Zuletzt wurde beim Bietigheimer Pferdemarkt auf ein Feuerwerk verzichtet. Doch auf Druck von einigen Bürgern und eines Festwirts könnte es 2024 wieder bunt am Himmel werden.
Das Feuerwerk am Sonntagabend zählt wie der Festumzug und das Reitturnier zu den Aushängeschildern des Pferdemarkts in Bietigheim-Bissingen. Oder besser gesagt: zählte. Denn in den vergangenen Jahren blieb der Himmel über dem Viadukt dunkel. 2020 und 2021 fiel das ganze Event wegen der Coronapandemie ins Wasser. 2022 wurde nach einer Trockenperiode wegen Brandgefahr auf den Raketenzauber verzichtet. Aus Umweltschutzgründen und mangels bezahlbarer witterungsunabhängiger Alternativen nahm der Gemeinderat auch in diesem Jahr Abstand von einem Pyro-Spektakel am Himmel. Es zeichnet sich aber ab, dass es bei der nächsten Auflage wieder bunt über Bietigheim wird.
Die Stadtverwaltung wird dem Gemeinderat in der nächsten Sitzung am 19. Dezember vorschlagen, zumindest 2024 und 2025 ein Feuerwerk abzubrennen und für die weitere Zukunft dann neu zu überlegen. „Wir sind guter Dinge, dass der Vorschlag eine Mehrheit findet“, sagt die Pressesprecherin Anette Hochmuth.
Mit dieser Kehrtwende reagiert die Kommune auf den Druck von zwei Seiten. Zum einen hatten sich Bürger per E-Mail und in den sozialen Netzwerken beschwert, dass mit dem Feuerwerk ein Höhepunkt bei dem Ereignis fehle. Zum anderen habe auch die Firma Göckelesmaier im Nachgang an die jüngste Pferdemarkt-Ausgabe Kritik daran geübt, dass das Spektakel über dem Viadukt am Sonntagabend gefehlt hat, sagt Hochmuth. Dazu muss man wissen, dass Göckelesmaier nicht irgendwer ist. Das Unternehmen, unter anderem beim Cannstatter Wasen eine feste Institution, betreibt das Festzelt beim Pferdemarkt und organisiert darüber hinaus den Rummel mit den Fahrgeschäften. In dem Zusammenhang kommt auch eine rechtliche Komponente ins Spiel.
Der Vertrag mit dem Festwirt läuft über fünf Jahre und sichert ihm zu, dass am Sonntag um 21 Uhr ein Feuerwerk steigt. Im trockenen Jahr 2022 habe Göckelesmaier es noch mitgetragen, dass das publikumswirksame Event abgeblasen wird, nun aber mit Hinweis auf den Vertrag eben Kritik geäußert, heißt es in der Vorlage zur Gemeinderatssitzung. Ob der Passus, welcher der Stadt jetzt gewissermaßen auf die Füße fällt, künftig beibehalten wird, muss bei der Neuausschreibung des Festbetriebs für die Jahre 2026 bis 2030 verhandelt werden.
Tatsache ist, dass die witterungsunabhängigen Alternativen in den Augen des Gemeinderats nicht wirklich in Frage kamen: eine Laser- oder eine Drohnenshow. Beide Optionen hätten fast dreimal so viel Geld wie ein Feuerwerk verschlungen. Ein Testlauf mit Lasern auf dem Festplatz sei zudem „mehr als ernüchternd“ ausgefallen, heißt es vonseiten der Stadt. Der Anbieter, den man nach langer Suche gefunden habe, habe die Ausmaße des Geländes unterschätzt. Eine Show, die es mit einem klassischen Feuerwerk hätte aufnehmen können, habe nicht entwickelt werden können. Ähnlich bei den Drohnen. Um nennenswerte Effekte zu erzielen, seien mehr als 100 der kleinen Flugmaschinen nötig, was vor allem zu einer Kostenexplosion geführt hätte.
Die Stadt hat sich darüber hinaus mit der Frage beschäftigt, wie es um die Umweltbilanz eines Feuerwerks bestellt ist. Es wird dabei auf Untersuchungen verwiesen, wonach der ökologische Fußabdruck längst nicht so groß wäre wie angenommen. Bei einem professionellen Großfeuerwerk werde in etwa so viel CO2 in die Luft gejagt wie durch ein Auto, das eine Tankfüllung herunterfährt. Zudem kämen laut Bundesumweltamt Raketen zum Einsatz, die vergleichsweise weit oben explodieren. Der Feinstaub könne sich recht rasch mit dem Wind verteilen. Alles in allem plädiert die Rathausspitze in Bietigheim-Bissingen also dafür, das Feuerwerk wenigstens 2024 und 2025 wieder steigen zu lassen.