Bei einem erneuten Feuer werden weitere Teile des Flüchtlingslagers Moria zerstört. Foto: AFP/ANGELOS TZORTZINIS

Von dem Lager auf Lesbos ist nun fast nichts mehr übrig, nachdem ein nach Behördenangaben von unzufriedenen Migranten gelegter Großbrand zuvor bereits die Unterkünfte von Tausenden zerstört hatte.

Athen - Nach dem verheerenden Feuer im Flüchtlingslager Moria auf Lesbos hat ein weiterer Großbrand dort in der Nacht den verbliebenen Rest der Zeltsiedlung weitgehend zerstört. Das berichtete das griechische Migrationsministerium am Donnerstag. Tausende weitere Menschen benötigten daraufhin Unterkünfte. Am Morgen sammelten ehemalige Bewohner verkohlte Habseligkeiten ein und kleine neue Feuer flammten auf.

Der erste Großbrand war nach offiziellen Angaben am Dienstagabend absichtlich von Bewohnern gelegt worden, die sich über Quarantänemaßnahmen ärgerten, die nach 35 Corona-Infektionen in dem Lager verhängt worden waren. In dem für 2750 Bewohner ausgelegten Lager und darum herum lebten zuletzt mehr als 12 500 Flüchtlinge und Migranten.

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In der Nacht auf Donnerstag schliefen viele ehemalige Bewohner im Freien. Behörden flogen Zelte ein und stellten eine Fähre und zwei Marineschiffe als Notunterkünfte bereit. Mehr als 400 unbegleitete Kinder und Teenager wurden zum Festland geflogen, um dort untergebracht zu werden.

Hilfsorganisationen kritisieren Lager schon länger

Am Donnerstag würden alle notwendigen Maßnahmen ergriffen, um zunächst besonders gefährdete Personen und Familien in speziell ausgewiesenen Gebieten unterzubringen, teilte das Migrationsministerium mit. „Natürlich wird Erpressungsverhalten nicht toleriert werden“, warnte es.

In der Nacht hatten etwa 4000 Migranten Steine auf Polizisten geworfen und eine Straße blockiert, wie die Polizei mitteilte. Die Beamten reagierten mit Tränengas. Die Migranten waren auf dem Weg vom Lager in den Hafen Mytilini, von wo sie aufs Festland gebracht werden sollten. Die Polizei erklärte, einige hätten auf Feldern Feuer angezündet.

Hilfsorganisationen kritisieren die Bedingungen in Moria seit langem als unmenschlich. Die Migrationsforscherin Adriana Tidona von Amnesty International sagte, die Überfüllung in Moria sei auf die unverantwortliche Politik der EU zurückzuführen. Während der EU-Pakt für Migration und Asyl vor dem Abschluss stehe, sei der Brand eine Anklage der gegenwärtigen Politik, die von Lagern und Eingrenzung geprägt sei.