Bis 2032 soll das überregionale Wasserstoffnetz fertig sein. Foto: dpa/Bernd Weißbrod

Die Kosten für diese überregionalen Leitungen liegen bei fast 20 Milliarden Euro. Der Bedarf an Wasserstoff dürfte im Südwesten höher sein als bisher geplant.

Für die wichtigsten Verbindungen eines künftigen deutschen Wasserstoffnetzes plant Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck mit 9700 Kilometern an Leitungen. Das sagte der Grünen-Politiker am Dienstag in Berlin bei der Vorstellung der Pläne für das sogenannte Wasserstoffkernnetz. Wasserstoff ist ein wichtiger Hoffnungsträger der Energiewende, der künftig helfen soll, den Ausstoß an Treibhausgasen unter anderem in der Industrie zu drücken.

Habeck verglich die Leitungen im Wasserstoffkernnetz mit Bundesautobahnen. In einem weiteren Schritt müssten dann weitere Verbindungen in die Fläche geplant werden, die Landes-, Bundes- oder Kreisstraßen entsprächen. Diese Aufgabe werden vermutlich vor allem Stadtwerke übernehmen.

Der Bund geht bei den Investitionen in Vorleistung

Das Netz wird nach Angaben Habecks zunächst überdimensioniert geplant werden, mit einer Ausspeisungskapazität von 270 Terawattstunden. Für das Jahr 2030 rechne man derzeit mit einem Bedarf von 95 bis 130 Terawattstunden. „Das heißt, wir planen für die Zukunft“, so Habeck.

Auf die Dauer gehe er davon aus, dass Deutschland 30 bis 50 Prozent seines Bedarfs an Wasserstoff selbst produzieren werde, der Rest müsse dann importiert werden. Das solle über Pipelines geschehen oder in Form von Ammoniak mit dem Schiff. Ein Teil der künftigen Wasserstoff-Importe soll aus Norwegen kommen, die Bundesregierung hofft aber auch auf afrikanische Länder wie Nigeria, wo mehr grüner Solarstrom zur Verfügung steht. Habeck betonte, dass Deutschland damit unabhängiger von Importen werde, als dies bei Öl, Gas und Steinkohle der Fall sei, wo fast 100 Prozent eingeführt würden.

Der Vorstandsvorsitzende der FNB Gas, Thomas Gößmann, bezifferte die Investitionskosten für das Kernnetz auf 19,8 Milliarden Euro. Diese Summe solle die Privatwirtschaft aufbringen. Da es aber zunächst relativ wenige Abnehmer geben wird, will der Staat über die nächsten 20 Jahre in Vorleistung gehen, um die Nutzung bezahlbar zu halten und den Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft zu fördern. Die FNB Gas ist der Zusammenschluss der überregionalen Gastransportunternehmen in Deutschland.

Im Südwesten sollen bis 2032 zwei überregionale Wasserstoff-Leitungen in Betrieb gehen. Die eine führt von Mannheim über Heilbronn in die Region Stuttgart – dabei soll eine bestehende Gasleitung umgewidmet werden. Sie könnte laut dem Netzbetreiber Terranets BW, einem Zweigunternehmen der EnBW, 2030 in Betrieb geben. Eine Verlängerung nach Ulm ist angedacht; diese Leitung müsste aber neu gebaut werden. Die andere kommt aus Bayern und könnte ab 2035 südlich von Ulm Richtung Bodensee führen; auch dafür soll eine Gasleitung entsprechend umgebaut werden.

Im Südwesten wollen viele Firmen mehr und schneller Wasserstoff

Eine Analyse des Stuttgarter Umweltministeriums hat vor wenigen Tagen ergeben, dass der Bedarf an Wasserstoff zwischen 2025 und 2040 doppelt so hoch sein wird als noch die letzte Abfrage vor zwei Jahren prognostiziert hatte. Zudem wurden jetzt Bedarfe bereits für die nächsten Jahre angemeldet.

EnBW-Sprecher Clemens von Walzel lobte die Pläne der Regierung, kritisierte aber: „Die Finanzierungsfrage ist mit den vorliegenden Eckpunkten noch nicht zufriedenstellend beantwortet. Hier besteht weiter Anpassungsbedarf.“