Szene aus dem russischen Film „No looking back“ Foto: Fantasy Filmfest

Bei den Fantasy Filmfest Nights gibt es viel zu sehen, auch einen bissigen Beitrag aus Russland.

Kino ist fantastisch, weil es Zeitreisen und Ortswechsel binnen Sekunden möglich macht und Augen und Köpfe für die Wirklichkeit öffnet. Die Fantasy Filmfest Nights vom 7. bis zum 10. April im EM-Kino bieten Gelegenheit, die eigene Perspektive auf die Welt zu bereichern. Diesmal gibt es Werke aus Großbritannien, Italien und den USA, aus Finnland und Schweden, dem Senegal und Iran und ja, auch aus Russland zu sehen. Unterm Eindruck der aktuellen Ereignisse ist Kirill Sokolovs Beitrag „No looking back“ dann auch besonders interessant. In seiner bissigen Farce erzählt er, wie eine frisch aus der Haft Entlassene namens Olga mit ihrer Tochter im Grundschulalter vor ihrem Ex-Mann und der eigenen Mutter die Flucht ergreift.

Lauter starke Beiträge

Sokolov, Jahrgang 1989, muss nicht explizit auf die brutale Politik Wladimir Putins verweisen, um das soziale Klima in seiner Heimat zu kritisieren. Wild überzeichnet stellt der Filmemacher eine lieblose, konservative, männerdominierte Gesellschaft dar, in der Frauen nichts zu lachen haben und die deshalb um so erbitterter zurückschlagen. Der Sicht Putins von der Überlegenheit des russischen Volkes entspricht dieser böse kleine Film sicher nicht.

Wenn Jacken Menschen töten

Doch auch das deutschsprachige Kino liefert starke Geschichten. So glänzt Franz Rogowski im Alpenland-Horror-Drama „Luzifer“ des Österreichers Peter Brunner als ein Kind gebliebener Mann, der mit seiner Mutter abgeschieden in den Alpen lebt. Peter Brunner zeichnet eine archaische Welt, in der ein irrationaler Religionsbezug das Handeln von Mutter und Sohn bestimmt und in der die Natur der rücksichtslosen Gier der Dorfbewohner unterworfen ist. Das Böse erscheint hier als aggressiv surrende Kameradrohne, die Alm-Wiesen kartografiert.

Lustiger geht es in der Zeitreise-Dramödie „Incredible but true“ des Franzosen Quentin Dupieux zu. Der ist bekannt für seine absurden Filmwelten, in denen ein Autoreifen und eine Wildlederjacke Menschen töten und eine Fliege im Dackelformat zur Bankräuberin ausgebildet wird.

Fantasy Filmfest Nights. 7. bis 10. April im Stuttgarter EM-Kino, Karten unter https://fantasyfilmfest.com