Die Minister Lawrow (Russland, links) und Wang (China) beim Treffen auf Bali. Foto: dpa

Beim G20-Treffen auf Bali sucht Russland den Schulterschluss mit Ländern, die das Modell von Führer und Volk verteidigen – so, als sei gar nichts passiert.

Während Berlin betont, es könne beim Treffen der Außenminister der G20-Staatengruppe auf Bali kein „business as usual“(frei übersetzt: Geschäft wie gewohnt) geben, setzt das russische Außenministerium genau darauf: sich so geben, als sei nichts geschehen. „Wir pflegen einen offenen und ehrlichen Meinungsaustausch“, heißt es in einer Mitteilung des russischen Außenministers Sergej Lawrow. In seinen Ausführungen wird die Ukraine mit keinem Wort erwähnt. Den Bruch, den Russland durch seinen Angriff der Welt zugefügt hat, übergeht der russische Chefdiplomat und schiebt die Verantwortung den USA zu. Das ist ohnehin Russlands Politik seit Jahrzehnten: Der Westen, in den Fängen der USA, zerstöre mit „nicht legitimen Handlungen“ die „Vielseitigkeit der Staaten“ und sorge für „destruktive Auswirkungen“. Russland setze sich für eine multipolare Welt ein und suche den Dialog, weil es sich für die Energie- und Nahrungsmittelsicherheit starkmache. Das Mantra vom „guten Russland und bösen Westen“ ist ein rhetorischer Treiber des russischen Narrativs von der Bedrohung von außen – und es wirkt in großen Teilen der Welt.