Der Wissenschaftsstandort Stuttgart – hier ein Hörsaal am Unicampus Vaihingen – soll bekannter gemacht werden. Foto: Lichtgut/Zophia Ewska

Die Landeshauptstadt hat die meisten Studenten und Hochschulen im Land und ist unter anderem in der Forschung im Bereich Künstliche Intelligenz zusammen mit Tübingen führend. Allerdings wissen das die wenigsten, so das Ergebnis eines Strategieprozesses. Das soll sich nun ändern.

Dass die baden-württembergische Landeshauptstadt eine Wissenschaftsstadt ist, gehört nicht zu den bahnbrechenden Erkenntnissen. Nur: Inwiefern ist Stuttgart das? Und ist diese Tatsache auch angemessen im Bewusstsein verankert im Land, in der Republik und darüber hinaus? Fragen wie diese werden im Strategieprozess von Stadt, Land, Region und den hiesigen Wissenschaftsinstitutionen gestellt. Die ersten Antworten liegen vor.

Stuttgart sei zwar in einigen Forschungsfeldern wie dem Bauwesen, in der Agrarwissenschaft, in der Luft- und Raumfahrt und im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI) bundesweit an der Spitze der Wissenschaftsstandorte, dies müsse aber „noch bekannter und sichtbarer“ gemacht werden, auch „in Deutschland und weit darüber hinaus“, heißt es in einer Erklärung der Stadt zu dem Strategieprozess. Die Attraktivität Stuttgarts als Studierendenstadt solle verbessert, die Verzahnung von Wissenschaft und Wirtschaft gefördert und die Sichtbarkeit und Erlebbarkeit des Wissenschaftsstandorts solle erhöht werden.

Dass Stuttgart eine überaus starke „Studierendenhochburg“ im Land ist, lässt sich an wenigen Indikatoren ablesen. So ist die Zahl der Studierenden von rund 26 000 im Jahr 2000 auf mehr als 60 000 im Wintersemester 2021/22 angewachsen. Damit ist Stuttgart in Baden-Württemberg die Stadt mit der höchsten Studierendenzahl. Stuttgart sei die einzige Stadt im Land „mit zwei Universitäten, fünf öffentlichen sowie einer Vielzahl privater Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen“, sagt Oberbürgermeister Frank Nopper (CDU). Dass die Landeshauptstadt als Großstadt dennoch weniger als Universitätsstadt wahrgenommen wird als andere, liegt auch daran, dass man hier nur 9,8 Studierende pro 100 Einwohner zählt, im nahen Tübingen aber eine „Studierendendichte“ von 30,5 hat.

Dabei sei Stuttgart nachweislich „ein starker Forschungsstandort“. So hat man in dem Strategieprozess ermittelt, dass sich in der Landeshauptstadt „45 Prozent der Forschungs- und Entwicklungskapazitäten des Landes Baden-Württemberg konzentrieren“. Bundesweit liege Stuttgart bei der Gewinnung von Forschungsgeldern pro Professorin und Professor „unter den Top Drei“.

Die Stadtverwaltung erklärt auch, in welchen Forschungsfeldern die hiesigen Hochschulen führend sind. Im Bereich Bauwesen sei ein Exzellenz-Cluster entstanden, das unter dem Titel „Integratives computerbasiertes Planen und Bauen für die Architektur“ eine umfassende Modernisierung des Bauwesens anstrebe. In den Agrarwissenschaften belege die Universität Hohenheim „deutschlandweit in Forschung und Lehre Platz eins“. In der Luft- und Raumfahrttechnik bilde man hier „95 Prozent aller Studierenden im Land und 25 Prozent in ganz Deutschland“ aus. Und das Cyber Valley Stuttgart/Tübingen sei „Europas größtes Forschungskonsortium im Bereich der Künstlichen Intelligenz“.

Diese und weitere Schwerpunkte sollen noch bekannter gemacht und besser genutzt werden. So seien die Hochschulen und Forschungseinrichtungen im Stadtbild wenig sichtbar. Das sagt auch mehr als die Hälfte der dazu befragten Studierenden und Mitarbeitenden der wissenschaftlichen Einrichtungen. Eine Ursache dafür ist, dass diese in Stuttgart dezentral und teils auch außerhalb des Stadtzentrums liegen und deshalb wenig wahrgenommen werden.

„Wissenschaft und Forschung sind für unsere Wirtschaft eine ganz wichtige Basis, um technologischen Fortschritt zu schaffen“, sagt Oberbürgermeister Frank Nopper. Wichtig sei deshalb, dass der Strategie- und Beteiligungsprozess nun aufgezeigt habe, „wo die Stärken und wo die Schwächen des Wissenschaftsstandorts Stuttgart liegen“. Hier müsse man nun weiterarbeiten. So solle das Wissenschaftsfestival weiterentwickelt werden. Und man wolle sich „stärker um die Themen Studierendenwohnen und Gründerszene kümmern“. Auch dadurch wolle man neue Studierende, Hochqualifizierte und neue Unternehmen für Stuttgart gewinnen. Das Thema Wissenschaft müsse auch bei großen Stadtentwicklungsvorhaben mitgedacht werden, etwa bei der Umgestaltung des Stadtgartens, „wo wir einen hochwertigen und sichtbaren Innenstadt-Campus gemeinsam mit dem Land schaffen können“, so Nopper, sowie bei der Entwicklung des Rosensteinareals.

Bald soll eine Dokumentation der Ergebnisse des Strategieprozesses zur Verfügung stehen. Man kann diese per Mail an wissenschaft@stuttgart.de beim städtischen Fachbereich Wissenschaft und Hochschulen anfordern.