalb ich es nur jedem empfehlen kann. Hinzu kommt noch, dass wir dann saisonal essen können, was dem Körper ja ohnehin viel mehr zusagt.