Der Haupteingang zur Höhle in 930 Meter Tiefe. Foto: Wolfgang Zillig - Wolfgang Zillig

Die Arbeitsgemneinschaft Cannstatter Höhlenforschung ist vor zehn Jahren auf dem bayrischen Untersberg bei Berchtesgaden erstmals in Deutschland in eine Tiefe von mehr als 1000 Metern abgestiegen.

Bad CannstattVor zehn Jahren sind Cannstatter Höhlenforscher auf dem bayrischen Untersberg erstmals in Deutschland in eine Tiefe von mehr als 1000 Metern abgestiegen. Ein Team der Arbeitsgemeinschaft Höhlenforschung Bad Cannstatt – ein Verein, der sich 1978 gegründet hatte – konnte damals in der „Riesending-Schachthöhle“ einen sehr engen Gangteil am bisherigen Höhlenende überwinden und bis in 1056 Meter Tiefe gelangen. Insgesamt wurden während der Expedition fast 800 Meter neue Gänge entdeckt und vermessen. Besonders eindrucksvoll sind eine mehr als 70 Meter lange Halle und ein 30 Meter langer See, der nur per Schlauchboot überquert werden kann. Sechs Jahre zuvor wurde begonnen, die Höhle systematisch zu erforschen und wissenschaftlich zu dokumentieren. Starker Luftzug und zahlreiche Fortsetzungsmöglichkeiten ließen vor zehn Jahren auf weitere Entdeckungen hoffen.

2012 wurde das „Riesending“ bei Berchtesgaden zur tiefsten Höhle Deutschlands erklärt und bis auf 1158 Meter Tiefe vermessen. 1981 wurde dort der „Cannstatter Schacht“ entdeckt und vermessen, 1996 das „Riesending“, dessen Erforschung noch immer nicht abgeschlossen ist. 2014 kam es zu einem Zwischenfall. Johann Westhauser, einer der erfahrensten und profiliertesten Höhlenforscher im Cannstatter Team, verunglückte in 900 Metern Tiefe im „Riesending“. Er wurde durch einen Steinschlag schwer verletzt. Seine spektakuläre Rettung sorgte für internationales Medieninteresse. Der Cannstatter Verein wurde massenhaft von Presse und TV-Sendern mit Anfragen nach Infos, Interviews und Fotos überschüttet.

Denn Alfred Kösling, der damalige Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft für Höhlenforschung (Arge) hatte sich auch ausgiebig mit dem Thema Rettung befasst. 1986 war er Gründungsmitglied und stellvertretender Vorsitzender der Höhlenrettung Baden-Württemberg. Zunehmendes Interesse an Höhlenerkundungen rechtfertigte auch Gedanken zu Rettungsmöglichkeiten. Fast 40 Jahre erkundet die Arge Bad Cannstatt jetzt die Karsthöhlen auf der deutschen Seite des Unterbergs. Unmengen Höhlen wurden vermessen. „Im Vergleich zum ‚Riesending’ sind die meisten Objekte klein“, so Kösling damals. „Oft handelt es sich nur um Hohlräume von wenigen Metern Länge.“ Erst 2002 gelang es beim „Riesending“, in einem engen Spalt zwischen Fels und Eis tiefer in die Höhle abzusteigen. Im Lauf der Jahre wurde ein weit verzweigtes Höhlensystem entdeckt mit bis zu 180 Meter tiefen Schächten, wasserdurchtosten Canyons und riesigen Hallen. Die Arge ist nach wie vor aktiv. 35 Personen haben sich Erforschung, Dokumentation sowie Schutz von Höhlen und Karsterscheinungen im In- und Ausland verschrieben.

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