Auf der Gleistrasse ab Marktplatz Wangen bis Endhaltestelle Hedelfingen könnte bald Gras wachsen. Foto: Elke Hauptmann - Elke Hauptmann

SSB plant 2021/2022 die Sanierung der Stadtbahngleise zwischen Wangen und Hedelfingen. Statt Schotterwüste ist Grüngleis vorgesehen – das freilich bedeutet aufwendige Bauarbeiten und Mehrkosten.

WangenSeit Jahren schon regen die Wangener an, den Schotter im Gleisbett der Stadtbahn durch Rasen zu ersetzen. Tatsächlich könnte ihr Wunsch bald in Erfüllung gehen: Im Zuge einer Grunderneuerung der Gleisinfrastruktur plant die Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) eine Begrünung der Schienentrasse entlang der Hedelfinger Straße. Allerdings „vorbehaltlich einer Klärung der Finanzierung“, erklärt Oberbürgermeister Fritz Kuhn in seiner Stellungnahme zu einem Antrag der Grünen-Gemeinderatsfraktion. Das Grüngleis ist nämlich deutlich teurer als die Schottervariante.

In den nächsten Jahren werden nach und nach zahlreiche Bestandsstrecken im Stadtgebiet saniert, da die Gleise, Schwellen und Schotterbetten das Ende ihrer Lebensdauer erreicht haben. Allein im vergangenen Jahr investierte die SSB zehn Millionen Euro in die sogenannte Oberbauerneuerung in ihrem Schienennetz. Unter anderem wurde auf dem 2,4 Kilometer langen Abschnitt zwischen den Haltestellen Wangener-/Landhausstraße und Wasenstraße das Gleisbett neu hergestellt – zur großen Enttäuschung der Wangener allerdings mit Schotterbett. Auf der Trasse zwischen Wangen und Hedelfingen schlägt der Bereich Gleisbau der SSB hingegen eine Begrünung vor. Hier wäre eine Umsetzung ohne gravierende Folgemaßnahmen, beispielsweise eine Kanalverlegung, möglich, heißt es.

Der Systemwechsel ist auf zwei Abschnitten vorgesehen: Das 810 Meter lange Teilstück der Stadtbahntrasse ab der Stadtbahnhaltestelle Marktplatz Wangen bis zum Übergang Otto-Konz-Brücken könnte 2021 erneuert werden, die geschätzten Kosten belaufen sich auf 2,3 Millionen Euro. Im Jahr darauf könnten 1935 Meter Gleistrasse zwischen Otto-Konz-Brück und Endhaltestelle Hedelfingen folgen. Kostenpunkt: etwa 5,4 Millionen Euro. Die Schottervarianten kämen deutlich preiswerter: Im ersten Abschnitt wird mit 900 000 Euro gerechnet, im zweiten Abschnitt mit 2,1 Millionen Euro.

Eine frühere Realisierung ist laut Kuhn nicht möglich: Die Grunderneuerungen für 2020 seien bereits „final abgestimmt“. Für solche Maßnahmen werde im Übrigen ein Planungsvorlauf von mindestens zwei Jahren benötigt, da umfangreiche Abstimmungen zwischen den Ämtern der Stadt und der SSB erforderlich seien – die aufwendigen Bauarbeiten seien nicht unter laufendem Stadtbahnbetrieb möglich und erfordern eine längere Sperrung der Strecke.

Trotz aller technischen und finanziellen Herausforderungen: Der Trend geht zum „grünen Gleis“. In Stuttgart sind laut einer Umfrage des Grünnetzwerks immerhin 50,63 Kilometer Einfachgleis (Stand Ende 2017) begrünt – was ein bundesweiter Spitzenwert ist: In München sind es demnach 43,28 Kilometer, in Karlsruhe 37,28 Kilometer und in Hannover 31,62 Kilometer. Vom sogenannten Dresdner Rasengleis, wie es etwa im Bereich Wilhelmsplatz Bad Cannstatt sowie in der Alexanderstraße/Olgaeck umgesetzt wurde, hat man sich in der baden-württembergischen Landeshauptstadt mittlerweile allerdings aufgrund vieler Probleme mit dieser Bauart – unter anderem verstärkter Korrosionsschäden – wieder verabschiedet. Die SSB tüftelt jedoch an einem Alternativsystem in Teilfertigbauweise.

Die Grünen im Gemeinderat drücken derweil aufs Tempo: Bei Umbauarbeiten soll die Gleisbegrünung „die Regel und das Schotterbett die Ausnahme werden“, fordern sie in ihrem Antrag. Denn die Trassen lägen in der Regel entlang von Straßen, die keine Bäume, Büsche oder anderes Begleitgrün vorweisen können. Entsprechend würden sich im Sommer die Straßenschluchten aufheizen.