Solch ein Feuerwerk über dem Neckartal – hier der Blick aus Obertürkheim – wird es in der Nacht auf Freitag wohl nicht geben. Foto: Peter Kästle (z)

An Silvester herrscht ein Feuerwerksverbot und von 20 bis 5 Uhr eine Ausgangssperre. Die Polizei wird auf die Einhaltung der Regeln achten. Die Grabkapelle ist durch ein Wachpersonal gesichert.

Untertürkheim - Der Jahreswechsel von Silvester 2020 zum Neujahr 2021 dürfte ruhiger, der Nachthimmel weniger farbenfroh und glitzernd, die Luft dafür aber reiner sein. Nur wenige Raketen werden vermutlich in die Luft steigen. Laut Bundesinnenministerium ist der Verkauf von Silvesterfeuerwerk nämlich bundesweit verboten. Für Verwirrung hatten vor Weihnachten zwar Werbeprospekte mit Feuerwerksangeboten gesorgt. Diese waren offenbar dem Umstand geschuldet, dass die Prospekte vor dem Verbot bereits gedruckt wurden. Kunden werden vergebens nach Raketen, Silberregen oder anderen pyrotechnischen Artikeln in Supermärkten suchen. Es ist strikt untersagt, pyrotechnische Gegenstände der Kategorie F2 an Privatpersonen abzugeben. Selbst bereits vor dem Verbot online oder per Telefon bei deutschen Händlern bestellte Waren dieser Art dürfen nicht mehr an die Adressaten ausgeliefert werden. Mit diesen Regeln tragen Bundesregierung und Bundesländer der hohen Verletzungsgefahr Rechnung. Sie wollen das Gesundheitswesen nicht noch stärker durch an Silvester verletzte Personen belasten. Erfahrungsgemäß passieren zum Jahreswechsel besonders viele Unfälle.

Dem will das Land mit einer Ausgangssperre begegnen. Auch an Silvester gelte die nächtliche Ausgangssperre von 20 bis 5 Uhr, betont das Landessozialministerium nochmals. Eine Ausnahme habe es nur an den drei Weihnachtstagen gegeben. Nach 20 Uhr darf nun niemand mehr ohne triftigen Grund auf öffentlichen Plätzen und Straßen verweilen. Stuttgarts Ordnungsbürgermeister Clemens Maier warnt nochmals eindringlich: „Die verschärften Regeln an Silvester sind für keinen erfreulich, aber notwendig. Damit soll verhindert werden, dass es zu Menschenansammlungen und ausgelassenem Feiern im öffentlichen Raum kommt.“ Die Fallzahlen seien nach wie vor zu hoch, die Todeszahlen steigen und die Krankenhäuser arbeiten an der Belastungsgrenze. „Es ist ein Akt der Solidarität und der Vernunft, sich in diesem Jahr an Silvester zu mäßigen. Wir alle wünschen uns, dass es 2021 besser wird.“

Die Polizei wird das Feuerwerks- und Alkoholverbot überwachen. „Wir werden bei unseren umfangreichen Präsenz- und Überwachungsmaßnahmen von Einheiten des Polizeipräsidiums Einsatz unterstützt vor allem in der City, aber auch an sonstigen Hotspots präsent sein und Verstöße konsequent ahnden“, sagt Polizeipräsident Franz Lutz. Dabei werde die Polizei auch an den aus den Vorjahren bekannten Aussichts- und Anziehungspunkten in den Außenstadtbezirken vorbeischauen, sagt Polizeisprecherin Monika Ackermann. Wer nach 20 Uhr unterwegs ist, werde angesprochen und wer keinen triftigen Grund vorweisen könne, werde ermahnt, schnellstmöglich nach Hause zu fahren.

Die Schlösserverwaltung hat sich trotz Ausgangssperre für zusätzliche Schutzmaßnahmen entschieden. „Wir passen auf unser Schmuckstück gut auf und werden wie in den Vorjahren die Grabkapelle an Silvester durch einen Wachdienst sichern lassen“, sagt Stephan Hurst, der Leiter der Schlossverwaltung Ludwigsburg. In den Vorjahren war der Württemberg ein beliebter Standort, um das Feuerwerk im Tal zu beobachten oder selbst Raketen starten zu lassen.

Rein rechtlich ist dies jetzt nur noch vom eigenen Garten, von der Terrasse oder vom Balkon gestattet. Stuttgarts Branddirektor Georg Belge appelliert aber an die Vernunft der Stuttgarter. Auch altes Material aus dem Keller oder im Ausland eingekauftes Material solle nicht verböllert werden. „Darauf sollte generell verzichtet werden – es besteht die Gefahr von Fehlzündungen und Verletzungen.“

Gerhard Pfeifer, Regionalgeschäftsführer des Bunds für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) befürchtet, dass aufgrund der Bestimmungen vermehrt von Balkonen geschossen. Er warnt vor der „Unsitte“. Neben der extremen Brand- und Verletzungsgefahr könnten dort baubedingt die gesundheitsgefährdenden Luftschadstoffe schlecht abziehen und verstärkt in Innenräume strömen. „Auch Haustiere in den Wohnanlagen werden besonders gestresst, da der Knall- und Zischlärm sehr nah entsteht und durch die unmittelbar angrenzenden Wände leicht übertragen wird.“