Gegen den Hertha-Keeper Marius Gersbeck ermittelt die Polizei. Foto: IMAGO/Metodi Popow/IMAGO/M. Popow

Torwart Marius Gersbeck ist aus dem Trainingslager von Hertha BSC abgereist. Zu Ermittlungen will sich der Zweitligist nicht weiter äußern. Trainer Pal Dardai macht mit seinem Programm weiter.

Zu ihrer Regenerationseinheit kamen die Profis von Hertha BSC mit dem Fahrrad ins Alois Latini Stadion in Zell am See. Die Idylle der österreichischen Berge ließ keinen Rückschluss auf Ärger beim Berliner Fußball-Zweitligisten zu. Unter dem Kommando des entspannt wirkenden Trainers Pal Dardai wurde die Einheit am Montag gut eine Stunde lang routiniert abgespult, dann folgte ein freier Nachmittag im Trainingslager. Das erneute Rumoren hinter den Kulissen war nicht zu spüren. 

Die Abreise von Torwart Marius Gersbeck hatte die Hertha zuvor in einer drei Sätze umfassenden Whatsapp-Nachricht kommuniziert. „Sportliche Leitung und Geschäftsführung werden die Situation nun unter Berücksichtigung der laufenden Ermittlungen gemeinsam intern auswerten“, teilten die Berliner am Montag darin mit. Weitere Äußerungen zu dem „Sachverhalt“ werde es nicht geben, hieß es von der Hertha. 

Gersbeck selbst oder sein Management haben sich bislang auch auf Anfrage zu den Ereignissen, die zu der Abreise führten, nicht geäußert. Über die Abreise des 28-Jährigen aus dem Teamhotel in Zell am See hatte zunächst die „Bild“-Zeitung berichtet. 

Die Landespolizeidirektion Salzburg hatte am Sonntag von einer gewalttätigen Auseinandersetzung in Zell am See in den frühen Morgenstunden berichtet. Dabei soll ein 28-Jähriger einem 22-Jährigen Verletzungen zugefügt haben, die im Krankenhaus behandelt werden mussten. Der 28-Jährige sei daraufhin von der Polizei vernommen worden. Die Hertha hatte zuvor polizeiliche Ermittlungen gegen einen namentlich nicht genannten Spieler bestätigt. 

In Testspielen war Gersbeck zuletzt teilweise Kapitän gewesen

Der gebürtige Berliner Gersbeck war in diesem Sommer für 300 000 Euro vom Karlsruher SC zu seinem Jugendverein zurückgeholt worden. Er gilt wegen seiner engen Kontakte in die Fan-Szene als mögliche Identifikationsfigur für den sogenannten Hertha-Weg, mit dem der Bundesliga-Absteiger aus der sportlichen und wirtschaftlichen Krise kommen will. 

In Testspielen war Gersbeck zuletzt teilweise Kapitän gewesen. Er gilt als potenzielle Nummer eins für die anstehende Saison in der 2. Liga. Im Trainingslager musste er zuletzt wegen einer Fingerverletzung pausieren. 

Auf der Torhüterposition hatten die mit multiplen Problemen beladenen Berliner nicht mit Schwierigkeiten gerechnet. Gleich sechs Schlussmänner standen beim Trainingsauftakt bereit. Rückkehrer Gersbeck und Tjark Ernst wurden zuletzt die besten Chancen auf den Stammplatz zugerechnet. 

Oliver Christensen, die Nummer eins der Vorsaison, und vor allem der von einer Leihe bei Schalke 04 zurückgekehrte Alexander Schwolow sollen bestmöglich abgegeben werden, um notwendige Transfererlöse zu erzielen. Robert Kwasigroch und Tim Goller gelten als Kandidaten für die U23 in der Regionalliga Nordost. Welche Auswirkungen die Abreise Gersbecks aus Österreich auf die Torwart-Hierarchie nun hat, war unklar. 

Wie der „Kicker“ berichtete, war Gersbeck nicht der einzige Hertha-Profi, der am Sonntag Zell am See verließ: Offensivmann Myziane Maolida reiste für Vertragsgespräche ab. Er steht demnach vor einem Leih-Transfer zum türkischen Club Ankaragücü.