Ditzingen ist als Große Kreisstadt zu einer kommunalen Wärmeplanung verpflichtet. Foto: Werner Kuhnle

Die Ditzinger werden nächste Woche wohl den Beitritt zum Klimaschutzpakt des Landes beschließen und den Entwurf der kommunalen Wärmeplanung billigen – eine Herausforderung für Bürger und Verwaltung.

Die Wärmeplanung ist für die Große Kreisstadt gesetzlich vorgeschrieben, sie wird allein deshalb schon realisiert werden. Kein Mitglied im Ditzinger Gemeinderat stellt darüber hinaus die generelle Vorbildfunktion der Stadt in Abrede – der Gemeinderat wird allein deshalb am Dienstag den Betritt zum „4. Klimaschutzpakt Baden-Württemberg“ beschließen.

   

Was ist der Klimaschutzpakt? Weil sie davon ausgehen, beim Thema Klimaschutz eine besondere Verantwortung zu tragen, haben die baden-württembergische Landesregierung und die kommunalen Landesverbände vor acht Jahren den ersten Klimaschutzpakt geschlossen. Er wurde immer wieder erneuert. Der vierte Klimaschutzpakt gilt für die Jahre 2023 und 2024.

Der Pakt sollte der Umsetzung des gesetzlichen Auftrags dienen. Weil der Klimawandel voranschreitet, hatten die Koalitionspartner in ihrem bis 2026 geltenden Koalitionsvertrag vereinbart, Baden-Württemberg als Klimaschutzland zum internationalen Maßstab zu machen. Gesetzlich vereinbart ist, dass 2040 nur noch so viel Treibhausgas ausgestoßen werden darf, wie durch ein Absenken auch wieder abgebaut werden kann. Bereits 2030 muss eine Minderung um mindestens 65 Prozent erfolgen. Laut dem Klimagesetz haben die Kommunen eine Vorbildfunktion. Die Landesverwaltung hat sich deshalb zum Ziel gesetzt, bereits bis 2030 klimaneutral zu sein. Für die Kommunen regelt das Klimaschutz- und Klimawandelanpassungsgesetz, ihre Vorbildfunktion in eigener Verantwortung zu erfüllen. Wie es aus dem Ditzinger Rathaus heißt, seien bisher 533 der 1101 Kommunen dem Pakt beigetreten. Weil auch die Ditzinger ihre Vorbildfunktion sehen, wollen sie den Pakt ebenfalls unterzeichnen.

Was ist die Kommunale Wärmeplanung?

Im kommunalen Wärmeplan werden mögliche Handlungsstrategien und Maßnahmen dargestellt, um die Energieeffizienz zu steigern. Letztlich geht es um eine Abkehr von fossilen Brennstoffen hin zu regenerativen Energien. In dem Konzept hat die Stadt laut der Stadtverwaltung mindestens fünf Maßnahmen zu benennen, mit deren Umsetzung innerhalb von fünf Jahren begonnen werden soll. Kommunen mit bis zu hunderttausend Einwohnern haben den Wärmeplan bis Ende Dezember aufzustellen. Die bundesgesetzliche Regelung gelte hier nicht, nachdem die Wärmpläne erst bis Mitte 2028 aufzustellen sind. Die Planung wird regelmäßig überarbeitet.

   

Wie sehen die Ditzinger Ziele aus? Zunächst muss das Personal gefunden werden, um den kommunalen Wärmeplan überhaupt umzusetzen. Danach wird unter anderem ein Ausbauplan der Wärmenetze erstellt. Die Wärmenutzung der Kläranlage soll untersucht werden, um sie gegebenenfalls ebenso in ein Wärmenetz einzubinden. Dezentrale Wärmenetze dienen der Versorgung der angeschlossenen Gebäude mit Wärme zum Heizen und mit Warmwasser. Energieträger sind auch regenerative Energien. Außerdem sollen Langzeitspeicher und Photovoltaik-Freiflächenanlagen geprüft werden sowie Agri-Photovoltaik, also die gleichzeitige Nutzung der Fläche für Landwirtschaft und Photovoltaik. Die Stadt will Leitlinien erarbeiten, um Energie in städtischen Gebäuden zu sparen, die Gespräche mit den Stadtwerken intensivieren. Außerdem sollen die Bürger auch über Sanierungsmöglichkeiten informiert werden.

Was ist dabei die Herausforderung? Wie viel Energie die Stadt derzeit verbraucht, veranschaulichte diese Woche der externe Projektleiter Gerhard Lude im Ausschuss für Technik und Umwelt. Allein um die Ditzinger Kernstadt mit Wärme zu versorgen, müssten jede Woche 11,2 Tanklastzüge in die Stadt kommen. Auch wenn andere Gebiete keinen so hohen Energiebedarf haben, wurde deutlich, dass Vorranggebiete definiert werden. Zunächst rückt dabei laut Bürgermeister Ulrich Bahmer das Baugebiet „Ob dem Korntaler Weg“ in den Fokus. Zugleich gibt es Gespräche über eine Freiflächen-Solaranlage im Steinbruch. Gleichwohl werden sich laut dem Experten Wärmenetze nicht überall lohnen. Ziel ist in solchen Fällen die Versorgung der Einzelgebäude mit regenerativen Energien. Grundsätzlich ist die Kommune auf die Mitwirkungsbereitschaft der Bürger angewiesen, um Energie auch in den Privatgebäuden zu sparen. Notwendig wäre eine Sanierungsrate von fünf Prozent, man liege derzeit bei einem Prozent. Der Schöckinger Ortsvorsteher Michael Schmid (Freie Wähler) gab außerdem das Anliegen seiner Ortschaftsräte weiter, sich des Themas Geothermie annehmen zu wollen.

Für die Kommune liegt die Herausforderung nicht vorrangig im Finanziellen. „Es braucht die Manpower“, sagt Bürgermeister Bahmer. Doch die sei weder intern noch extern vorhanden, schließlich befänden sich alle Kommunen in derselben Situation. „Wir haben mehr als sehr gut zu tun mit den Themen, die sich aus der Wärmeplanung ergeben.“