Im Schloss Hohenheim haben die G 7-Agrarminister getagt – am Nachmittag war Zeit für eine Exkursion durch den Botanischen Garten der Universität.
Unterschiedlicher hätten die Positionen nicht sein können: Am Hohenheimer Schloss, wo am Freitag und Samstag die Agrarminister der G 7-Staaten tagten, standen am Freitagmorgen einige Bauern mit Traktoren, um für eine Stärkung der Tierhaltung zu demonstrieren – und nur 20 Meter weiter forderte der Tierschutzverein Peta eine rein vegane Ernährung.
Schade nur, dass Deutschlands Agrarminister Cem Özdemir (Grüne) beide Kundgebungen gar nicht wahrgenommen hat, wie er später einräumte. Aber er hatte ja auch sonst viel zu tun. Der Freitag stand ganz im Zeichen der Solidarität mit der Ukraine; deren Landwirtschaftsminister Mykola Solskyj war nach Hohenheim gekommen. Am Samstag ging es um die Welternährung.
Spaziergänger kommen bis vor die Pforte des Schlosses
Bei anderen Gipfeln kommen Normalsterbliche nicht einmal in die Nähe des Tagungsortes. In Hohenheim dagegen war alles recht entspannt, auch wenn der Polizeiauftrieb riesig war. Aber der Studienbetrieb der Universität ging unvermindert weiter, und Spaziergänger konnten bis vor die Pforte des Schlosses mit dem blauen Teppich kommen und mit langen Hälsen nach innen spickeln.
Am Nachmittag machten die fünf Agrarminister aus Deutschland, USA, Frankreich, Italien und Japan sowie die zwei Agrarministerinnen aus Großbritannien und Kanada einen Spaziergang durch den berühmten botanischen Garten. Unter sich waren die glorreichen Sieben, die allerdings kaum jemand kennt, dabei nicht. Rund 100 Attachés, Dolmetscher, Personenschützer und Fotografen scharwenzelten um sie herum. Der Kustos des Gartens, Dr. Robert Gliniars, war angewiesen worden, die Gäste nur zu führen, aber möglichst wenig zu erzählen. „Ich bin ein promovierter Wegewart“, flachste er.
Automatisiertes Elektrogefährt zum Hacken
Am meisten begeistert vom Park war der Vertreter Chinas, der ebenso wie Abgeordnete der EU und anderer Organisationen am Treffen teilnahm. Die riesige Diamant-Azalee hatte es ihm am meisten angetan, denn deren Heimat ist China. Und der sehr freundliche Mann zeigte allen Umstehenden Fotos von den wilden Azaleen, die in den Bergen in der Nähe seines Wohnortes wachsen.
Danach wurde der Tross mit zwei Bussen und einem Dutzend Vans mit abgedunkelten Scheiben zu einer gerade 500 Meter entfernten Versuchsstation der Universität gefahren. Dort zeigte man den Ministern ein Elektrogefährt, das selbstständig hacken und säen kann. Die Antwort auf die Frage, warum die Maschine Phönix heiße, sorgte für den Lacher des Nachmittags. Die Batterien seien einmal abgebrannt, erzählte ein Vertreter der Universität, das Projekt hätte fast beendet werden müssen. Doch wie Phönix aus der Asche sei es wiederauferstanden.
Cem Özdemir, im dunkelblauen Anzug und mit Krawatte, erwies sich jedenfalls als galanter Gastgeber. Und auch für die Bauern und Peta hatte er zuletzt ein Wort übrig. Wie bisher werde er seinen Weg weitergehen, sagte er: „Und zwar mit Maß und Mitte.“