Seit sich die Menschen in den sozialen Medien bewegen, hat die Verbreitung von Fake News drastisch zugenommen. Foto: dpa/Onur Dogman

Manipulationen haben durch den Einsatz von sozialen Medien eine neue Wucht bekommen. Die Demokratien müssen sich gegen diese gezielten Manipulationen wehren, wollen sie keinen Schaden nehmen, kommentiert unser Brüssel-Korrespondent Knut Krohn.

Fake News gibt es, seit der Mensch Kriege führt. Nichts ist verlockender, als sein Gegenüber zu täuschen, um sich einen strategischen Vorteil zu verschaffen. Im Laufe der Jahrhunderte haben sich die Methoden allerdings deutlich verändert und sind zunehmend subtiler geworden. Während der Zeit des Kalten Krieges war die gezielte Verbreitung von Falschnachrichten ein gängiges Mittel der Geheimdienste. Ziel war es damals auch, mit übertrieben oder schlicht unwahren Darstellungen, die Leute in Ost und West von der Überlegenheit des jeweils eigenen Systems zu überzeugen.

Die große Wucht der kleinen Lüge

In den vergangenen Jahren hat sich allerdings eine geradezu dramatische Weiterentwicklung vollzogen. Die Möglichkeiten der Beeinflussungen haben mit der Verbreitung der sozialen Medien eine völlig neue Wucht bekommen. Es zeigt sich, dass die Manipulatoren mit ihren Lügen nicht nur tief in die Gesellschaft hineinwirken. Die prorussischen Demonstrationen sind der endgültige Beweis, dass sich bestimmte Bevölkerungsgruppen längst auch aktivieren und in diesem Fall gezielt vom Kreml für ihre Ziele missbrauchen lassen. In Berlin hat der Aufruf von zwei Männern genügt, um einen beachtlichen Autokorso auf die Beine zu stellen.

Demokratien müssen sich wehren

Es ist allerhöchste Zeit, dass die Demokratien im Westen den offensichtlich erfolgreichen Manipulationen autoritärer Staaten wie Russland und China gezielt entgegentreten. Wie das Beispiel Ukraine-Krieg zeigt, ist es mit Aufklärung und Schulungen in Medienkompetenz allerdings nicht getan. Im Extremfall müssen Propagandaplattformen auch über Verbote gehindert werden, ihre Lügen zu verbreiten. Das aber ist ein schmaler Grat, denn eine Demokratie lebt davon, dass jeder Mensch seine Meinung frei äußern kann. Das heißt aber nicht, dass sich eine Demokratie nicht auch wehren darf.