Mit Ritsu Doan und Takuma Asano haben zwei Spieler aus dem deutschen Fußball-Oberhaus die Auftaktniederlage der DFB-Auswahl besiegelt. Und nicht nur die Japaner profitieren von den Erfahrungen in Deutschland tätiger Kicker.
Hajime Moriyasu ist ein zurückhaltender Mann. Und als Chefcoach für die japanische Nationalmannschaft verantwortlich. Nach dem 2:1-Triumph zum Auftakt der Gruppe E gegen die deutsche Mannschaft sprach er von einem „historischen Sieg“ – und sah dabei so aus, als müsse er den versammelten heimischen Reportern eine Niederlage erklären. Japans Trainer schaute ernst und konzentriert drein. Freude, übertriebene gar, strahlte er nicht aus.
Hajime Moriyasu ist, wie sich etwas später nach dem Deutschland-Spiel zeigte, auch ein höflicher Mann. Der frühere Profi bedankte sich nämlich bei dem Land, dessen Fußballer seine Schützlinge soeben bezwungen hatten: Arigato! „Viele meiner Spieler sind nach Deutschland gegangen, um dort ihre Fähigkeiten auszubauen. Und diese haben sie nun gezeigt“, sagte er und hob die besondere fußballerische Verbindung zwischen den Ländern hervor. Denn Moriyasu sagte auch: „Es gibt so viele tolle Menschen und Spieler in Deutschland, die zur Entwicklung des japanischen Fußballs beigetragen haben. Wir wollen weiter von Deutschland lernen. Es ist unsere Zukunft.“
Torschütze Asano spielte einst beim VfB
Sieben Profis des japanischen WM-Kaders stehen bei deutschen Clubs unter Vertrag, auch die Torschützen Ritsu Doan (SC Freiburg) und Takuma Asano (VfL Bochum). Sie hatte Trainer Hajime Moriyasu Mitte der zweiten Halbzeit eingewechselt, als die Deutschen mit einem Treffer vorne lagen. Asano, der von 2016 bis 2018 an den VfB Stuttgart ausgeliehen war, versetzte den Jungs von Bundestrainer Hansi Flick den K.-o. mit seinem Treffer zum 2:1. Den deutschen Innenverteidiger Nico Schlotterbeck von Borussia Dortmund – beide kennen sich aus der Bundesliga – ließ er gekonnt stehen.
Die komplette Spielzeit auf dem Platz standen beim überraschenden Sieg gegen die Deutschen die Mittelfeldspieler Daichi Kamada von der Frankfurter Eintracht und Wataru Endo, Kapitän des VfB. Kämpfer Endo hatte sich mal wieder aufgerieben und viele Bälle erobert und verteilt. Der 29-Jährige dankte nach dem Abpfiff ebenfalls jener Liga, in der er sein Geld verdient: „Heute habe ich gezeigt, warum ich in der Bundesliga spiele. In der Bundesliga habe ich meine Zweikämpfe verbessert.“
Nicht nur die Japaner profitieren von den Erfahrungen ihrer in Deutschland tätigen Kicker. Auch im Team Kroatien spielen mehrere Spieler in Deutschland. VfB-Profi Borna Sosa, Josko Gvardiol von RB Leipzig und Andrej Kramaric von der TSG Hoffenheim standen beim 0:0 zum Auftakt gegen Marokko (Gruppe F) in der Startelf, Josip Stanisic (Bayern München) und Kristijan Jakic (Eintracht Frankfurt) saßen auf der Bank.
Schweizer Spieler in der Bundesliga haben Tradition
Keine Frage: Die Bundesliga ist durchaus präsent bei der WM in Katar. Die Schweiz gewann am Donnerstag mit einem „Team Bundesliga“ gegen Kamerun. Coach Murat Yakin, auch er hat eine deutsche Vergangenheit, stand als Spieler einst beim VfB Stuttgart unter Vertrag, vertraute gleich fünf Spielern aus dem deutschen Fußball-Oberhaus: Im Tor wie eigentlich fast immer Yann Sommer (Borussia Mönchengladbach), in der Abwehr Silvan Widmer (FSV Mainz 05) und Nico Elvedi (Gladbach) und im Mittelfeld Djibril Sow (Eintracht Frankfurt) und Ruben Vargas (FC Augsburg).
Schweizer Spieler in der Bundesliga – das hat Tradition. Mit Manuel Akanji (ehemals Borussia Dortmund), Ricardo Rodriguez (einst VfL Wolfsburg), Granit Xhaka (Ex-Gladbacher), Breel Embolo (auch Ex-Gladbacher und Ex-Schalker) und Xherdan Shaqiri (früher FC Bayern) standen viele weitere ehemalige Deutschland-Legionäre unter den ersten elf der Schweizer.
Die meisten WM-Spieler sind jedoch nicht in der Bundesliga beschäftigt, sondern auf der Insel in der Premiere League. 156 Profis stehen in England unter Vertrag. Es folgt La Liga in Spanien, aus der immerhin 86 Nationalspieler kommen.
Die erste und zweite Bundesliga in Deutschland stellen insgesamt 70 Kicker. Genauso viele wie übrigens die Serie A aus Italien. Dabei ist die italienische Fußballnationalmannschaft gar nicht für die Endrunde in Katar qualifiziert.