Eric Gauthier hat auch sein Publikum zum Tanzen gebracht. Foto: Werner Kuhnle

Eric Gauthier, das Veeh-Harfen-Orchester, die Journalistin Peggy Elfmann, Uli Staudenmaier und der Chor „Foxes 4 C“ setzen die Auftaktveranstaltung „Woche der Demenz“ gekonnt in Szene.

Das Beispiel von Familie Stritter lehrt: Einmal gemachte Kontakte sollte man sich warm halten. Inès und Hans-Jürgen Stritter nämlich ist ein wahrer Coup gelungen. Sie haben einen der beliebtesten Ballett-Compagnie-Chefs Deutschlands nach Marbach gebracht: Eric Gauthier. „Und zwar ohne Gage“, wie der Leiter von Gauthier Dance am Samstag betonte, bevor er bei der Auftaktveranstaltung „Voller Lebensfreude… TrotzDEM“ anlässlich der „Woche der Demenz“ mit sechs Mitgliedern seines Ensembles – davon vier aus der Juniorcompagnie – tänzerische Furore auf die Bühne brachte.

Dass es überhaupt dazu gekommen ist, liegt an der 2015 gemachten Bekanntschaft. Damals waren die Stritters einem Aufruf gefolgt, der anlässlich des Tanz-Festivals „Colours“ in Stuttgart, 36 Laien suchte, die für die tänzerisch getaktete Ballübergabe von 7000 Bällen, die entsprechende Choreografie umsetzen sollten. „Eines Tages kam Eric und kündigte an: ihr seid die Ersten bei der Premiere“, erzählt Hans-Jürgen Stritter noch heute sichtlich beeindruckt. „Die Show war schon gut“, bestätigte Eric Gauthier vor rund 250 Stadthallenbesuchern.

Glücklich über die erfolgreiche Aktion

Die Besucher waren der Einladung der Awo-Ortsgruppe sowie der Projektgruppe „Demenzfreundliche Stadt“ gefolgt, um dem Thema Demenz mit ihrer Anwesenheit eine größere und wirkungsvolle Durchdringung innerhalb der Gesellschaft zu ermöglichen. Bereits im Foyer waren sie, mit einem Kranich als Geschenk, begrüßt worden. Der gebastelte Glücksbringer, der in Japan für ein möglichst langes und erfülltes Leben steht, war wochenlanger Grund, dass sich viele bastelfreudige Marbacher – sowie Einzelne aus anderen Gemeinden – dazu animiert fühlten, den filigranen Vogel zu falten. Monika Leber hatte den Impuls dazu gegeben und war sichtbar glücklich darüber, wie erfolgreich die Aktion war. „Es sind fast zweitausend Kraniche gefaltet worden“, verkündete sie stolz und erhielt im Gegenzug zahlreiche Dankesworte von Hans-Jürgen Stritter und Andrea von Smercek, Marbachs Ansprechpartnerin für das Bürgerschaftliche Engagement. Für Andrea von Smercek „ist Ausgrenzung von Menschen so schlimm“, dass sie sich für das kollektive Bewusstsein einsetzt, das deutlich macht: „Wir alle sind eine Gemeinschaft und jemand, der geistig abbaut, darf nicht ausgeschlossen werden“.

Aber auch Eric Gauthier engagiert sich im sozialen Bereich: indem er unter anderem seine Tanzkunst zu Menschen bringt, die ihn nicht im Theater besuchen können. Dafür wurde er im April 2015 mit dem Verdienstorden des Landes Baden-Württemberg ausgezeichnet. Mit seinem neuesten Projekt „Moves for future“ geht er in Schulen und versucht dort, was die Pandemie ins Rollen gebracht hat, nämlich die Bewegungsarmut, wieder zu stoppen.

„Der Mensch muss in Bewegung bleiben“

Denn Gauthiers Vater Serge, der über drei Jahrzehnte hinweg in Kanada zu Alzheimer & Co geforscht und an der Universität Mcgill gelehrt hat, vermittelte seinem Sohn folgende Überzeugung: „Der Mensch muss in Bewegung bleiben, geistig wie körperlich, um gesund zu bleiben.“ Sohnemann Eric will diese Botschaft weiter transportieren und ist überzeugt: „Der Tanz spricht mit dem Körper. Er bringt das Glück zu den Menschen, die ihn aktiv ausleben und zu denen, die ihn anschauen.“

Gemäß dieser Auffassung hat Eric Gauthier nicht allein seine Tänzerinnen und Tänzer für „bewegende“ Faszination sorgen lassen; er verwandelte schließlich auch die Zuschauer zu bewegenden Körpern, indem er sie beispielsweise Jamie Olivers Rezept von Spaghetti Carbonara mit weiten, ausgedehnten Körperbewegungen „nachkochen“ ließ. Der Spaß war ihnen sicher.